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Schwerer Regen fällt. Nicht allzu weit grollt Donner. "Die Wolken sind tief und schwer, dicht wie ein Wald.". Zaghaft schiebt sich ein Weltuntergangs-Synthie ins audiophile Gewitter. Beladene, dabei nicht heavy angeschlagene Postpunk/Gothic-Gitarren schlafwandeln durch den Raum und umhüllen das Publikum als sedierender Kokon. "Wenn es regnet, gehen die Kinder spielen in den Trümmern vor dem Haus; die Drohnen bleiben aus."
Ebenso gewagt wie konsequent eröffnet Tobias Siebert mit Klez.e dieses Live-Doppelalbum mittels ihres Klang gewordenen Downers "Drohnen". Wesentlich optimistischer wird die Stimmung im Konzertverlauf nicht mehr. Klez.e verschmelzen die Lieder ihrer großartigen "Desintegration" mit deutlich getrübten Variationen älterer Stücke. 15 Songs lang atmet "November" den Pesthauch menschlicher Destruktivität und bäumt sich gleichzeitig dagegen auf.
Das Resultat ist schlichtweg überwältigend und sämtlichen Studioalben Klez.es in musikalischer Intensität und textlicher Eindringlichkeit deutlich überlegen. Klez.e dampfen hier ihren Katalog zu 100 Minuten pechschwarzer Katharsis ein, die man in diversen Städten mitschnitt. "November" ist für mich eine der wichtigsten deutschsprachigen Liveplatten überhaupt. Mindestens im Sektor Alternative.
Das hat mehrere Gründe. Schon allein durch die einnehmende musikalische Inszenierung liegt der ästhetische, nahezu hypnotische Gehalt ihrer Darbietung meilenweit über dem biederem Stuhlkreis-Rock etlicher Diskurs-Kollegen, die thematisch dasselbe Feld beackern. Wer hier nach ultimativen Beweisen sucht, gönne sich getrost die zwölf waidwunden Minuten "Der Garten".
Da Siebert nicht nur hier erkennbar auf allem aufbaut, was Bauhaus, frühe Sisters Of Mercy, Chameleons und ganz besonders The Cure (mit "Faith", "Pornography" und "Disintegration") begründeten, wohnt diesen Liedern ohnehin eine fatalistische Note inne. Die große Leistung besteht darin, hier eine vorgefundene Tradition für die Gegenwart so zu adaptieren, dass im Verbund mit Klez.es eigenen Ideen etwas Neues entsteht.
Textlich reihen sie hier in optimal gezirkelter Reihenfolge alle Ebenen humanistischen Versagens aneinander. "Ich weiß, wir fallen!" Auf unser Land bezogen, geißeln sie in gallig entlarvenden Sätzen den Blick des Einzelnen auf jene Mauern, die in den Köpfen der gesamtdeutschen Menschen verblieben. "... Und draußen viele andere, die sich wehren."
Ganz besonders ist "November" ebenso in globaler Hinsicht die Momentaufnhame lebender Zeitgeschichte. Klez.e bieten die bleierne Chronik eines weltweit grassierend mordoresken Gefühls erodierender Werte. Siebert liefert der zwischen IS und wirtschaftlicher Talfahrt verlorenen Generation den perfekten Soundtrack zum gefühlten Niedergang.
Recht schnell ging es hierzulande von der nichtsnutzigen, egozentrierten und erschreckend oberflächlichen Spaßgesellschaft zum Flüchtlinge und Ausländer hassenden AFD-Groupie. Dystopie war gestern. Mittlerweile sitzen wir längst in der von Menschenhand erbauten Hölle. Deutschland - kein Wintermärchen! Andernorts fällt das Happy End ebenso aus. Nicht umsonst singen Klez.e im Kernsong "November" u.a. über das Bataclan-Massaker 2015. Indes ganz anders als andere es bisher taten. "Ich weiß nicht, was das verspricht. Ich halte dich fest. Ich weiß, dass du uns verlässt."
