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The Good, The Bad & The Queen|Merrie Land

Merrie Land

The Good, The Bad & The Queen

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Die Platte sei "eine emotionale Antwort auf etwas, das niemand in der Band versteht", beschrieb Damon Albarn "Merrie Land". Gemeint ist das Brexit-Referendum von 2016, das den glühenden Heimat-Liebhaber und Britpop-Helden a.D. auf die Barrikaden brachte. Zwei Jahre später ist England ein gespaltenes Land, die Gräben verlaufen zwischen Landesteilen, Jung und Alt, zwischen Arm und Reich.

Es wirkt wie feine Ironie, dass das erste The Good, The Bad And The Queen-Album seit elf Jahren exakt einen Tag nach Fertigstellung des Vertragsentwurfs zum EU-Austritt Großbritanniens vorliegt, der gestern vier Minister-Rücktritte forderte, während die britische Premierministerin Theresa May weiter um ihr politisches Überleben kämpft.

Nach wie vor ziehen britische Unternehmen auf den Kontinent, Universitäten befürchten ausbleibende Milliardenzuschüsse für die Forschung und die Preise steigen, weil Einfuhren immer teurer werden. Der 50-jährige Albarn kennt die Fakten, er ist nicht verbittert, höchstens enttäuscht, aber ungebrochen kampfeslustig.

Gerade unterschrieb er einen von Bob Geldof verfassten und daher wieder emotional flammenden Appell für ein zweites Referendum, dem sich auch Sting, Rita Ora, Ed Sheeran und Simon Rattle angeschlossen haben. Tenor: England ist auf Kulturexporte angewiesen, Kulturschaffende auf freie Grenzen, das Festhalten an einer Volksabstimmung, deren Auswirkungen kaum einem Wähler in vollem Ausmaß bekannt war, verheerend. Einer Studie zufolge googelten exorbitant viele Briten nach der Bekanntgabe des Ergebnisses das Wort "EU".

Es ist ein facettenreiches Thema, zu dem es viel zu erzählen gibt. Albarn bringt den Dampfer mittels eines Filmsamples gleich auf Kurs: "And specially from every shires end of Engelond / the hooly blisful martir for to seke / that hem hath holpen / whan that they were weak", hallt es aus ferner Vergangenheit in die Gegenwart. Die identitätsstiftenden Canterbury-Erzählungen des Nationalhelden Geoffrey Chaucer als Prolog für einen Appell der Einheit: So beginnt der musikalisch sehr elegisch ausgefallene Nachruf auf Merry Ol' England.

Trotz des politischen Themas macht Paul Simonon selbstverständlich zu keiner Sekunde von der Wut seiner Jugendtage Gebrauch. Der heimliche Star dieser Gruppe, Afrobeat-Erfinder Tony Allen, nannte "Merrie Land" ein tanzbares Album, eine auch für seine Verhältnisse eigenartige Lesart. Richtig ist, dass man ihn weitaus deutlicher heraushört als noch auf dem Debütalbum, während The Verve-Gitarrist Simon Tong sich fast ausschließlich um Keyboards und Geräusche kümmerte.

Albarn schließlich übernimmt, ganz ähnlich der literarischen Vorlage, die Rolle des weltgewandten Pilgers, der Geschichten über England verbreitet. Hierfür reiste er zwar nicht nach Canterbury, aber kreuz und quer durchs Land, nach Oxford, Luton oder in die Seebäder Southend-On-Sea und Blackpool, um herauszufinden, wie der Brite von heute tickt.

Getreu der Volksweise "Oh What A Merry Land Is England", die mir beim Albumtitel sofort in den Sinn kam, braucht es kaum zwei Minuten, bis Albarn offenherzig Liebe für seine Heimat offenbart, die jahrhundertealten Kämpfe zwischen Angelsachsen und Wikingern zitierend: "This is not rhetoric / It comes from my heart / I love this country / Daneland I am your kin." ("Merrie Land")

Getragene Stimmung herrscht, es geht um existenzielle Dinge, Tong dirigiert die Streicher, Simonon tupft samtene Bassfiguren, Allen dagegen unterfüttert Albarns ungewöhnlich zügigen Sprechgesang mit elastisch pulsierendem Drumming. Ein starker Auftakt.

"Gun To The Head", getragen von Flöten, Orgel und Chorgesang, schwingt sich im Refrain zu einem schunkeligen Singalong hinauf, bevor das Ende mit aufsteigenden, kreuz und quer herumdriftenden Tönen bis hin zum großen Schlussakkord einen Zwischenstopp im Jahr 1967 einlegt, bei John Lennons "A Day In The Life". Eingängiger wird es danach nicht mehr.

