DJ Khaled
Ein Moment für die Fremdschäm-Geschichtsbücher: Wie von der Tarantel gestochen tanzt Khaled im Backstage-Bereich vor einem etwas ratlosen Kanye West hin und her und präsentiert dem Superstar seine neue Single "Out Here Grindin". Der pfundige DJ wirft die Hände in die Luft und versucht, den Text mitzurappen. Er wirkt dabei wie die große Lachnummer.
Kanye nickt peinlich berührt mit dem Kopf. Erst nach geschlagenen vier Minuten hält der Tanzbär inne und macht der Vorstellung ein Ende. Eine kleine Episode, die die Stellung DJ Khaleds in der Post-Millennium-Rap-Welt nicht besser darlegen könnte: Khaled ist der aufdringliche Marktschreier des Genres.
Die Suche nach einer adäquateren Berufsbezeichnung gestaltet sich schwierig. Der amerikanische DJ mit palästinensischen Wurzeln gilt in der sich mittlerweile etablierten Rap-Region als Miamis Multitasker extraordinaire: Radio-Personality, Produzent, Def Jam South-Chef, Terror Squad-A&R, Mixtape-DJ und professioneller Schreihals. Im Sonnenstaat Florida gibt Khaled den Hans Dampf in allen Gassen. Sein Leitspruch: "We the best!"
In den Neunzigern verdient sich Khaled als Stimmungsmacher von 2 Live Crews Luther Campbell die ersten Sporen in der Radiolandschaft Miamis. Bald gewinnt der D.I.T.C.-Bomber Fat Joe, der mittlerweile seinen Lebensmittelpunkt von der Bronx nach Miami verlegt hat, das Multitalent für seine Terror Squad.
Auf den Alben des dicken Josefs übernimmt Khaled die Aufgabe des Ideengebers und Executive Producers und macht aus Terror Squads "True Story" und Joes Soloalben "All Or Nothing", sowie "Me, Myself, & I" solide Longplayer mit erfolgreichen Club-Hits.
Das daraus resultierende Netzwerk verschiedener Camps von der Ostküste und dem dreckigen Süden entpuppt sich im neuen Jahrtausend als wahre Hit-Maschinerie. Die Erfolgsformel: wuchtige Synthie-Beats der Marke The Runners und Cool & Dre, die von namhaften Rappern wie Rick Ross, Lil Wayne, Trick Daddy, T.I., Young Jeezy und Newcomern wie Plies oder Ace Hood auseinandergenommen werden. Khaled zieht dabei die Strippen und bewirbt die All Star-Sausen bei seinen Kontakten in der Radio-Industrie.
Aus Mixtapes werden offizielle Alben, die er über den Indie-Hafen Koch Records vertreibt. Während die Rap-Hauptstadt New York mehr und mehr unter ihrem schwindenden Einfluss leidet, wächst Miami zum Super Hit-Garanten Amerikas. Die Singles "We Takin Over", "Out Here Grindin" und "I'm So Hood" werden mit der Beteiligung einer All Star-Riege der neuen Rap-Generation Cash Money schnell zu Radio-Hits mit dem Draht zur Straße.
BET und das Ozone Magazin wissen um Khaleds Rolle und küren den Künstler mehrfach zum DJ des Jahres. Obwohl er unter seinen multiplen Berufsbezeichnungen auch die des Produzenten listet, sind es nicht seine Beats, denen Khaled seinen Namen zu verdanken hat.
Khaleds weitläufiges Kontaktnetz und ein Gespür dafür, was kaufkräftige Rap-Fans hören wollen, bringt ihn bis auf den Chefsessel bei Def Jam South, den vor ihm bereits Rap-Legende Scarface warm halten durfte. Khaleds Einfluss wächst auch wegen seiner fleißigen Social Media-Arbeit u.a. auf Snapchat parallel zu den Erfolgen von Weezy, Ross, Jeezy und Co. Aus der Kommerz-Sparte des Rapmusik-Zirkus ist DJ Khaled im neuen Jahrtausend nicht mehr wegzudenken.
Tape folgt auf Tape. Mal mehr lenkt er den Fokus auf Trap oder Dancehall, mal mehr auf R'n'B-Momente. Das Prinzip bleibt immer das Gleiche: Hochkarätige Namen aus den diversen Subgenres der digitalisierten Offbeat-Welt sammeln. Sie alle bunt durcheinander puzzeln. Und dazwischen krähen: "We / the best music", so abgenutzt und aufgesetzt der Schlachtruf an den beliebigen Stellen wirkt, an denen der DJ ihn droppt. Zu den Treuesten in seiner Entourage zählen Jay-Z, Buju Banton, Justin Bieber und A Boogie Wit Da Hoodie.
Recht einfach gestalten sich auch beim Nachfolger "God Did" manche Tracks, wenn Khaled nur kuratiert und zum Beispiel Kollege Kanye West einen Remix mit Eminem aus dem Ärmel leiert. Oder wenn er den Produzenten Streetrunner, oft tätig für Lil Wayne, die beattechnische Arbeit von "Fam Good, We Good" oder "Way Past Luck" verrichten lässt.
Die meisten Songs des Albums begleiten bunte Video-Clips. Der Film zu "Way Past Luck" in Split-Screen-Optik erzählt zwar keine Story, sammelt aber impressionistisch so viele Eindrücke aus dem Alltag von Clip-Dreharbeiten (von der Klamottenauswahl bis zur Blickwinkelwahl der Kameras), dass man sich ungefähr vorstellen kann, wie Feature-Gast 21 Savage sich im Hip Hop-Alltag als Pausenkasper fühlen mag - mit Musik im engeren Sinne hat das wenig zu tun, und doch kommt genau das gut rüber.
Andere Clips, zum Beispiel "Beautiful", sind realsatirischer Murks und halten mit Johannes Oerdings zeitgleichen, ähnlich zusammen gekleisterten Strandaufnahmen mit. Chef Khaled versucht sich in "Beautiful ft. SZA + Future" als Masseur vor der Kamera, im Gegenzug wird er in "Big Time ft. Future + Lil Baby" bei Minute 2'45" massiert. Für ein ausnahmsweise gelungenes Album, das gar nicht mehr beansprucht, 'Mixtape' zu sein, hat er sich auch verdient, ein bisschen im Nacken geknetet zu werden. Vielleicht klappts dann auch mit den Tanzschritten, die in all diesen Filmchen sehr unbeholfen und tapsig ausschauen.
© Laut
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