Im Zentrum der Vorstellung überragt die finstere dreiseitige Pyramide "Mauern"/"Flammen"/"November" den Rest des Abends. Hier kann kaum noch etwas den Bach runtergehen, denn das Flussbett ist längst ausgetrocknet. Der Haarriss zersplitterte längst zum Scherbenhaufen, "Weil Pflastersteine so schön schweben. Ich fühle auch in mir ein Beben." Trotzdem wächst sich die Veranstaltung für Hörer und Publikum nicht zur Depression aus. Klez.es Clou sind die kaminzimmerwarm flirrenden Gitarren. Exzellenter Gothrock weiß seit jeher: Das Klangbild wird um so effektiver, je weniger Kälte es transportiert.
Für letzteres kann man ihnen kaum genug danken. Lähmung und Phlegma wären als Signal fatal. Denn Aufgeben ist keine Option, auch wenn "das Haus in Flammen steht."
© Laut
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Tobias Siebert, Composer, Lyricist - Klez.e, MainArtist - Daniel Moheit, Composer - Filip Pampuch, Composer
2017 Windig 2017 Windig
Tobias Siebert, Composer, Lyricist - Klez.e, MainArtist - Daniel Moheit, Composer - Filip Pampuch, Composer
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Tobias Siebert, Composer, Lyricist - Klez.e, MainArtist - Daniel Moheit, Composer - Filip Pampuch, Composer
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Tobias Siebert, Composer, Lyricist - Klez.e, MainArtist - Daniel Moheit, Composer - Filip Pampuch, Composer
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Tobias Siebert, Composer, Lyricist - Klez.e, MainArtist - Daniel Moheit, Composer - Filip Pampuch, Composer
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Tobias Siebert, Composer, Lyricist - Klez.e, MainArtist - Daniel Moheit, Composer - Filip Pampuch, Composer
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Tobias Siebert, Composer, Lyricist - Klez.e, MainArtist - Daniel Moheit, Composer - Filip Pampuch, Composer
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Tobias Siebert, Composer, Lyricist - Klez.e, MainArtist - Daniel Moheit, Composer - Filip Pampuch, Composer
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Tobias Siebert, Composer, Lyricist - Klez.e, MainArtist - Daniel Moheit, Composer - Filip Pampuch, Composer
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Tobias Siebert, Composer, Lyricist - Klez.e, MainArtist - Daniel Moheit, Composer - Filip Pampuch, Composer
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Tobias Siebert, Composer, Lyricist - Klez.e, MainArtist - Daniel Moheit, Composer - Filip Pampuch, Composer
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Tobias Siebert, Composer, Lyricist - Klez.e, MainArtist - Daniel Moheit, Composer - Filip Pampuch, Composer
2017 Windig 2017 Windig
Albumbeschreibung
Schwerer Regen fällt. Nicht allzu weit grollt Donner. "Die Wolken sind tief und schwer, dicht wie ein Wald.". Zaghaft schiebt sich ein Weltuntergangs-Synthie ins audiophile Gewitter. Beladene, dabei nicht heavy angeschlagene Postpunk/Gothic-Gitarren schlafwandeln durch den Raum und umhüllen das Publikum als sedierender Kokon. "Wenn es regnet, gehen die Kinder spielen in den Trümmern vor dem Haus; die Drohnen bleiben aus."
Ebenso gewagt wie konsequent eröffnet Tobias Siebert mit Klez.e dieses Live-Doppelalbum mittels ihres Klang gewordenen Downers "Drohnen". Wesentlich optimistischer wird die Stimmung im Konzertverlauf nicht mehr. Klez.e verschmelzen die Lieder ihrer großartigen "Desintegration" mit deutlich getrübten Variationen älterer Stücke. 15 Songs lang atmet "November" den Pesthauch menschlicher Destruktivität und bäumt sich gleichzeitig dagegen auf.
