Nada Surf
I'm head of the class / I'm popular / I'm a quarter back / I'm popular / My mom says I'm a catch / I'm popular / I'm never last picked / I got a cheerleader chick. Den Song vom Debüt "High/Low" kann wohl jeder mitsingen, der zwischen 1996 und der Jetztzeit einen Fuß in eine Indiedisco gesetzt hat.
Der New Yorker Matthew Caws (Vocals, Gitarre) betreibt mit Daniel Lorca (Bass), der als Kind aus Spanien nach New York kommt, mehrere Schülerbands. Zu "Nada Surf" - ein spanischer Begriff dafür, sich aus einer Depression zu befreien - werden sie 1993. Eine erste Single entsteht. Da Daniel zu diesem Zeitpunkt gerade in Spanien ist, schickt Matthew ihm einige Kopien nach Europa. Mit diesen klopft der Bassist dort bei verschiedenen Labels an.
Zurück in New York hat er einen Vertrag in der Tasche. Sie nehmen den ersten Nada Surf-Longplayer auf. Doch gerade als dieser fertig ist, verlässt ihr Drummer die Band, das europäische Label tritt vom Vertrag zurück. Doch ein Tape der Aufnahmen gerät in die Hände Ric Ocaseks (u.a. Weezer-Producer). Er will, dass Nada Surf das Material noch einmal aufnehmen.
Man holt sich Ex-Fuzztones-Schlagzeuger Ira Elliot und beginnt mit dem Re-Recording. Das Label Elektra bietet ihnen einen Vertrag an. Im Juni 1996 veröffentlichen Nada Surf dort "High/Low", die Single "Popular" bekommt Dauerrotation bei MTV. Endlich darf die Band auf eine ausgedehnte Tour gehen.
1998 haben Mathew, Daniel und Ira ihr zweites Album "The Proximity Effect" fertig. Die Ernüchterung lässt nicht lange auf sich warten: Der Plattenfirma fehlt die Hitsingle, das Album ist ihr zu düster. Die Platte kommt nur in Europa auf den Markt, Amerikaner können es lediglich als Import erstehen. Man will sich von der Plattenfirma lösen. Mehr als zwei Jahre dauert es, bis sich Band und Label auf eine Vertragsauflösung einigen.
2002 ist ihr drittes Album "Let Go" fertig. Wunderschöne, charmante und nicht zu perfekte Liebeslieder. Immer ein wenig verzweifelt sind die Texte - Perlen des traurigen Gitarrenpops. Doch auch diese Mal ist das Label nicht so recht zufrieden. Virgin bringt noch die Live-Platte "Live In Brussles" auf den Markt, bevor sich Nada Surf auch von der Virgin/EMI verabschieden.
Eine neue Heimat finden die Amerikaner ausgerechnet in Deutschland. Auch City Slang ist gerade bei Virgin/EMI ausgeschieden (allerdings freiwillig), um wieder als eigenständiges Indielabel zu agieren. Sie nehmen Nada Surf mit offenen Armen auf und veröffentlichen im September 2005 das vierte Studioalbum "The Weight Is A Gift".
Fast zweieinhalb Jahre lässt sich die Band Zeit für das fünfte Werk "Lucky" Zeit. Lorcas Heim in Brooklyn bietet ihnen nun das schützende Dach, unter dem die Songideen wachsen können. Unter geringem Druck entsteht schließlich Material, das in Seattle aufgenommen wird.
Dabei klopft immer mal wieder ein Musiker an die Tür, um kleine Teile zum Gesamtkunstwerk beizusteuern: Ben Gibbard schaut rein (Death Cab For Cutie), Martin Wenk (Calexico) instrumentiert ein kurzes Bläserstück für "Ice On The Wing", Songwriter Ed Harcourt schickt in London eingespielte Klavierparts über den Atlantik.
Weitere zwei Jahre später überrascht das Trio ihre Fangemeinde mit einem lupenreinen Cover-Album. Auf "If I Had A Hi-Fi" verneigen sich die Drei vor illustren Ikonen wie Depeche Mode und Kate Bush, ehe man sich im Jahr 2011 wieder mit eigenen Ideen beschäftigt.
Für das Album "The Stars Are Indifferent To Astronomy" nehmen Nada Surf mit Doug Gillard (Guided By Voices) erstmals die Hilfe eines zweiten Gitarristen in Anspruch. Die Band nimmt die Scheibe in New York auf, und kommt nach vielen Jahren endlich in Einklang mit eigenen Vorstellungen: "Wir haben immer vergeblich versucht, unseren rohen Livesound irgendwie ins Studio zu transportieren. Jetzt haben wir es endlich geschafft."
Gillard beteiligt sich auch an dem Nachfolger "You Know Who You Are" von 2016. Danach beschränken sich seine Aktivitäten für die Band auf Live-Auftritte. An seine Stelle tritt ein langjähriger Weggefährte, der Keyboarder Louie Lino. Der drückt "Never Not Together" von 2020 seinen recht gewöhnungsbedürftigen Stempel auf. Ansonsten gibt es gewohnt gitarrenpoppige Musik und leichtfüßige Refrains.
© Laut
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