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Angesichts des aktuellen Hypes um die Eisernen Jungfrauen möchte man rufen: Leute, bleibt auf dem Teppich! Die grassierende Hysterie sagt in der Tat eher etwas über den Journalismus als über die Qualität des neuen Maiden-Albums aus. Auch wenn die überlange Spielzeit verteilt auf zwei CDs nach Superlativen schreit: Ihre goldenen Zeiten waren, sind und werden immer die Achtziger bleiben.
Man muss aber auch anfügen, dass Harris und Co. mit "No Prayer For The Dying" nur eine richtige Scheiß-CD verbockt haben. Die Bayley-Platten der Neunziger gerieten besser als ihr Ruf. Seit "Brave New World" musizieren die Briten sowieso jenseits aller Konventionen. Imposant, fast schon mirakulös, wie die NWOBHM-Heroen sich das Etikett "progressiv" erwarben, ohne wirklich progressiv zu sein.
Die Herren verfügen über solides, Rock-basiertes Harmonie- und Melodieverständnis, ohne großartig in die Irre zu führen. Die Longtracks fallen eher episch und mit einem Hang zum dramaturgischen Storytelling aus und verlieren sich nicht in pseudovirtuosen, metrisch-rhythmischen Muskelspielen. Instrumental zeigen die drei Amigos, von Harris grundiert und von Mc Brain angetrieben, ihr Können, behalten dabei jedoch stets die Melodie im Auge.
Die drei überlangen Stücke auf "The Book Of Souls" treffen ausnahmslos ins Schwarze: Steve Harris macht bei seinem Alleingang "The Red And The Black" Anleihen bei den Überepen "The Clansman", "Sign Of The Cross" und "Rime Of The Ancient Mariner". Der Titeltrack, eine Gers-Harris-Kollabo, knüpft nahtlos an die letzten gemeinsam ausgeheckten Highlights auf "The Final Frontier" und "A Matter Of Life And Death" an. Dickinsons Überrasschungsopus "Empire Of The Clouds" befasst sich mit einem der frühesten Desaster der zivilen Luftfahrt.
Ein jeder besinnt sich auf seine Stärken: Adrian Smith haut im Wechsel mit Dickinson und Harris fünf Singlekandidaten heraus, die mit untrüglichem Gespür für rockige Riffs und Hit-Melodien punkten. Gerade bei diesen kürzeren Stücken entsteht der Eindruck, man wolle sämtlichen Erfolgsnummern der Briten Tribut zollen. Textlich geben sich Iron Maiden in der Robin Williams-Hommage "Tears Of A Clown" nachdenklich.
Jannick Gers' Arbeiten fallen immer folkloristisch und verspielt aus, wie zum Beispiel der Titeltrack vorführt. In "Shadow Of The Valley" verliert er sich gar "Somewhere In Time", insbesondere mit seinem an "Wasted Years" angelehnten Einstiegs-Lick.
Die Ideen des großen Schweigers Dave Murray wirken verträumt und impressionistisch. "The Man Of Sorrows" entpuppt sich trotz seiner vergleichsweise kurzen Spielzeit von sechseinhalb Minuten zusammen mit "Empire Of The Clouds" als der abwechslungsreichste Song. Er deckt von balladesk bis kraftvoll und impulsiv bis nachdenklich ein breites Spektrum ab.
Klar gibt es auch auf der neuen Platte Billig-Synthies. In dem Moment, in dem man entnervt denkt: "Harris, lass' die scheiß Keyboards im Schrank!", kitzeln in "Empire Of The Clouds" Piano (von Bruce persönlich eingespielt), Streicher und Bläser die Emotionen. Der längste Song der Band-Historie beginnt wie eine Dickinson-Ballade, schwappt dann über die Ufer, flutet Herz und Hirn und dringt in Bereiche vor, die man der Band gar nicht zugetraut hatte.