Überhaupt legt sich nun ein dichter Nebel über die Platte, die Melodien teilweise so undurchschaubar wie der tatsächliche Ausgang des ganzen Brexit-Wahnsinns im kommenden Jahr. Streckenweise erinnern die Arrangements an die rätselhafte Distanziertheit der letzten Arctic Monkeys-Platte. Man sieht förmlich die Bandmitglieder im angemieteten Studio mit Blick auf den Stahlturm von Blackpool vor sich, wie sie die kreisenden Möwen betrachten und die Weite dieser Aussicht in die Kompositionen einfließen ließen.

"Nineteen Seventeen" wirkt wie ein ferner Verwandter der "Ghost Town" (The Specials), und auch Albarn wandert seinen Weg unbeirrt weiter durch das England der Fabrikschornsteine, der tristen, verwahrlosten Landschaften, wo nur noch Bier und Bingo so selbstverständlich zusammengehen wie Fish'n'Chips. Sie wiegen schwer auf ihm, die Fragen nach der Zukunft: "And where do I go now / Where does it seem to be free / Where do I go now / Where will you carry me?", singt er wehmütig in der Ballade "Lady Boston".

In Selbstmitleid zerfließen ist gleichwohl keine Lösung. In "Drifters & Trawlers" klingt er wieder selbstbewusster. Leute, reißt euch am Riemen, "throw away your fears / throw away the nets / and throw away the past". Das angstvolle Umklammern der Vergangenheit, Hauptantrieb der Brexiteers, ist eine Utopie. Eine Position, die konträr zu jener eines Morrissey steht, einst ein Idol Albarns.

Songs wie "The Truce Of Twilight" meint Tony Allen wohl mit seinem Verweis auf die Tanzbarkeit der Platte, tatsächlich hellen vor allem seine Schlagzeug-Muster die Stimmung der Songs merklich auf. Ganz am Ende, nach dem leiernden "Parklife"-ähnlichen Skit "The Last Man To Leave" lädt Damon Albarn dann aber noch einmal Frust ab, wenn auch nur textlich: "If you've got dreams you keep / and you're leaving me / I'll see you in the next life." ("The Poison Tree")

Was er scheinbar ernst meint: Sollte der Brexit tatsächlich Realität werden, verlasse er seine Heimat, wie der Sänger schon mehrfach ankündigte. So lange er an seinem neuen Standort immer ein Aufnahmestudio zur Verfügung hat, brauchen wir uns keine großen Sorgen machen.

© Laut

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Merrie Land

The Good, The Bad & The Queen

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1
Merrie Land
00:04:45

The Good, The Bad & The Queen, MainArtist

© 2018 Studio 13 ℗ 2018 Studio 13

Albumbeschreibung

Die Platte sei "eine emotionale Antwort auf etwas, das niemand in der Band versteht", beschrieb Damon Albarn "Merrie Land". Gemeint ist das Brexit-Referendum von 2016, das den glühenden Heimat-Liebhaber und Britpop-Helden a.D. auf die Barrikaden brachte. Zwei Jahre später ist England ein gespaltenes Land, die Gräben verlaufen zwischen Landesteilen, Jung und Alt, zwischen Arm und Reich.

Es wirkt wie feine Ironie, dass das erste The Good, The Bad And The Queen-Album seit elf Jahren exakt einen Tag nach Fertigstellung des Vertragsentwurfs zum EU-Austritt Großbritanniens vorliegt, der gestern vier Minister-Rücktritte forderte, während die britische Premierministerin Theresa May weiter um ihr politisches Überleben kämpft.

Nach wie vor ziehen britische Unternehmen auf den Kontinent, Universitäten befürchten ausbleibende Milliardenzuschüsse für die Forschung und die Preise steigen, weil Einfuhren immer teurer werden. Der 50-jährige Albarn kennt die Fakten, er ist nicht verbittert, höchstens enttäuscht, aber ungebrochen kampfeslustig.

Gerade unterschrieb er einen von Bob Geldof verfassten und daher wieder emotional flammenden Appell für ein zweites Referendum, dem sich auch Sting, Rita Ora, Ed Sheeran und Simon Rattle angeschlossen haben. Tenor: England ist auf Kulturexporte angewiesen, Kulturschaffende auf freie Grenzen, das Festhalten an einer Volksabstimmung, deren Auswirkungen kaum einem Wähler in vollem Ausmaß bekannt war, verheerend. Einer Studie zufolge googelten exorbitant viele Briten nach der Bekanntgabe des Ergebnisses das Wort "EU".

Es ist ein facettenreiches Thema, zu dem es viel zu erzählen gibt. Albarn bringt den Dampfer mittels eines Filmsamples gleich auf Kurs: "And specially from every shires end of Engelond / the hooly blisful martir for to seke / that hem hath holpen / whan that they were weak", hallt es aus ferner Vergangenheit in die Gegenwart. Die identitätsstiftenden Canterbury-Erzählungen des Nationalhelden Geoffrey Chaucer als Prolog für einen Appell der Einheit: So beginnt der musikalisch sehr elegisch ausgefallene Nachruf auf Merry Ol' England.

