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Korn|Korn

Korn

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Ravensburg. Drogeriemarkt Müller. Musikabteilung. Irgendwann 2006. Ich muss vorher wohl aufgeschnappt haben, dass man als Linkin Park-Fan auch Korn gut finden könnte. Also die aktuelle Platte "See You On The Other Side" schnappen und ab damit in einen der längst überholten CD-Player. Eine Minute lang krude Geräusche. Und dann ein Riff, das meinen Musikgeschmack – nein, nennen wir es ruhig beim Namen – mein Leben verändern sollte: "Twisted Transistor".

Ausgerechnet "Twisted Transistor". Die enttäuschende erste Single nach dem Ausstieg von Leadgitarrist Brian "Head" Welch. Der Anbruch eines von Mittelmäßigkeit geprägten, bis heute andauernden Kapitels der Korn-Geschichte.

Ich brauchte anschließend ein paar Monate, um zu verinnerlichen, dass ich die fetten Jahre wohl verpasst habe. Das missgelaunte und selbstbetitelte Meisterwerk "Korn", mit dem die Band heute vor ziemlich genau zwanzig Jahren ihr goldenes Zeitalter einläutete, verlor dabei zum Glück kein bisschen seiner Faszination.

52 Sekunden Anlauf brauchen Korn, um ihre Initialzündung vorzubereiten. Alles beginnt mit einem entschlossenen Ride-Becken und trivialen Nachschlägen auf der Gitarre. Ein überaus skurriles Szenario - bis das Quintett irgendwann ernst macht. "Are you ready?!", brüllt Jonathan Davis die rhetorischste aller rhetorischen Fragen in die Welt hinaus. Und zum Neinsagen bliebe auch gar keine Zeit: Sekundenbruchteile später brechen alle Dämme und man findet sich wieder in einem musikalischen Abwärtsstrudel - namentlich "Blind". So was nennt man wohl 'Instant Classic'.

Die Soundidee – eine Kombination aus zwei bitterböse verzerrten Siebensaitern und einem geslappten Tieftöner – war jedenfalls so gut und einzigartig, dass sich bis heute keiner getraut hat, sie zu kopieren. Wenn man dazu den blutjungen David Silveria trommeln hört, will man Jonathan Davis' jüngsten Aussagen, dieser habe das Schlagzeugspielen nie wieder so geliebt wie auf den ersten beiden Platten, schon fast Glauben schenken.

Weit entfernt vom musikalisch-gesanglichen Zenit bewegte sich hingegen Davis selbst. Dafür rief er zwischen ausufernder Aggressivität, verzweifeltem Winseln und absoluter Gefühlskälte ein unfassbares Spektrum ab. Zudem bringt der Anfangzwanziger, der sich erst mithilfe eines Wahrsagers für den Einstieg in die Band entschied, seine seelischen Abgründe auf unvergleichlich schonungslose und ehrliche Art in die Lyrics ein: Erniedrigungen in der High School ("Faget"), Paranoia in der Beziehung ("Need To") und ein selbst erfahrener Kindesmissbrauch, den die Eltern für eine Lüge halten ("Daddy").

Die Geschichte des letzteren Stückes inspirierte auch das bis heute gelungenste Cover-Artwork der umfangreichen Korn-Diskografie. Zudem blieb "Daddy" neben dem legendären Dudelsack-Intro aus der Kinderlieder-Collage "Shoots And Ladders" das einzige musikalische Experiment der Platte. Vielleicht erscheint dieses Album genau deshalb so schlüssig.

Insgesamt sind es fast 60 Minuten Musik gewordener Menschenhass, den Korn zwar nicht in virtuose Glanzleistungen, aber in eine Fülle an genialen Arrangement-, Riff- und Groove-Ideen umsetzen. Rückblickend will man kaum glauben, dass sich die fünf Weirdos aus Bakersfield mit diesen Songs im Gepäck monatelang den Arsch abspielen mussten, bis sich die Epic-Tochter Immortal Records endlich erbarmte und sie unter ihre Fittiche nahm.

Produzent Ross Robinson passte die Band 1994 schließlich an einer faszinierend ambivalenten Stufe ihrer Entwicklung ab: Einerseits greift im Bandgefüge bereits jedes Rädchen ins andere. Gleichzeitig wohnt der Musik ein erfrischender Dilettantismus inne, der bereits beim ebenfalls von Robinson betreuten Nachfolger "Life Is Peachy" teilweise verflogen schien und über die Jahre naturgemäß nie zu hundert Prozent wiederkehrte.