Konzeptuell widmen sich Harris und seine Mitstreiter - ganz einem Alterswerk angemessen - dem großen Ganzen und beleuchten das Leib-Seele-Problem aus vielen unterschiedlichen Perspektiven. Das ewige Suchen, Memorieren, Vergessen, Finden und Interpretieren. Der Begriff der Seele bildet den Ausgangspunkt. "Here is the soul of a man", so lauten die ersten Worte von Dickinson in der einprägsamen Hymne "If Eternity Should Fail".
Ist der Mensch eine zufällige, aus Biomasse bestehende Laune der Natur? Ist er mit einer unsterblichen Seele ausgestattet? Besitzt er ein Bewusstsein für Gut und Böse, wie es viele Religionen nahelegen? Ein Thema, das etwa der Titelsong aufgreift, wenn er die Maya-Kultur beleuchtet. Diese steht zudem Pate für Eddies Auftritt auf dem Cover als blutrünstiger Krieger. Natürlich mit der entsprechenden künstlerischen Freiheit, die sich Maiden bei der Rezeption von kulturellen Artefakten und Ikonen gerne nehmen.
Die Beseelung findet auch auf musikalischer Ebene statt: Es gibt zahlreiche Querverweise zu den Klassikern. Gerade die zerpflückte Art des Komponierens erweckt die elf Songs zum Leben, das Mit-, Neben- und Hintereinander diverser Parts, die in impulsiver, ungebändigter Kreativität aus den Boxen springen.
Wie die das Leben auf unserem Planeten in ein paar Jahren aussehen mag? Dass Klimaerwärmung, Krieg, Terror und Armut ihre Spuren hinterlassen, sofern nicht bald die Vernunft obsiegt, steht außer Frage. Ziemlich sicher steuern wir auf eine Welt ohne Iron Maiden zu: Erst im Mai genas Metalröhre Bruce Dickinson von einem Kehlkopf-Tumor. Schön, dass es jetzt noch eine gute bis sehr gute Platte zu hören gibt, die die Strahlkraft der Klassiker nicht nur zitiert, sondern weiterentwickelt. Ein Referenzwerk wie den Schlusstrack hat die Band in der gesamten Zeit ihres Bestehens noch nicht geschaffen.
© Laut
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Steve Harris, Bass Guitar, Co- Producer - Janick Gers, Guitar - Dave Murray, Guitar - Bruce Dickinson, Vocals, Writer - Iron Maiden, MainArtist - Kevin Shirley, Producer, Engineer - Adrian Smith, Guitar - Nicko McBrain, Drums - Ade Emsley, MasteringEngineer
© 2015 Iron Maiden LLP under exclusive license to Parlophone Records Ltd, a Warner Music Group Company ℗ 2015 Iron Maiden LLP under exclusive license to Parlophone Records Ltd, a Warner Music Group Company (World ex. US) | 2015 Iron Maiden Holdings Ltd. Under exclusive license to Sanctuary Records Group Ltd., a BMG Company (United States)
Steve Harris, Bass Guitar, Co- Producer - Janick Gers, Guitar - Dave Murray, Guitar - Bruce Dickinson, Vocals, Writer - Iron Maiden, MainArtist - Kevin Shirley, Producer, Engineer - Adrian Smith, Guitar, Writer - Nicko McBrain, Drums - Ade Emsley, MasteringEngineer
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DISC 2
Steve Harris, Bass Guitar, Co- Producer - Janick Gers, Guitar - Dave Murray, Guitar - Bruce Dickinson, Vocals, Writer - Iron Maiden, MainArtist - Kevin Shirley, Producer, Engineer - Adrian Smith, Guitar, Writer - Nicko McBrain, Drums - Ade Emsley, MasteringEngineer
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Steve Harris, Bass Guitar, Writer, Co- Producer - Janick Gers, Guitar - Dave Murray, Guitar - Bruce Dickinson, Vocals - Iron Maiden, MainArtist - Kevin Shirley, Producer, Engineer - Adrian Smith, Guitar, Writer - Nicko McBrain, Drums - Ade Emsley, MasteringEngineer
