Tracé provisoire

Dominique Pifarély Quartet

Erschienen am 03.06.16 bei ECM Records
Künstler: Dominique Pifarély Quartet
Genre: Jazz

Digitales Booklet

Verfügbar in

24-Bit/88 kHz Stereo

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Vielen mag entgangen sein, dass dieser große Geiger im letzten Jahr ein bahnbrechendes Album mit unbegleiteten Soli vorlegte, das „Time Before And Time After“ heißt. Dank dieses Albums tourte er solo durch viele Länder Europas und Asiens. Dann kam die Nachricht von der Gründung eines neuen Quartetts. Dessen erste Aufnahme vom Juli 2015 ist Chamber-Jazz auf höchstem Niveau. Dominique Pifarély setzt die große Tradition der französischen Jazzgeiger fort, ohne sich auf Jean-Luc Ponty oder Didier Lockwood zu beziehen – so wenig wie Ponty auf Grappell. Aber während Ponty und Zbigniew Seifert für ihre Selbstfindung viel dem Sopransaxofonspiel John Coltranes verdankten, ist bei Pifarély alles aufs Instrument und die eigene Suche, aber auch auf Neue Musik und Bach fokussiert.
Was dieses Quartett vorführt, ist ein hochdynamisches, kontrastreiches Interagieren, einem jahrelangen Experimentieren (mit Klängen, Gesten und Formen, vielen Begegnungen mit Künstlern aller Sparten in Paris) und zudem einem breiten Interesse an Gegenwartskunst geschuldet nebst einer dezidiert zeitkritischen Haltung. Es ist nichts weniger als ein unerbittliches Forschen nach einer neuen Ästhetik, der Befreiung von Klischees und leeren Klanghülsen, historischem Ballast und falschem Schein. Ein Fluchtversuch aus dem allgemeinen Blah-blah oder Jazz als Entschlackungskur für die Seele sowie Ermutigung zur Kontemplation.
Daher vielleicht der Titel der CD: ein vorläufiges Skizzieren eines neuen Weges; ein Entwurf, nichts mehr, aber auch nichts weniger. Die Titel nannte er „Das ausgelöschte Volk“, „Der Blick des Lenz“, „Welle“ und „Alles hat schon begonnen“. Vier große Musiker erfinden etwas für das, was um uns herum passiert. Die Momente des Innehaltens, wie hier die Musik im Moment nachzudenken scheint – das ist so spannend mitzuerleben, dass man bisweilen fast den Atem anhält.

© Lippegaus, Karl / www.fonoforum.de

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