Ein Jahr vor "Adrenaline", drei vor "Three Dollars Bill, Y'all$", fünf vor "Slipknot" bzw. "The Fundamental Elements of Southtown" und sechs vor "Hybrid Theory" markierte das Korn-Debüt zwar noch nicht die Blaupause, wohl aber eine Art Urknall für ein ganzes Genre: New Metal. Eine musikalische Bewegung, die heute gerne als stupides Jugendphänomen belächelt wird und ein Jahrzehnt später restlos ausgeschlachtet und totgehypt zugrunde ging. Vielleicht ist ein Genre, das auf radikaler Vereinfachung beruht, aber auch von Anfang an zum Übergangsphänomen verdammt.

Korn scheinen 20 Jahre nach ihrem Erstling jedenfalls wie in einem Trott gefangen, in dem sie in regelmäßigen Abständen ihre letzte Chance vergeben - um sich mit einzelnen Top-Tracks doch immer eine nächste letzte Chance zu erkämpfen. Daran änderte zuletzt auch die ersehnte Rückkehr von Brian "Head" Welch nichts.

Doch anstatt in den Chor der verbitterten Ex-Fans einzustimmen, erfreue ich mich lieber an der Tatsache, wie viel denkwürdiges Korn nach ihrem einzigartigen Debüt noch zustande gebracht haben: drei weitere Über-Alben in den Neunzigern und zwei mit Abstrichen fantastische Platten nach der Jahrtausendwende.

Jedenfalls genug Material für den Tag, an dem die Kalifornier via Facebook-Statusmeldung ihre Auflösung bekannt geben werden. Musik voller Hass, Aggressivität, Wut, Melancholie und Resignation - aber mit einer ermunternden Wirkung, für die man den Herren Davis, Welch, Shaffer, Arvizu und Silveria auf ewig dankbar sein darf.

© Laut

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1
Blind (Album Version)
00:04:18

Brian Welch, Composer - Brian Welch, Guitar - Brian Welch, Lyricist - Brian Welch, Vocal - Chuck Johnson, Engineer - Chuck Johnson, Mixing Engineer - David Silvera, Drums - David Silveria, Composer - David Silveria, Lyricist - Dennis Shinn, Composer - Dennis Shinn, Lyricist - Eddy Schreyer, Mastering Engineer - James Schaffer, Guitar - James Shaffer, Composer - James Shaffer, Lyricist - Jonathan Davis, Bagpipes - Jonathan Davis, Composer - Jonathan Davis, Lyricist - Jonathan Davis, Vocal - Korn, Background Vocal - Korn, Performer - Larry Weintraub, Executive Producer - Paul Pontius, A&R Coordinator - Reggie Arvizu, Bass - Reginald Arvizu, Composer - Reginald Arvizu, Lyricist - Ross Robinson, Producer - Ross Robinson, Recording Engineer - Ryan Shuck, Composer - Ryan Shuck, Lyricist

(P) 1994 Epic Records, a division of Sony Music Entertainment

2
Ball Tongue (Album Version) Explicit
00:04:28

Brian Welch, Composer - Brian Welch, Guitar - Brian Welch, Lyricist - Brian Welch, Vocal - Chuck Johnson, Engineer - Chuck Johnson, Mixing Engineer - David Silvera, Drums - David Silveria, Composer - David Silveria, Lyricist - Eddy Schreyer, Mastering Engineer - James Schaffer, Guitar - James Shaffer, Composer - James Shaffer, Lyricist - Jonathan Davis, Bagpipes - Jonathan Davis, Composer - Jonathan Davis, Lyricist - Jonathan Davis, Vocal - Korn, Background Vocal - Korn, Performer - Larry Weintraub, Executive Producer - Paul Pontius, A&R Coordinator - Reggie Arvizu, Bass - Reginald Arvizu, Composer - Reginald Arvizu, Lyricist - Ross Robinson, Producer - Ross Robinson, Recording Engineer

(P) 1994 Epic Records, a division of Sony Music Entertainment

3
Need To (Album Version) Explicit
00:04:01

Brian Welch, Guitar - Brian Welch, Vocal - Chuck Johnson, Engineer - Chuck Johnson, Mixing Engineer - David Silvera, Drums - Eddy Schreyer, Mastering Engineer - James Schaffer, Guitar - Jonathan Davis, Bagpipes - Jonathan Davis, Vocal - Korn, Background Vocal - Korn, Composer - Korn, Lyricist - Korn, Performer - Larry Weintraub, Executive Producer - Paul Pontius, A&R Coordinator - Reggie Arvizu, Bass - Ross Robinson, Producer - Ross Robinson, Recording Engineer