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Steve Harris, Bass Guitar, Writer, Co- Producer - Janick Gers, Guitar - Dave Murray, Guitar, Writer - Bruce Dickinson, Vocals - Iron Maiden, MainArtist - Kevin Shirley, Producer, Engineer - Adrian Smith, Guitar - Nicko McBrain, Drums - Ade Emsley, MasteringEngineer
© 2015 Iron Maiden LLP under exclusive license to Parlophone Records Ltd, a Warner Music Group Company ℗ 2015 Iron Maiden LLP under exclusive license to Parlophone Records Ltd, a Warner Music Group Company (World ex. US) | 2015 Iron Maiden Holdings Ltd. Under exclusive license to Sanctuary Records Group Ltd., a BMG Company (United States)
Steve Harris, Bass Guitar, Co- Producer - Janick Gers, Guitar - Dave Murray, Guitar - Bruce Dickinson, Piano, Vocals, Writer - Iron Maiden, MainArtist - Kevin Shirley, Producer, Engineer - Adrian Smith, Guitar - Nicko McBrain, Drums - Ade Emsley, MasteringEngineer
© 2015 Iron Maiden LLP under exclusive license to Parlophone Records Ltd, a Warner Music Group Company ℗ 2015 Iron Maiden LLP under exclusive license to Parlophone Records Ltd, a Warner Music Group Company (World ex. US) | 2015 Iron Maiden Holdings Ltd. Under exclusive license to Sanctuary Records Group Ltd., a BMG Company (United States)
Albumbeschreibung
Angesichts des aktuellen Hypes um die Eisernen Jungfrauen möchte man rufen: Leute, bleibt auf dem Teppich! Die grassierende Hysterie sagt in der Tat eher etwas über den Journalismus als über die Qualität des neuen Maiden-Albums aus. Auch wenn die überlange Spielzeit verteilt auf zwei CDs nach Superlativen schreit: Ihre goldenen Zeiten waren, sind und werden immer die Achtziger bleiben.
Man muss aber auch anfügen, dass Harris und Co. mit "No Prayer For The Dying" nur eine richtige Scheiß-CD verbockt haben. Die Bayley-Platten der Neunziger gerieten besser als ihr Ruf. Seit "Brave New World" musizieren die Briten sowieso jenseits aller Konventionen. Imposant, fast schon mirakulös, wie die NWOBHM-Heroen sich das Etikett "progressiv" erwarben, ohne wirklich progressiv zu sein.
Die Herren verfügen über solides, Rock-basiertes Harmonie- und Melodieverständnis, ohne großartig in die Irre zu führen. Die Longtracks fallen eher episch und mit einem Hang zum dramaturgischen Storytelling aus und verlieren sich nicht in pseudovirtuosen, metrisch-rhythmischen Muskelspielen. Instrumental zeigen die drei Amigos, von Harris grundiert und von Mc Brain angetrieben, ihr Können, behalten dabei jedoch stets die Melodie im Auge.
Die drei überlangen Stücke auf "The Book Of Souls" treffen ausnahmslos ins Schwarze: Steve Harris macht bei seinem Alleingang "The Red And The Black" Anleihen bei den Überepen "The Clansman", "Sign Of The Cross" und "Rime Of The Ancient Mariner". Der Titeltrack, eine Gers-Harris-Kollabo, knüpft nahtlos an die letzten gemeinsam ausgeheckten Highlights auf "The Final Frontier" und "A Matter Of Life And Death" an. Dickinsons Überrasschungsopus "Empire Of The Clouds" befasst sich mit einem der frühesten Desaster der zivilen Luftfahrt.
Ein jeder besinnt sich auf seine Stärken: Adrian Smith haut im Wechsel mit Dickinson und Harris fünf Singlekandidaten heraus, die mit untrüglichem Gespür für rockige Riffs und Hit-Melodien punkten. Gerade bei diesen kürzeren Stücken entsteht der Eindruck, man wolle sämtlichen Erfolgsnummern der Briten Tribut zollen. Textlich geben sich Iron Maiden in der Robin Williams-Hommage "Tears Of A Clown" nachdenklich.