Trotz des politischen Themas macht Paul Simonon selbstverständlich zu keiner Sekunde von der Wut seiner Jugendtage Gebrauch. Der heimliche Star dieser Gruppe, Afrobeat-Erfinder Tony Allen, nannte "Merrie Land" ein tanzbares Album, eine auch für seine Verhältnisse eigenartige Lesart. Richtig ist, dass man ihn weitaus deutlicher heraushört als noch auf dem Debütalbum, während The Verve-Gitarrist Simon Tong sich fast ausschließlich um Keyboards und Geräusche kümmerte.

Albarn schließlich übernimmt, ganz ähnlich der literarischen Vorlage, die Rolle des weltgewandten Pilgers, der Geschichten über England verbreitet. Hierfür reiste er zwar nicht nach Canterbury, aber kreuz und quer durchs Land, nach Oxford, Luton oder in die Seebäder Southend-On-Sea und Blackpool, um herauszufinden, wie der Brite von heute tickt.

Getreu der Volksweise "Oh What A Merry Land Is England", die mir beim Albumtitel sofort in den Sinn kam, braucht es kaum zwei Minuten, bis Albarn offenherzig Liebe für seine Heimat offenbart, die jahrhundertealten Kämpfe zwischen Angelsachsen und Wikingern zitierend: "This is not rhetoric / It comes from my heart / I love this country / Daneland I am your kin." ("Merrie Land")

Getragene Stimmung herrscht, es geht um existenzielle Dinge, Tong dirigiert die Streicher, Simonon tupft samtene Bassfiguren, Allen dagegen unterfüttert Albarns ungewöhnlich zügigen Sprechgesang mit elastisch pulsierendem Drumming. Ein starker Auftakt.

"Gun To The Head", getragen von Flöten, Orgel und Chorgesang, schwingt sich im Refrain zu einem schunkeligen Singalong hinauf, bevor das Ende mit aufsteigenden, kreuz und quer herumdriftenden Tönen bis hin zum großen Schlussakkord einen Zwischenstopp im Jahr 1967 einlegt, bei John Lennons "A Day In The Life". Eingängiger wird es danach nicht mehr.

Überhaupt legt sich nun ein dichter Nebel über die Platte, die Melodien teilweise so undurchschaubar wie der tatsächliche Ausgang des ganzen Brexit-Wahnsinns im kommenden Jahr. Streckenweise erinnern die Arrangements an die rätselhafte Distanziertheit der letzten Arctic Monkeys-Platte. Man sieht förmlich die Bandmitglieder im angemieteten Studio mit Blick auf den Stahlturm von Blackpool vor sich, wie sie die kreisenden Möwen betrachten und die Weite dieser Aussicht in die Kompositionen einfließen ließen.

"Nineteen Seventeen" wirkt wie ein ferner Verwandter der "Ghost Town" (The Specials), und auch Albarn wandert seinen Weg unbeirrt weiter durch das England der Fabrikschornsteine, der tristen, verwahrlosten Landschaften, wo nur noch Bier und Bingo so selbstverständlich zusammengehen wie Fish'n'Chips. Sie wiegen schwer auf ihm, die Fragen nach der Zukunft: "And where do I go now / Where does it seem to be free / Where do I go now / Where will you carry me?", singt er wehmütig in der Ballade "Lady Boston".

In Selbstmitleid zerfließen ist gleichwohl keine Lösung. In "Drifters & Trawlers" klingt er wieder selbstbewusster. Leute, reißt euch am Riemen, "throw away your fears / throw away the nets / and throw away the past". Das angstvolle Umklammern der Vergangenheit, Hauptantrieb der Brexiteers, ist eine Utopie. Eine Position, die konträr zu jener eines Morrissey steht, einst ein Idol Albarns.

Songs wie "The Truce Of Twilight" meint Tony Allen wohl mit seinem Verweis auf die Tanzbarkeit der Platte, tatsächlich hellen vor allem seine Schlagzeug-Muster die Stimmung der Songs merklich auf. Ganz am Ende, nach dem leiernden "Parklife"-ähnlichen Skit "The Last Man To Leave" lädt Damon Albarn dann aber noch einmal Frust ab, wenn auch nur textlich: "If you've got dreams you keep / and you're leaving me / I'll see you in the next life." ("The Poison Tree")

Was er scheinbar ernst meint: Sollte der Brexit tatsächlich Realität werden, verlasse er seine Heimat, wie der Sänger schon mehrfach ankündigte. So lange er an seinem neuen Standort immer ein Aufnahmestudio zur Verfügung hat, brauchen wir uns keine großen Sorgen machen.

© Laut

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