Dawes
Old Shatterhand? The Traveling Bill Murrays? Bei derart abgedrehten Optionen kann die Folkrock-Band aus Los Angeles von Glück reden, dass Frontmann Taylor Dawes Goldsmith letztlich seinen Mittelnamen als Bandnamen wählte. Dawes – so hieß außerdem Taylors Großvater, der ihm und Bruder Griffin die Musik nahebrachte.
Hervorgegangen sind Dawes im Jahr 2009 aus der Band Simon Dawes. Als wichtigster Mitstreiter agierte damals Sänger und Gitarrist Blake Simon Mills, der die Band verließ, jedoch später bei den Alben "Stories Don't End" (2013) und "We're All Gonna Die" (2016) als Gast mitmischte.
Heute besteht Dawes aus dem Bruderpaar Taylor und Griffin Goldsmith, sowie aus Wylie Gelber und Lee Pardini. Taylor schreibt die Songs und leitet die Band als Sänger und Gitarrist. Griffin spielt Schlagzeug und steuert Backing Vocals bei. Gelber kümmert sich um den Bass und Lee Pardini um die Keyboards.
Zusammen entwickeln die Bandmitglieder den Dawes-Sound: "Wir sind ein lebendiger, atmender Organismus", betont Keyboarder Pardini, "Leute sagen gerne, das eine Album klinge so, das andere so, aber für uns klingt alles einfach nach Dawes. Wir machen Alben, um zu dokumentieren, wo wir zu dem jeweiligen Zeitpunkt stehen, aber es klingt immer nach Griff, Taylor, Wylie und mir".
Seit ihrem Debütalbum "North Hills" (2009), das den Vorort der Goldsmith-Brüder würdigt, zelebrieren Dawes direkten, melodisch pointierten Folkrock. Auf den Stufen der Sound-Perfektionierung der Alben "Nothing Is Wrong" (2011), "All Your Favorite Bands" (2015) oder "Good Luck With Whatever" (2020) huldigen Dawes immer wieder den harmonischen West Coast-Klängen der 70er Jahre, die als Laurel Canyon Sound berühmt wurden.
Markante Bezugspunkte bilden die kalifornischen Klangwelten von Jackson Browne, Creedence Clearwater Revival oder Crosby, Stills, Nash And Young. Mit Browne und Creedence-Frontmann John Fogerty haben Dawes sogar im Studio und auf Tour zusammengearbeitet. Aktuelle Westküstenbezüge liefern Indiefolk-Bands wie Band of Horses, The Head and The Heart oder Local Natives.
Großes Gewicht legen Dawes auf die Lyrics. Taylor Goldsmiths nachdenkliches Storytelling zeichnet einen positiven Realismus, der Graustufen herausstellt und hoffnungsfroh ausleuchtet. Persönliche Erfahrungen greifen über in philosophische Generationenbilder, die auch mal ins Politische reichen, wie auf dem Album "Passwords" (2018).
Gutes Songwriting sieht Taylor Goldsmith als Investition in eine lange Karriere. "Jeder Musiker zerbricht sich den Kopf: Bin ich als Sänger gut genug? Bin ich als Gitarrist gut genug? Aber wenn du gut genug als Songwriter bist, spielt das alles keine Rolle. Darauf habe ich es abgesehen". Die Einschätzung trifft Goldsmith mit Blick auf Bob Dylan, dessen Tour Dawes 2013 begleiten.
Ständig auf Tour – ob mit Großmeistern, auf Festivals oder in Fernsehshows – verfolgen die "road warriors" (Dawes auf ihrem Facebook-Profil) den Plan, möglichst viele Leute am Lagerfeuer zu versammeln. Das Lagerfeuer soll sogar ohne die direkte Anwesenheit der Band brennen.
"Ein Ziel von uns ist es einen Song zu schreiben, bei dem du Samstagnacht mit deinen Freunden zusammenkommst, die Gitarre herumgereicht wird und man unseren Song spielt", sagt Taylor Goldsmith, "Das ist die Art Band, die wir sein wollen".
© Laut
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