Jannick Gers' Arbeiten fallen immer folkloristisch und verspielt aus, wie zum Beispiel der Titeltrack vorführt. In "Shadow Of The Valley" verliert er sich gar "Somewhere In Time", insbesondere mit seinem an "Wasted Years" angelehnten Einstiegs-Lick.
Die Ideen des großen Schweigers Dave Murray wirken verträumt und impressionistisch. "The Man Of Sorrows" entpuppt sich trotz seiner vergleichsweise kurzen Spielzeit von sechseinhalb Minuten zusammen mit "Empire Of The Clouds" als der abwechslungsreichste Song. Er deckt von balladesk bis kraftvoll und impulsiv bis nachdenklich ein breites Spektrum ab.
Klar gibt es auch auf der neuen Platte Billig-Synthies. In dem Moment, in dem man entnervt denkt: "Harris, lass' die scheiß Keyboards im Schrank!", kitzeln in "Empire Of The Clouds" Piano (von Bruce persönlich eingespielt), Streicher und Bläser die Emotionen. Der längste Song der Band-Historie beginnt wie eine Dickinson-Ballade, schwappt dann über die Ufer, flutet Herz und Hirn und dringt in Bereiche vor, die man der Band gar nicht zugetraut hatte.
Konzeptuell widmen sich Harris und seine Mitstreiter - ganz einem Alterswerk angemessen - dem großen Ganzen und beleuchten das Leib-Seele-Problem aus vielen unterschiedlichen Perspektiven. Das ewige Suchen, Memorieren, Vergessen, Finden und Interpretieren. Der Begriff der Seele bildet den Ausgangspunkt. "Here is the soul of a man", so lauten die ersten Worte von Dickinson in der einprägsamen Hymne "If Eternity Should Fail".
Ist der Mensch eine zufällige, aus Biomasse bestehende Laune der Natur? Ist er mit einer unsterblichen Seele ausgestattet? Besitzt er ein Bewusstsein für Gut und Böse, wie es viele Religionen nahelegen? Ein Thema, das etwa der Titelsong aufgreift, wenn er die Maya-Kultur beleuchtet. Diese steht zudem Pate für Eddies Auftritt auf dem Cover als blutrünstiger Krieger. Natürlich mit der entsprechenden künstlerischen Freiheit, die sich Maiden bei der Rezeption von kulturellen Artefakten und Ikonen gerne nehmen.
Die Beseelung findet auch auf musikalischer Ebene statt: Es gibt zahlreiche Querverweise zu den Klassikern. Gerade die zerpflückte Art des Komponierens erweckt die elf Songs zum Leben, das Mit-, Neben- und Hintereinander diverser Parts, die in impulsiver, ungebändigter Kreativität aus den Boxen springen.
Wie die das Leben auf unserem Planeten in ein paar Jahren aussehen mag? Dass Klimaerwärmung, Krieg, Terror und Armut ihre Spuren hinterlassen, sofern nicht bald die Vernunft obsiegt, steht außer Frage. Ziemlich sicher steuern wir auf eine Welt ohne Iron Maiden zu: Erst im Mai genas Metalröhre Bruce Dickinson von einem Kehlkopf-Tumor. Schön, dass es jetzt noch eine gute bis sehr gute Platte zu hören gibt, die die Strahlkraft der Klassiker nicht nur zitiert, sondern weiterentwickelt. Ein Referenzwerk wie den Schlusstrack hat die Band in der gesamten Zeit ihres Bestehens noch nicht geschaffen.
© Laut
Informationen zu dem Album
- 2 Disc(s) - 11 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 01:32:08
- 1 digitales Booklet
- Künstler: Iron Maiden
- Label: Parlophone UK
- Genre: Metal Hard Rock
© 2015 Iron Maiden LLP under exclusive license to Parlophone Records Ltd, a Warner Music Group Company ℗ 2015 Iron Maiden LLP under exclusive license to Parlophone Records Ltd, a Warner Music Group Company
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