Jim Kroft
Dass eine Künstlerszene wie eine große Familie sein kann, erfährt Jamie Page Croft, als er 2007 mit seiner Band Myriad Creatures von London nach Berlin zieht. In der dortigen Szene findet deren Retro-Indierock im Jahre 2009, als sie ihr Debüt "The Right Way To Do Wrong" veröffentlichen, einige Beachtung. Die Combo knüpft Kontakte, unter anderem zu Produzent Gordon Raphael (The Strokes), der ihren Erstling unterstützt.
Trotz medialer Aufmerksamkeit verlässt Croft im Mai 2010 sein Mutterschiff. Er hat neue Musiker kennen gelernt, die ihm mehr zusagen: Die Tacheles Art Community gewährt ihm Unterschlupf, als er nichts mehr hat.
Kurz nach seinem Austritt spielt er sein Solodebüt "Between The Devil And The Deep Blue Sea" ein. Die Bloggerszene hypt den Exilbriten, der nun unter dem Pseudonym Jim Kroft agiert. "Ist das das große, verschollene Album von Noel Gallagher?", fragt zum Beispiel das Tasty Fanzine.
Dass solche Worte beflügeln, spürt auch Kroft. Er befindet sich nahezu in einem kreativen Rausch, als er den Zweitling "The Hermit & The Hedonist" einspielt. Diesmal mixt Richard Wilkinson (Adele, Kaiser Chiefs) in den Konk Studios, das Mitglieder der Kinks gründeten. Sein Album ist eines der letzten, das die Studios passiert, bevor Ray Davies sie verkauft. Alle Voraussetzungen für erneuten Aufwind sind für Jim Kroft also geschaffen. Im Oktober 2011 steht "The Hermit & The Hedonist" in den Plattenläden.
Als Einflüsse nennt Kroft The Verve und Radiohead. Krofts Plan, die musikalischen Bausteine der 60er mit den modernen Klangmöglichkeiten zu kombinieren, mündet in einem Sound, der irgendwo zwischen den späten Beatles und der modernen Folk-Pop-Welle steckt.
Das zeigt sich auch auf dem im März 2013 erschienenen ersten Major-Album "Lunatic Lullabies", das mit detailverliebten Arrangements und facettenreichen Strukturen genau da weiter macht, wo der Vorgänger "The Hermit & The Hedonist" zwei Jahre zuvor aufgehört hat. Produziert von Matt Ingram (Lianne La Havas), erneut gemischt von Richard Wilkinson und gemastert von Matt Colton (Coldplay) präsentiert sich "Lunatic Lullabies" wie eine Reise ins musikalische Ungewisse.
Das passet zur Attitüde des Verantwortlichen, der seine Klangideen von Wachstum, Erneuerung, Abenteuer und Hoffnung an ein breites Publikum heran tragen will.
© Laut
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