Hurts
Eng sitzende Anzüge, akkurater Kurzhaarschnitt, ernster Blick: Hurts fallen allein schon wegen ihrer strengen Ästhetik auf. Mit ihrem Schwerpunkt auf Eleganz schafft es das Duo aus Manchester nicht nur binnen kürzester Zeit auf Clubbühnen, sondern auch auf die Berlin Fashion Week, wo man sie - rein äußerlich - auch eher vermuten würde.
Dass die vorwiegend in schwarzweiß gehaltenen Promofotos zwar nicht von Anton Corbijn, dafür aber von Ex-Dior-Designer Hedi Slimane stammen, facht den Anfang 2010 beginnenden Hype um Sänger Theo Hutchcraft und Keyboarder und Gitarrist Adam Anderson weiter an.
Zu diesem Zeitpunkt veröffentlicht die BBC ihre berühmte Liste der großen Pop-Hoffnungen des Jahres, auf der Hurts im oberen Drittel landen. Maßgeblichen Anteil an dieser Prognose haben die Titel "Wonderful Life" und "Better Than Love", die die ganze Bandbreite der melodramatischen Synthie Pop-Kunst des Duos aufzeigen.
Ihr an Bands vom Schlage Depeche Mode und Ultravox erinnerndes Sound-Update ruft bald New Order-Intimus Arthur Baker auf den Plan, der "Wonderful Life" öffentlichkeitswirksam für Kitsune mixt.
Zuvor spielen Hutchcraft und Anderson bereits in erfolglosen Bands zusammen. Bureau heißt eine, oder die Partyband Daggers. Sie leben mehrere Jahre von Arbeitslosenhilfe und Gelegenheitsjobs. "Wir hatten nichts", erzählt Hutchcraft. Aber: "Es war in Ordnung." Um sich ihre Würde zu bewahren, tauchen sie beim Amt im Anzug auf, wie sie erzählen. Eine Eigenheit, die Hutchcraft und Anderson in ihre Band übernehmen.
Zu diesem Zeitpunkt kennen sich die beiden schon einige Jahre, sie haben sich 2005 in Manchester kennengelernt. Anfangs kommunzieren sie nur über das Internet, schicken sich Songideen, Backing Tracks und Gesangsaufnahmen hin und her. Denn der eine wohnt in Salford, der andere in Longsight.
Es ist ein Glück für sie, dass sie auch räumlich zusammen kommen und die Chemie beim Schreiben stimmt. "Es ging fast mühelos", sagt Hutchcraft. "Die Songs fingen einfach an zu fließen." Und so kommt 2010 ihr Debütalbum "Happiness" auf den Markt. Medien und Fans reißen sich um die neue "Pop-Hoffnung"; Hurts nehmen den Trubel gelassen und bleiben distanziert und ein wenig unnahbar.
Warum sollten sie also ihren Stil ändern? 2013 erscheint "Exile", 2015 "Surrender" und 2017 "Desire". Allesamt Alben voller Songs, die in Pathos und dicken Synth-Arrangements baden. Das fünfte Studioalbum "Faith" bläst 2020 ins selbe Horn und geriert sich als Isolations-Corona-Album. Selbst die etwas angestrengte Promo samt Puzzles auf Telegram-Kanälen täuscht nicht darüber hinweg, dass die bewährte Formel von Hurts kommerziell funktioniert: Platz 9 in Deutschland und 21 im Vereinigten Königreich ist mindestens respektabel.
© Laut
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