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Am Anfang ist der Wind. Deutlich zu hören, überspielt von einer Gitarre und einem Pfeifen, und das Hirn fängt an, Bilder zu malen. Eine Ebene, über die der Wind fegt. Der Film im Kopf zeigt eine weiße Kirche im Hintergrund. Eine Horde wilder Reiter mit großen Schnurrbärten und noch größeren Sombreros reitet Unheil verkündend auf die Kirche zu, in dem Moment, als die Hochzeitsgesellschaft vor die Tür ins gleißende Licht tritt. Die Braut ist wunderschön, der Bräutigam stolz, ganz in Schwarz gekleidet. Er ist geblendet vom Licht und vom Glück, so dass er sein Ende nicht gleich sieht. Er muss sterben, und als er die Reiter sieht, weiß er das auch.
Doch das ist kein Spaghettiwestern, und nach einer guten Minute legen Two Gallants los. Sie singen, oh Wunder, von Sünde und Verbrechen. Murder Ballads. Love God Murder. In der Tat erscheint es, als hätten sie das Storytelling-Talent eines Nick Cave und die Düsternis eines Johnny Cash mit der Muttermilch aufgesogen. Der großartige Auftakt "Las Cruces Jail" weist weitere Parallelen mit dem Man in Black auf: Two Gallants singen davon, sie hätten eingesessen, wegen Mord. Folsom Prison, ick hör dir trapsen.
Two Gallants einen Abklatsch zu unterstellen, wäre allerdings ein kollossaler Fehler. Im Gegenteil, das Duo Stevens und Vogel entwickelt eine überzeugende songwriterische Eigenständigkeit, die zwar Parallelen zulässt, aber genauso den Hörer nie die Originalität des Geschaffenen anzweifeln lässt. Country und Folk ist musikalisch ein Einfluss, das Songwriting eines ziemlich versoffenen Dylan ebenso wie die Intensität eines Conor Oberst. Jeder Song erzählt eine Geschichte, traurig, hoffnungslos und herzzerreißend schön.
Geschichten von gefallenen Charakteren ("Some Slender Rest"), von Verfehlungen ("Las Cruces Jail"), düsteren Abgründen, die man besser nicht näher kennt ("Long Summer Day") und vergangenen Lieben ("Threnody In Minor B"). Von Geborgenheit und Verlust. Dankenswerterweise kümmern sich die Zwei ungehobelten Barden nicht um ein drei Minuten dreißig Sekunden-Songgerüst, sondern geben den Stücken Zeit, sich zu entwickeln. Epische Geschichten brauchen eine epische Ummantelung. Wenn man den rauhen Stimmen lauscht, vergehen auch neun Minuten wie im Flug.
Two Gallants beweisen ein traumwandlerisch sicheres Gespür für den richtigen Ton, beim Klagelied "Threnody" ist einem wirklich zum Heulen, wenn man am Ende endlich versteht, worum es hier geht. Wenn die Schmerzensschreie verhallen, das Klagen verebbt und die Frage im Raum hängen bleibt: "Could that be you my love, your dust upon the wind?" Musikalisch brechen sie nur selten aus aus den ruhigen Tönen, zum Beispiel bei "16th St. Dozens", wenn sie sich in einer kakophonischen Noiseattacke verlieren und zum Schluss über lärmigen Folkpunk zu Skapunk finden.
Mit ihrem zweiten Album "What The Toll Tells" ist Two Gallants gleich ein ganz großer Wurf gelungen. Ein nicht unbedingt leicht zugängliches Album, das aber mehr Freude bereitet, je öfter man es hört. Das einem sicher auch noch beim fünfzigsten Hören einen Schauer den Rücken herunterjagt. Und das wieder einmal zeigt, dass man nicht unbedingt einen Bass braucht, um großartige Soundwelten zu kreieren.
