Phantom Planet
Phantom Planet - so heißt ein Science-Fiction-Film aus den Sechzigern. Dabei ist die Band, um die es hier geht, eindeutig ein Kind der Neunziger. Zusammen gekommen 1994 in einem Pizza Hut in L.A., orientiert sich das Quintett zunächst mal an der Grunge-Bewegung. Alle Mitglieder entstammen dem Bildungsbürgertum - was sich recht unspektakulär anhört, wenn man an Lehrer-Eltern denkt, die McDonald's ablehnen und stattdessen versuchen, ihre Kinder im Namen der antiautoritären Erziehung zum Salat essen zu bewegen.
Die Biografie der kalifornischen Band liest sich dann aber doch ein bisschen anders: Drummer Jason Schwartzman ist der Neffe des Regisseurs Francis Ford Coppola, seine Mutter ist die Schauspielerin Talia Shire. Er selbst hat u.a. in den Filmen "Rushmore" und "Slackers" mitgespielt. Sänger Alex Greenwald hat eine Modelkarriere hinter sich - mancher kennt sein Gesicht von Gap-Postern.
Außerdem spielt Greenwald in der Satire "Donnie Darko" mit, die 2004 auch in Deutschland für Furore sorgt. Basser Sam Farrar kann ebenfalls einen Background im Showbiz vorweisen. Sein Vater schrieb u.a. den Riesenhit "You're The Only One That I Want" für das 70er-Musical Grease. Vervollständigt wird die Band schließlich von den Gitarristen Darren Robinson und Jacques Brautbar.
Nach ihrem ersten Aufeinandertreffen im erwähnten Pizza-Laden beginnen sie in einer Garage zu jammen und erspielen sich in der näheren Umgebung von L.A. einen Namen. Irgendwie schaffen es die Fünf mit diversen kleinen Gigs auch einen A&R-Mann für sich zu begeistern, der nicht von der schlechtesten Adresse im Alternative-Rock kommt: Er verhilft Phantom Planet zu einem Vertrag mit Geffen.
Ab gehts also ins Studio und heraus kommt "Phantom Planet Is Missing". Die Kritiker sind nicht wirklich begeistert. Trotzdem folgt eine ausgedehnte Amerika-Tour. Später urteilen Phantom Planet über ihr Debütalbum: "Wir waren Kids, wir hatten gerade Mal unseren Führerschein." Das klingt im Nachhinein nicht sehr überzeugt. Nach der Platte arbeiten die Bandmitglieder wieder als Schauspieler oder als Producer für andere Bands. Was aber nicht bedeutet, dass sie ihre eigene Band aufgegeben.
Anfang 2001 geht es wieder ins Studio - immer noch jung, aber nach eigener Einschätzung doch etwas gereifter. Diesmal arbeiten sie mit Produzent Mitchell Froom und Tchad Blake (Pearl Jam, Peter Gabriel, Sheryl Crow) zusammen. Und was raten die Starproduzenten als Erstes? Dekoriert euer Studio so, dass ihr euch drin wohl fühlt. Ja, wenn gute Songs auf so einfachen Mitteln beruhen ...
Jedenfalls sieht es bei Phantom Planet im Studio am Schluss aus wie in Kalifornien nach einem Erdbeben und einer Überschwemmung zugleich. Die Band wechselt zu Epic und dort hat man genügend Geld, um den ganzen Rummel zu bezahlen. Denn angeblich haben die Jungs im wahrsten Sinne des Wortes einen Riesenhunger.
Das Ergebnis klingt dann weder nach Erdbeben, noch nach einem unter Wasser gesetzten Festland. Die Vorbilder für "The Guest" seien Elvis Costello, U2 und die Flaming Lips, so die Musiker. Letztlich ist das Album eine sehr ansprechende Sammlung ideenreicher Popsongs, die als Höhepunkt im Schaffen von Phantom Planet angesehen werden dürfen. Der Veröffentlichung folgt eine 18-monatige Tournee (u.a. mit Incubus, American Hi-Fi) quer durch die Vereinigten Staaten, was nicht spurlos an der Besetzung vorüber geht.
