The Song Is You

Albumbeschreibung

Mit der Veröffentlichung dieser wunderschönen Platte wird gleichzeitig eine seltsame Anomalie behoben, indem sie Fred Hersch - zweifellos einer der wichtigsten Jazzpianisten der letzten vierzig Jahre - endlich die Gelegenheit bietet, für das Label ECM aufzunehmen, das bei Klavierliebhabern für seinen außergewöhnlich reichen Katalog bekannt ist. 

Diese "Premiere" beschreitet der Pianist allerdings nicht allein, sondern im Duo (eine seiner bevorzugten Konfigurationen), in einem freien und improvisierten Austausch mit einem Heiligen unter den Trompetern, dem Italiener Enrico Rava. In einem privilegierten Raum dieses intimen Konzepts, in der die Selbstentblößung leichtes Spiel hat, finden die beiden Musiker unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Kultur, die jedoch seit Jahren die gleiche Liebe zum Jazz und seiner Geschichte verbindet, spontan (wieder) zueinander. Dabei konzentrieren sie sich auf das Wesentliche: die Vorliebe für Melodie und Kantabilität, harmonische Raffinesse, Sinn fürs einander Zuhören und den Einsatz der Litotes in ihrer Musik. In einem sorgfältig ausgewählten Repertoire, das freie Improvisationen und Originalkompositionen miteinander verbindet, finden sich eine wunderbare Coverversion von Carlos Jobims Retrato em Branco e Preto, eine Handvoll unsterblicher Standards (I'm Gettin Sentimental, The Song Is You) und zwei Themen von Thelonious Monk (Misterioso, 'Round Midnight), die wunderbar evoziert/erforscht/neu erfunden wurden. Fred Hersch stellt hier die ganze Zartheit seines Anschlags und seine Wissenschaft der Orchesterdynamik in den Dienst des gesanglichen Spiels von Enrico Rava. Dieser legt eine kontrollierte Zerbrechlichkeit, hedonistische Sinnlichkeit, aber auch Verspieltheit und Freiheit an den Tag. Die beiden Männer, die mit Genuss in die Quellen ihrer Kunst eintauchen (dieses absolute Vergnügen, sich in Musik zu unterhalten!), haben ein ebenso einfaches wie wertvolles Album geschaffen und beweisen, dass die Suche nach Schönheit der beste Weg zur Wahrheit sein kann. © Stéphane Ollivier/Qobuz