Conny
"Im Rap gibt es viele brachiale, selbstbewusste, kernige, männliche Gestalten, die Bart haben, cool angezogen sind und früher bestimmt Fußball gespielt haben." Conny gehört nicht zu besagten Protagonisten. Bereits seine zumeist rosa gefärbten Haare lassen sich als Absage an männliche Stereotype lesen. Und statt einem Ball hinterherzurennen, vertieft er sich lieber in feministische Literatur und reflektiert seine gesellschaftliche Rolle. "In der Popmusik gibt es viele zerbrechliche männliche Gestalten, im deutschen Rap gibt es sehr wenige davon. Deswegen würde ich das gerne sein."
Constantin Höft wird 1987 in Düsseldorf geboren. Bereits in der fünften Klasse lernt er seinen späteren Rap-Partner Maximilian Bohl kennen. Seine ersten musikalischen Schritte beschreitet er noch unter dem Pseudonym Jackpot. Als The Plot veröffentlicht er mit Elmäx ab 2006 "Alles Gute", "Alles Theater", "Eselsbrücke" und "Freunde Des Schlechten Geschmacks". Ende 2012 bewirbt sich die Crew beim Online-Turnier VideoCrewBattle, für das sie acht Musikvideos produzieren. Im Finale setzen sich die Rapper gegen die Royal Family durch.
Das Duo benennt sich in Der Plot um. Mithilfe von Crowdfunding sammeln sie die finanziellen Mittel ein, um ihr Album "Mit Der Concorde Über Den Atlantik" zu finanzieren und über ihr eigenes Label Sweeep Records zu veröffentlichen. 2014 tritt Conny auf dem Splash!-Festival auf. Parallel zu seinen musikalischen Ausflügen studiert er Philosophie und Informationsverarbeitung. Anschließend macht er sich als Software-Architekt und Projektleiter selbstständig. Er gründet mit zwei Kommilitonen in Köln eine Medienagentur, die sich auf Online-Shops spezialisiert.
Doch die Arbeit als Entwickler füllt ihn nicht aus. Ausgestattet mit einem finanziellen Sicherheitspolster steigt er 2018 der Agentur aus, um sich neuen Aufgaben zu widmen. "Für mich war es wichtig, meine Komfortzone zu verlassen. Ich bin ein privilegierter, weißer Cis-Mann – ich habe eine riesige Komfortzone. Trotzdem war es unangenehm, sie zu verlassen", erklärt Conny seine Beweggründe gegenüber Rap.de. "Ich hatte Zeit, zu lesen, zu schreiben, politische Geschehnisse zu verfolgen und darüber nachzudenken, wer ich sein möchte und was ich machen möchte."
Mit freiem Kopf schreibt er ein Theaterstück, das sich an Fitzgeralds "The Great Gatsby" orientiert. In "Lieder Über Lara" spielt er den einsamen Louis, der nach "der Idee des Verliebtseins" strebe. Das Metropol Theater Köln bringt das Stück auf die Bühne, Conny schreibt eine EP als passenden Soundtrack zur Handlung. Mit dem gleichsam nachdenklichen Pimf veröffentlicht er 2019 die EP "Stadtlandflucht", bevor er mit Langzeitpartner Elmäx das Werk "Biedermann & Brandstifter" folgen lässt, das sich von MeToo bis Rechtspopulismus mit den wirkmächtigen Themen der Zeit auseinandersetzt.
2021 wagt sich Conny an sein Debütalbum, das gleich zu einer Trilogie ausufert. Im Zentrum stehe dabei laut Pressetext "ein junger Mann, der am Beginn des dritten Jahrzehnts der 2000er Jahre vor einem Scherbenhaufen seiner Identität" stehe. Mit Texten über Feminismus und Existenzialismus sowie durchdachten visuellen Umsetzungen wie "Drake Ist Auch Nicht Glücklich" eröffnet "Manic Pixie Dream Boy, Vol. 1" im Mai den Reigen. Ein Jahr später folgt der zweite Teil, auf dem er sich als "Antagonist seines alten Ichs" mit "verinnerlichten toxisch-männlichen Wesenszügen" inszeniert.
© Laut
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