Für Gründungsmitglied Schwartzman kommt 2003 Drummer Jeff Conrad in die Band, mit dem Phantom Planet das nächste Albumprojekt angehen. Da Schwartzman auf ein paar neuen Tracks aber noch mittrommelt, bekommt auch er auf dem 2004 erscheinenden, schwer rocklastigen Album Credits. Pünktlich zur Veröffentlichung im Mai gibt dann Gitarrist Jacques Brautbar seinen Austritt bekannt, um sich in Zukunft verstärkt der Fotografie zu widmen. Da kein Ersatz für ihn geplant ist, bestehen Phantom Planet nunmehr aus vier Mitgliedern.
Pläne, die die Band nach langer Auszeit mit dem von Dave Fridmann (Mogwai, Flaming Lips) produzierten, Album "Phantom Planet" nach Deutschland aufs Immergut Festival bringen sollen, zerschlagen sich leider.
Ein neues musikalisches Lebenszeichen gibt die Band erst wieder vier Jahre später von sich. "Raise The Dead", so der durchaus selbstironisch zu interpretierende Titel des vierten Albums, beinhaltet zwölf neue Songs, darunter die Vorabsingle "Do The Panic". Am Soundkonzept hat sich wenig verändert, noch immer mischen Phantom Planet raue Rockgitarren mit stürmischem 60s Pop.
Als Produzent konnte Tony Berg gewonnen werden, der neben Jobs für Aimee Mann und Peter Gabriel von sich behaupten kann, in seiner Zeit als A&R für Geffen Records maßgeblich am Durchbruch von Beck und At The Drive-In beteiligt gewesen zu sein. "Raise The Dead" erscheint am 13. Juni, die Single "Do The Panic" Ende Mai 2008 beim neuen Label Warner.
Das Ergebnis wirkt abermals nicht unedingt wie ein großer Wurf, so dass es nicht verwundert, dass die Kalifornier übert ihre Webseite im November 2008 verkünden, dass sie die Combo vorerst auf Eis legen. Als Split wollen die Musiker den Schritt nicht verstanden wissen.
Genau drei Jahre folgt dann auch die Reunion, die über Twitter in die Welt hinaus posaunt wird.
© Laut
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CALIFORNIA (the OC theme)
Alternativ und Indie - Erschienen bei Gong Records am 26.05.2023
24-Bit 96.0 kHz - Stereo -
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The Guest (20th Anniversary Edition)
Rock - Erschienen bei Epic - Legacy am 30.09.2022
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Maybe You Still Call It Christmas
Rock - Erschienen bei Gong Records am 10.11.2023
24-Bit 44.1 kHz - Stereo -
Do The Panic (International)
Alternativ und Indie - Erschienen bei Atlantic Records am 03.05.2008
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
The Guest (Expanded Edition)
Pop/Rock - Erschienen bei Epic - Daylight am 26.02.2001
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Raise The Dead
Alternativ und Indie - Erschienen bei Fueled By Ramen - Atlantic am 14.04.2008
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Devastator
Alternativ und Indie - Erschienen bei Gong Records am 18.06.2020
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
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Phantom Planet Is Missing
Rock - Erschienen bei Geffen am 01.01.1998
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Negatives
Pop/Rock - Erschienen bei Epic - Daylight am 04.04.2006
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Only One (Jason Bentley Remix)
Alternativ und Indie - Erschienen bei Gong Records am 14.08.2020
24-Bit 44.1 kHz - Stereo -
Devastator ((Remixes, Pt. 1))
Alternativ und Indie - Erschienen bei Gong Records am 21.08.2020
24-Bit 44.1 kHz - Stereo -
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Time Moves On
Alternativ und Indie - Erschienen bei Gong Records am 13.03.2020
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
BALISONG
Alternativ und Indie - Erschienen bei Gong Records am 03.01.2020
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Only One
Alternativ und Indie - Erschienen bei Gong Records am 30.04.2020
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Negatives 2
Pop/Rock - Erschienen bei Epic - Daylight am 03.01.2008
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Live 2004
Pop/Rock - Erschienen bei Epic - Daylight am 07.09.2004
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Live at the Troubadour (Live "Bootleg" Version)
Pop/Rock - Erschienen bei Epic - Daylight am 21.10.2003
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo