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Die Goldenen Zitronen|More Than a Feeling

More Than a Feeling

Die Goldenen Zitronen

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"More Than A Feeling" lässt sich in dreierlei Sorten Zitrone hören, je nach Stimmung: Bitter Lemon, Zitronenlimo und Heiße Zitrone. Für die Sorte Bitter Lemon haben Die Goldenen Zitronen Härte und bittere Ironie in ihre Rezeptur gemischt. Damit ist nicht Verbitterung im Sinne von Zynismus gemeint. Die Band rollt tolle Loop-Muster aus, auf denen sich Industrial-Noise surrend mit engelshaften Gesängen paart. Die Ironie fließt bereits aus der Stimme von Schorsch Kamerun.

Wem Deutschland 2019 zu kalt geworden ist, hört "More Than A Feeling" als "Heiße Zitrone". Die Texte immunisieren, dienen als Vitamin-Cocktail gegen heiser hüstelnde Geschichtsvergessenheit aus Facebook-Gruppen und TV-Talk-Shows. Wer sich mit deutscher Zeitgeschichte ein bisschen auskennt, entdeckt zahllose Anspielungen und Wortspiele. Das Album gerät zu einer (weiteren) Abrechnung mit der BRD der letzten 45 Jahre, ganz so, als wollten sie zeigen, wie Bertolt Brecht das Land heute sehen würde. Süße Zitronenlimo: Auf dieser dritten Ebene passt die Platte auf die Tanzfläche, musikalisch süß und lyrisch catchy. Sehr präzise Texte verbandeln sich mit Klangfarben aus 80er-New Wave, Punk, Elektronik, Krautrock, Detroit-Techno-Zitaten ("Es Nervt") und Oi-Punk-Hardcore.

Thematisch trägt die Band beherzt die geordnete deutschen Welt zu Grabe. Wohlstandsgewissheit und klare Fronten dominierten bis in die 80er, dann kam die Wende. Aber fast bis zum 30. Jahrestag des Mauerfalls musste man auf die Sätze in "Das War Unsere BRD" warten. Auch die überfällige Aufarbeitung des G20-Gipfels in Hamburg nehmen sich Kamerun und Co. im sechsminütigen "Die Alte Kaufmannsstadt, Juli 2017" vor, ist aber auch in Andeutungen präsent (z.B. "Lieber tanz ich als Gezwanz ich" in "In Der Schleife").

In den drei Songs "Katakombe", "Gebt Doch Endlich Zu Euch Fällt Sonst Nichts Mehr Ein" und "Mauern Bauen (Testweise)" knöpfen sich die Zitronen den Asylstreit vor. Durchweg wieder mit beeindruckend breitem Wortschatz, wie er im deutschen Liedermachergut äußerst selten ist, mit voller Härte, Schärfe und Exaktheit eingesetzt. Das Highlight des Albums, "Das War Unsere BRD", eröffnen die Zitronen so: "In lustvoll verwüsteten Räumen großzügig die Körper hergeschenkt / Hart an der Unverletzlichkeit arbeitend / Benennen können das andere, das alte". Federndes Schlagzeugpeitschen, ein spannungsgeladenes 47-Sekunden-Intro, so baut sich die "orangene" Klimbim-BRD auf, die üppig junge, graue, verhasste, braune, heterosexuelle. All diese Eigenschaften und viele weitere schreibt Ted Gaier, Multi-Instrumentalist und Texter, dem Land zu.

"Unsere weiße, monodeutsche Petra Kelly-BRD" wechselt mit der "Brutalismo"- und der "Latzhosen"-BRD, frivol, nostalgisch verklärt, und dann: unsere "erbsensuppengrüne" BRD. Es ist das Wort dieser Platte, weil es so respektlos ist. Weil es als pars pro toto steht, überforderte Polizei inkludiert, miese Kulinarik, schöne grüne Natur, die Grünen in der alten BRD als belächelte und gemaßregelte Außenseiter, die Grünen in der neuen als stramme NATO-Befehlshaber und Medien-Lieblinge. Die Zitronen sehen "Polizisten im Safari-Look" und sehen die Deutschen "vereint im Konsum und im Zweifel daran". Im Karikieren deutscher Verklemmtheit reicht ihnen da nur noch Hape Kerkeling das Wasser.

In "Gebt Doch Endlich Zu Euch Fällt Sonst Nichts Mehr Ein" stellt sich die Frage, ob ein Sprachniveau wie "fucking Bibel" zur von den Zitronen gewünschten Dialogfähigkeit gehört. In "Es Nervt" macht sich die Band zusammen mit der feministischen, anti-rassistischen Aktivistin LaToya Manly-Spain über Gutmenschentum lustig. Wir schaffen das? Nein, denn da werden alle mit "großem gemeinsamen Wir (...) ungefragt eingemeindet" und verpflichtet. Bang! So bekommen auf dem Album beide großen Lager der Asylstreit-BRD ihr Fett weg, das rechte etwas häufiger, was nicht überrascht.

Musikalisch ist das Album frei von Redundanzen: Alles dabei von Post-Rock, Spoken Word Dub Poetry über Yello-Beatschleifen bis Psychedelic Furs-Punk. Die letzten beiden Tracks sind sogar eine Art episches Theater im Pop-Format.

"More Than A Feeling" entlarvt, wie Filterblasen-Gefangene heutzutage über jedes Stöckchen springen, das die jeweilige Gegenseite bereithält. Sexisten können das Land beeinflussen, Prediger des Wirtschaftswachstums Talkshows dominieren und fantasielose Brauchtumsverteidiger die Realität leugnen. Derweil können Linke keine Mehrheiten mehr organisieren. Formulierungen wie "Nikotinfinger" oder "das Radio als Rauchzeichenmelder" versinnbildlichen die Komplexität unserer Welt, die nach einer klaren Ausdrucksweise verlangt. Um sie zu bewältigen. Um Geschichte zu verstehen.

© Laut

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More Than a Feeling

Die Goldenen Zitronen

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1
Katakombe
00:03:19

Julius Block, Composer - Schorsch Kamerun, Composer, Lyricist - Mense Reents, Composer - Ted Gaier, Composer - Die Goldenen Zitronen, MainArtist - Stephan Rath, Composer

2019 Buback Tonträger 2019 Buback Tonträger GmbH

2
Gebt doch endlich zu euch fällt sonst nichts mehr ein Explicit
00:03:14

Julius Block, Composer - Schorsch Kamerun, Composer - Mense Reents, Composer - Ted Gaier, Composer, Lyricist - Die Goldenen Zitronen, MainArtist - Enno Palucca, Composer

2019 Buback Tonträger 2019 Buback Tonträger GmbH

3
Nützliche Katastrophen
00:03:46

Julius Block, Composer - Schorsch Kamerun, Composer, Lyricist - Mense Reents, Composer - Ted Gaier, Composer - Die Goldenen Zitronen, MainArtist - Stephan Rath, Composer - Enno Palucca, Composer

2019 Buback Tonträger 2019 Buback Tonträger GmbH

4
Heimsuchung
00:02:17

Julius Block, Composer - Mense Reents, Composer - Ted Gaier, Composer, Lyricist - Die Goldenen Zitronen, MainArtist - Stephan Rath, Composer

2019 Buback Tonträger 2019 Buback Tonträger GmbH

5
Bleib bei mir
00:03:28

Julius Block, Composer - Schorsch Kamerun, Composer, Lyricist - Mense Reents, Composer - Die Goldenen Zitronen, MainArtist

2019 Buback Tonträger 2019 Buback Tonträger GmbH

6
Es nervt
00:04:20

Mense Reents, Composer - Ted Gaier, Composer, Lyricist - Die Goldenen Zitronen, MainArtist

2019 Buback Tonträger 2019 Buback Tonträger GmbH

7
20 x 20
00:01:50

Julius Block, Composer - Schorsch Kamerun, Composer, Lyricist - Mense Reents, Composer - Ted Gaier, Composer - Die Goldenen Zitronen, MainArtist - Stephan Rath, Composer - Enno Palucca, Composer

2019 Buback Tonträger 2019 Buback Tonträger GmbH

8
Das war unsere BRD
00:04:53

Julius Block, Composer - Mense Reents, Composer - Ted Gaier, Composer, Lyricist - Die Goldenen Zitronen, MainArtist - Stephan Rath, Composer

2019 Buback Tonträger 2019 Buback Tonträger GmbH

9
In der Schleife
00:03:50

Julius Block, Composer - Schorsch Kamerun, Composer, Lyricist - Mense Reents, Composer - Ted Gaier, Composer - Die Goldenen Zitronen, MainArtist

2019 Buback Tonträger 2019 Buback Tonträger GmbH

10
Mauern bauen (testweise)
00:04:15

Julius Block, Composer - Schorsch Kamerun, Composer, Lyricist - Mense Reents, Composer - Die Goldenen Zitronen, MainArtist - Enno Palucca, Composer

2019 Buback Tonträger 2019 Buback Tonträger GmbH

11
Die alte Kaufmannsstadt, Juli 2017
00:06:21

Mense Reents, Composer - Ted Gaier, Composer, Lyricist - Die Goldenen Zitronen, MainArtist - Stephan Rath, Composer

2019 Buback Tonträger 2019 Buback Tonträger GmbH

Albumbeschreibung

"More Than A Feeling" lässt sich in dreierlei Sorten Zitrone hören, je nach Stimmung: Bitter Lemon, Zitronenlimo und Heiße Zitrone. Für die Sorte Bitter Lemon haben Die Goldenen Zitronen Härte und bittere Ironie in ihre Rezeptur gemischt. Damit ist nicht Verbitterung im Sinne von Zynismus gemeint. Die Band rollt tolle Loop-Muster aus, auf denen sich Industrial-Noise surrend mit engelshaften Gesängen paart. Die Ironie fließt bereits aus der Stimme von Schorsch Kamerun.