Das Resultat ist schlichtweg überwältigend und sämtlichen Studioalben Klez.es in musikalischer Intensität und textlicher Eindringlichkeit deutlich überlegen. Klez.e dampfen hier ihren Katalog zu 100 Minuten pechschwarzer Katharsis ein, die man in diversen Städten mitschnitt. "November" ist für mich eine der wichtigsten deutschsprachigen Liveplatten überhaupt. Mindestens im Sektor Alternative.
Das hat mehrere Gründe. Schon allein durch die einnehmende musikalische Inszenierung liegt der ästhetische, nahezu hypnotische Gehalt ihrer Darbietung meilenweit über dem biederem Stuhlkreis-Rock etlicher Diskurs-Kollegen, die thematisch dasselbe Feld beackern. Wer hier nach ultimativen Beweisen sucht, gönne sich getrost die zwölf waidwunden Minuten "Der Garten".
Da Siebert nicht nur hier erkennbar auf allem aufbaut, was Bauhaus, frühe Sisters Of Mercy, Chameleons und ganz besonders The Cure (mit "Faith", "Pornography" und "Disintegration") begründeten, wohnt diesen Liedern ohnehin eine fatalistische Note inne. Die große Leistung besteht darin, hier eine vorgefundene Tradition für die Gegenwart so zu adaptieren, dass im Verbund mit Klez.es eigenen Ideen etwas Neues entsteht.
Textlich reihen sie hier in optimal gezirkelter Reihenfolge alle Ebenen humanistischen Versagens aneinander. "Ich weiß, wir fallen!" Auf unser Land bezogen, geißeln sie in gallig entlarvenden Sätzen den Blick des Einzelnen auf jene Mauern, die in den Köpfen der gesamtdeutschen Menschen verblieben. "... Und draußen viele andere, die sich wehren."
Ganz besonders ist "November" ebenso in globaler Hinsicht die Momentaufnhame lebender Zeitgeschichte. Klez.e bieten die bleierne Chronik eines weltweit grassierend mordoresken Gefühls erodierender Werte. Siebert liefert der zwischen IS und wirtschaftlicher Talfahrt verlorenen Generation den perfekten Soundtrack zum gefühlten Niedergang.
Recht schnell ging es hierzulande von der nichtsnutzigen, egozentrierten und erschreckend oberflächlichen Spaßgesellschaft zum Flüchtlinge und Ausländer hassenden AFD-Groupie. Dystopie war gestern. Mittlerweile sitzen wir längst in der von Menschenhand erbauten Hölle. Deutschland - kein Wintermärchen! Andernorts fällt das Happy End ebenso aus. Nicht umsonst singen Klez.e im Kernsong "November" u.a. über das Bataclan-Massaker 2015. Indes ganz anders als andere es bisher taten. "Ich weiß nicht, was das verspricht. Ich halte dich fest. Ich weiß, dass du uns verlässt."
Im Zentrum der Vorstellung überragt die finstere dreiseitige Pyramide "Mauern"/"Flammen"/"November" den Rest des Abends. Hier kann kaum noch etwas den Bach runtergehen, denn das Flussbett ist längst ausgetrocknet. Der Haarriss zersplitterte längst zum Scherbenhaufen, "Weil Pflastersteine so schön schweben. Ich fühle auch in mir ein Beben." Trotzdem wächst sich die Veranstaltung für Hörer und Publikum nicht zur Depression aus. Klez.es Clou sind die kaminzimmerwarm flirrenden Gitarren. Exzellenter Gothrock weiß seit jeher: Das Klangbild wird um so effektiver, je weniger Kälte es transportiert.
Für letzteres kann man ihnen kaum genug danken. Lähmung und Phlegma wären als Signal fatal. Denn Aufgeben ist keine Option, auch wenn "das Haus in Flammen steht."
© Laut
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 15 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 00:45:48
- Künstler: Klez.e
- Komponist: Various Composers
- Label: Windig
- Genre: Pop/Rock Rock Punk – New Wave
2017 Windig 2017 Windig
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