In These Times

Makaya McCraven

Erschienen am 23.09.22 bei XL Recordings
Künstler: Makaya McCraven
Genre: Jazz

Verfügbar in

24-Bit/44.1 kHz Stereo

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Der Chicagoer Perkussionist Makaya McCraven tritt mit seinem neuesten Album, das von seinem langjährigen Label International Anthem sowie von Nonesuch und XL Recordings gemeinsam veröffentlicht wird, in eine höhere Liga ein. Und da McCraven eine größere Bühne und ein helleres Rampenlicht für seine Arbeit erhält, tut er genau das, was man erwarten würde: Er bleibt genau so bilderstürmerisch und zukunftsorientiert wie auf seinen vorherigen Veröffentlichungen. McCraven, der immer noch in einem dem Jazz sehr nahe liegenden Modus arbeitet, hat mit In These Times den reizüberflutenden, hirnvernebelnden Soundtrack zu "diesen Zeiten" geschaffen, in denen wir ihn alle gut gebrauchen konnten. McCraven beruft sich wieder einmal auf sein Markenzeichen: Er arbeitet mit einer Vielzahl von Musikern zusammen, lässt sie improvisieren und seine Originalkompositionen erweitern und nimmt dann die kilometerlangen Tonbänder (oder Terabytes an Daten), die während dieser Marathon-Sessions aufgenommen wurden, um sie neu zu bearbeiten und in einen neuen Kontext zu setzen, sodass sie völlig organisch klingen. Obwohl der Ansatz seinen früheren Werken ähnelt, sind die Ergebnisse trotzdem innovativ. Der Klang ist durchweg warm und sanft, aber auch ungeformt, leicht schräg und träumerisch. McCravens unverwechselbarer Perkussionsansatz ist durchgängig präsent und zusammen mit Brandee Youngers überschwänglichem Harfenspiel (das auf Lullaby einen unglaublichen Auftritt hat) so ziemlich das einzige konstante Element. Stattdessen bietet das Album zahlreiche Überraschungen; sei es der Bass auf The Fours, der die Melodie führt, eine Flöte, - eine Flöte! - die als i-Tüpfelchen bei den üppigen 70er-Jahre-Fusion-Vibes von Dream Another verwendet wird oder Holz- und Blechbläsersätze über längere Takte einzusetzen, was den angeblichen "Jazz" dieses Albums eher in den Hintergrund rückt. McCraven ist auf In These Times unerbittlich experimentell.

Das Ergebnis ist eine reiche und bemerkenswert detaillierte Klanglandschaft, die oft eher vergeistigt als dissonant ist, aber nie einfach oder geradlinig. Nur bei dem zum in die Hände klatschen anregenden So Ubuji bekommt der Hörer etwas vorgeführt, das auch nur annähernd einer Standard-Songstruktur entspricht, und selbst in diesem Moment löst es sich nach etwa der Hälfte in etwas Diffuses und Unscharfes auf. McCravens sorgfältige Technik lässt die Hintergründe seines Prozesses nie sichtbar werden. Und sollte man meinen, sie entdeckt zu haben - wie bei dem überspannten davonlaufenden High Fives -, dann steht diese Enthüllung immer im Dienste der Komposition. Das Herzstück - und die erste Single Seventh String - fasst den Ansatz und die Stimmung von In These Times treffend zusammen. Es ist der Klang ängstlicher Melancholie, bei dem sanfte Vibraphonklänge und mitreißende Streicher mit einem zittrigen, futuristischen Schlagzeugpart und einer himmlischen Flötenlinie um Klangraum konkurrieren. Eine solche Kombination klingt nach wirrem Chaos, aber in McCravens geschickten Händen fügen sich alle Einzelteile auf prächtige Weise zusammen. © Jason Ferguson/Qobuz

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