Wem Deutschland 2019 zu kalt geworden ist, hört "More Than A Feeling" als "Heiße Zitrone". Die Texte immunisieren, dienen als Vitamin-Cocktail gegen heiser hüstelnde Geschichtsvergessenheit aus Facebook-Gruppen und TV-Talk-Shows. Wer sich mit deutscher Zeitgeschichte ein bisschen auskennt, entdeckt zahllose Anspielungen und Wortspiele. Das Album gerät zu einer (weiteren) Abrechnung mit der BRD der letzten 45 Jahre, ganz so, als wollten sie zeigen, wie Bertolt Brecht das Land heute sehen würde. Süße Zitronenlimo: Auf dieser dritten Ebene passt die Platte auf die Tanzfläche, musikalisch süß und lyrisch catchy. Sehr präzise Texte verbandeln sich mit Klangfarben aus 80er-New Wave, Punk, Elektronik, Krautrock, Detroit-Techno-Zitaten ("Es Nervt") und Oi-Punk-Hardcore.

Thematisch trägt die Band beherzt die geordnete deutschen Welt zu Grabe. Wohlstandsgewissheit und klare Fronten dominierten bis in die 80er, dann kam die Wende. Aber fast bis zum 30. Jahrestag des Mauerfalls musste man auf die Sätze in "Das War Unsere BRD" warten. Auch die überfällige Aufarbeitung des G20-Gipfels in Hamburg nehmen sich Kamerun und Co. im sechsminütigen "Die Alte Kaufmannsstadt, Juli 2017" vor, ist aber auch in Andeutungen präsent (z.B. "Lieber tanz ich als Gezwanz ich" in "In Der Schleife").

In den drei Songs "Katakombe", "Gebt Doch Endlich Zu Euch Fällt Sonst Nichts Mehr Ein" und "Mauern Bauen (Testweise)" knöpfen sich die Zitronen den Asylstreit vor. Durchweg wieder mit beeindruckend breitem Wortschatz, wie er im deutschen Liedermachergut äußerst selten ist, mit voller Härte, Schärfe und Exaktheit eingesetzt. Das Highlight des Albums, "Das War Unsere BRD", eröffnen die Zitronen so: "In lustvoll verwüsteten Räumen großzügig die Körper hergeschenkt / Hart an der Unverletzlichkeit arbeitend / Benennen können das andere, das alte". Federndes Schlagzeugpeitschen, ein spannungsgeladenes 47-Sekunden-Intro, so baut sich die "orangene" Klimbim-BRD auf, die üppig junge, graue, verhasste, braune, heterosexuelle. All diese Eigenschaften und viele weitere schreibt Ted Gaier, Multi-Instrumentalist und Texter, dem Land zu.

"Unsere weiße, monodeutsche Petra Kelly-BRD" wechselt mit der "Brutalismo"- und der "Latzhosen"-BRD, frivol, nostalgisch verklärt, und dann: unsere "erbsensuppengrüne" BRD. Es ist das Wort dieser Platte, weil es so respektlos ist. Weil es als pars pro toto steht, überforderte Polizei inkludiert, miese Kulinarik, schöne grüne Natur, die Grünen in der alten BRD als belächelte und gemaßregelte Außenseiter, die Grünen in der neuen als stramme NATO-Befehlshaber und Medien-Lieblinge. Die Zitronen sehen "Polizisten im Safari-Look" und sehen die Deutschen "vereint im Konsum und im Zweifel daran". Im Karikieren deutscher Verklemmtheit reicht ihnen da nur noch Hape Kerkeling das Wasser.

In "Gebt Doch Endlich Zu Euch Fällt Sonst Nichts Mehr Ein" stellt sich die Frage, ob ein Sprachniveau wie "fucking Bibel" zur von den Zitronen gewünschten Dialogfähigkeit gehört. In "Es Nervt" macht sich die Band zusammen mit der feministischen, anti-rassistischen Aktivistin LaToya Manly-Spain über Gutmenschentum lustig. Wir schaffen das? Nein, denn da werden alle mit "großem gemeinsamen Wir (...) ungefragt eingemeindet" und verpflichtet. Bang! So bekommen auf dem Album beide großen Lager der Asylstreit-BRD ihr Fett weg, das rechte etwas häufiger, was nicht überrascht.

Musikalisch ist das Album frei von Redundanzen: Alles dabei von Post-Rock, Spoken Word Dub Poetry über Yello-Beatschleifen bis Psychedelic Furs-Punk. Die letzten beiden Tracks sind sogar eine Art episches Theater im Pop-Format.

"More Than A Feeling" entlarvt, wie Filterblasen-Gefangene heutzutage über jedes Stöckchen springen, das die jeweilige Gegenseite bereithält. Sexisten können das Land beeinflussen, Prediger des Wirtschaftswachstums Talkshows dominieren und fantasielose Brauchtumsverteidiger die Realität leugnen. Derweil können Linke keine Mehrheiten mehr organisieren. Formulierungen wie "Nikotinfinger" oder "das Radio als Rauchzeichenmelder" versinnbildlichen die Komplexität unserer Welt, die nach einer klaren Ausdrucksweise verlangt. Um sie zu bewältigen. Um Geschichte zu verstehen.

© Laut

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