Now

Albumbeschreibung

Ein Schlagen der Klappen, ein Schnauben der ersten Staccato-Töne, ein stiebendes Gewirr an gezupften Basstönen und schrillen Einwürfen des Akkordeons. In der Tat setzt Angelika Niesciers neue Scheibe auf Rhythmen, die nicht nur dem Jazz entliehen sind, sondern auch Volks- und Populärmusiken. Oft fühlt man sich an Tänze erinnert, aber es sind solche, die Kobolz schlagen und sich im wilden Kreiseln verlieren – der unglaublichen Finesse der Instrumentalisten hingegeben.
Angelika Niescier, zweifellos eine der wichtigen Saxophonist(inn)en nicht nur in Deutschland, hat sich auf die ungewöhnliche Triobesetzung mit Kontrabass und Akkordeon eingelassen. Dabei verdankt sich die Formation einer Zufallsbekanntschaft: Anlässlich eines Kompositionsauftrags für das „Südtirol Jazzfestival Alto Adige“ stieß Niescier auf den Bassisten Stefano Senni und den Akkordeonisten Simone Zanchini, zwei Stimmen aus dem quirligen italienischen
Jazzpool. Und wie dort üblich klingt das Ganze ein wenig schräg, immer aber melodisch und musikantisch. „Hochkonzentriert, aufregend, dabei entspannt“ – so beschreibt die Saxophonistin schon das erste Treffen mit den beiden. Die gemeinsame CD hat den programmatischen Titel „NOW“.
Und tatsächlich scheint die Musik dem Jetzt entsprungen, so unmittelbar und frontal wie sie den Hörer ergreift. Träumerisch kann es auch mal zugehen, wenn die Akkordeontöne sich elegisch im Raum verlieren, Nescier sparsame Linien hinzufügt. „Then“ heißt dieser Song, der wie eine kleine Weise klingt. So eng gefasst die rhythmisch vertrackten Stücke sind, so viel Raum geben sich die Musiker in den Soli. Freie Intuition und ausgetüftelte Texturen gehen hier eine schöne Symbiose ein.

© Urbach, Tilman / www.fonoforum.de