© Laut
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Two Gallants, MainArtist - Two Gallants Music (ASCAP), MusicPublisher
2006 Saddle Creek 2006 Saddle Creek
Two Gallants, MainArtist - Two Gallants Music (ASCAP), MusicPublisher
2006 Saddle Creek 2006 Saddle Creek
Two Gallants, MainArtist - Two Gallants Music (ASCAP), MusicPublisher
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2006 Saddle Creek 2006 Saddle Creek
Albumbeschreibung
Am Anfang ist der Wind. Deutlich zu hören, überspielt von einer Gitarre und einem Pfeifen, und das Hirn fängt an, Bilder zu malen. Eine Ebene, über die der Wind fegt. Der Film im Kopf zeigt eine weiße Kirche im Hintergrund. Eine Horde wilder Reiter mit großen Schnurrbärten und noch größeren Sombreros reitet Unheil verkündend auf die Kirche zu, in dem Moment, als die Hochzeitsgesellschaft vor die Tür ins gleißende Licht tritt. Die Braut ist wunderschön, der Bräutigam stolz, ganz in Schwarz gekleidet. Er ist geblendet vom Licht und vom Glück, so dass er sein Ende nicht gleich sieht. Er muss sterben, und als er die Reiter sieht, weiß er das auch.
Doch das ist kein Spaghettiwestern, und nach einer guten Minute legen Two Gallants los. Sie singen, oh Wunder, von Sünde und Verbrechen. Murder Ballads. Love God Murder. In der Tat erscheint es, als hätten sie das Storytelling-Talent eines Nick Cave und die Düsternis eines Johnny Cash mit der Muttermilch aufgesogen. Der großartige Auftakt "Las Cruces Jail" weist weitere Parallelen mit dem Man in Black auf: Two Gallants singen davon, sie hätten eingesessen, wegen Mord. Folsom Prison, ick hör dir trapsen.
Two Gallants einen Abklatsch zu unterstellen, wäre allerdings ein kollossaler Fehler. Im Gegenteil, das Duo Stevens und Vogel entwickelt eine überzeugende songwriterische Eigenständigkeit, die zwar Parallelen zulässt, aber genauso den Hörer nie die Originalität des Geschaffenen anzweifeln lässt. Country und Folk ist musikalisch ein Einfluss, das Songwriting eines ziemlich versoffenen Dylan ebenso wie die Intensität eines Conor Oberst. Jeder Song erzählt eine Geschichte, traurig, hoffnungslos und herzzerreißend schön.
Geschichten von gefallenen Charakteren ("Some Slender Rest"), von Verfehlungen ("Las Cruces Jail"), düsteren Abgründen, die man besser nicht näher kennt ("Long Summer Day") und vergangenen Lieben ("Threnody In Minor B"). Von Geborgenheit und Verlust. Dankenswerterweise kümmern sich die Zwei ungehobelten Barden nicht um ein drei Minuten dreißig Sekunden-Songgerüst, sondern geben den Stücken Zeit, sich zu entwickeln. Epische Geschichten brauchen eine epische Ummantelung. Wenn man den rauhen Stimmen lauscht, vergehen auch neun Minuten wie im Flug.
Two Gallants beweisen ein traumwandlerisch sicheres Gespür für den richtigen Ton, beim Klagelied "Threnody" ist einem wirklich zum Heulen, wenn man am Ende endlich versteht, worum es hier geht. Wenn die Schmerzensschreie verhallen, das Klagen verebbt und die Frage im Raum hängen bleibt: "Could that be you my love, your dust upon the wind?" Musikalisch brechen sie nur selten aus aus den ruhigen Tönen, zum Beispiel bei "16th St. Dozens", wenn sie sich in einer kakophonischen Noiseattacke verlieren und zum Schluss über lärmigen Folkpunk zu Skapunk finden.
Mit ihrem zweiten Album "What The Toll Tells" ist Two Gallants gleich ein ganz großer Wurf gelungen. Ein nicht unbedingt leicht zugängliches Album, das aber mehr Freude bereitet, je öfter man es hört. Das einem sicher auch noch beim fünfzigsten Hören einen Schauer den Rücken herunterjagt. Und das wieder einmal zeigt, dass man nicht unbedingt einen Bass braucht, um großartige Soundwelten zu kreieren.
© Laut
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 9 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 00:59:42
- Künstler: Two Gallants
- Label: Saddle Creek
- Genre: Pop/Rock Rock
2006 Saddle Creek 2006 Saddle Creek
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