(P) 1994 Epic Records, a division of Sony Music Entertainment

4
Clown (Album Version) Explicit
00:04:36

Brian Welch, Composer - Brian Welch, Guitar - Brian Welch, Lyricist - Brian Welch, Vocal - Chuck Johnson, Engineer - Chuck Johnson, Mixing Engineer - David Silvera, Drums - David Silveria, Composer - David Silveria, Lyricist - Eddy Schreyer, Mastering Engineer - James Schaffer, Guitar - James Shaffer, Composer - James Shaffer, Lyricist - Jonathan Davis, Bagpipes - Jonathan Davis, Composer - Jonathan Davis, Lyricist - Jonathan Davis, Vocal - Korn, Background Vocal - Korn, Performer - Larry Weintraub, Executive Producer - Paul Pontius, A&R Coordinator - Reggie Arvizu, Bass - Reginald Arvizu, Composer - Reginald Arvizu, Lyricist - Ross Robinson, Producer - Ross Robinson, Recording Engineer

(P) 1994 Epic Records, a division of Sony Music Entertainment

5
Divine (Album Version) Explicit
00:02:50

Brian Welch, Composer - Brian Welch, Guitar - Brian Welch, Lyricist - Brian Welch, Vocal - Chuck Johnson, Engineer - Chuck Johnson, Mixing Engineer - David Silvera, Drums - David Silveria, Composer - David Silveria, Lyricist - Eddy Schreyer, Mastering Engineer - James Schaffer, Guitar - James Shaffer, Composer - James Shaffer, Lyricist - Jonathan Davis, Bagpipes - Jonathan Davis, Composer - Jonathan Davis, Lyricist - Jonathan Davis, Vocal - Korn, Background Vocal - Korn, Performer - Larry Weintraub, Executive Producer - Paul Pontius, A&R Coordinator - Reggie Arvizu, Bass - Reginald Arvizu, Composer - Reginald Arvizu, Lyricist - Ross Robinson, Producer - Ross Robinson, Recording Engineer

(P) 1994 Epic Records, a division of Sony Music Entertainment

6
Faget (Album Version) Explicit
00:05:49

Brian Welch, Composer - Brian Welch, Guitar - Brian Welch, Lyricist - Brian Welch, Vocal - Chuck Johnson, Engineer - Chuck Johnson, Mixing Engineer - David Silvera, Drums - David Silveria, Composer - David Silveria, Lyricist - Eddy Schreyer, Mastering Engineer - James Schaffer, Guitar - James Shaffer, Composer - James Shaffer, Lyricist - Jonathan Davis, Bagpipes - Jonathan Davis, Composer - Jonathan Davis, Lyricist - Jonathan Davis, Vocal - Korn, Background Vocal - Korn, Performer - Larry Weintraub, Executive Producer - Paul Pontius, A&R Coordinator - Reggie Arvizu, Bass - Reginald Arvizu, Composer - Reginald Arvizu, Lyricist - Ross Robinson, Producer - Ross Robinson, Recording Engineer

(P) 1994 Epic Records, a division of Sony Music Entertainment

7
Shoots and Ladders (Album Version) Explicit
00:05:21

Brian Welch, Composer - Brian Welch, Guitar - Brian Welch, Lyricist - Brian Welch, Vocal - Chuck Johnson, Engineer - Chuck Johnson, Mixing Engineer - David Silvera, Drums - David Silveria, Composer - David Silveria, Lyricist - Eddy Schreyer, Mastering Engineer - James Schaffer, Guitar - James Shaffer, Composer - James Shaffer, Lyricist - Jonathan Davis, Bagpipes - Jonathan Davis, Composer - Jonathan Davis, Lyricist - Jonathan Davis, Vocal - Korn, Background Vocal - Korn, Performer - Larry Weintraub, Executive Producer - Paul Pontius, A&R Coordinator - Reggie Arvizu, Bass - Reginald Arvizu, Composer - Reginald Arvizu, Lyricist - Ross Robinson, Producer - Ross Robinson, Recording Engineer

(P) 1994 Epic Records, a division of Sony Music Entertainment

8
Predictable (Album Version) Explicit
00:04:32

Brian Welch, Composer - Brian Welch, Guitar - Brian Welch, Lyricist - Brian Welch, Vocal - Chuck Johnson, Engineer - Chuck Johnson, Mixing Engineer - David Silvera, Drums - David Silveria, Composer - David Silveria, Lyricist - Eddy Schreyer, Mastering Engineer - James Schaffer, Guitar - James Shaffer, Composer - James Shaffer, Lyricist - Jonathan Davis, Bagpipes - Jonathan Davis, Composer - Jonathan Davis, Lyricist - Jonathan Davis, Vocal - Korn, Background Vocal - Korn, Performer - Larry Weintraub, Executive Producer - Paul Pontius, A&R Coordinator - Reggie Arvizu, Bass - Reginald Arvizu, Composer - Reginald Arvizu, Lyricist - Ross Robinson, Producer - Ross Robinson, Recording Engineer

(P) 1994 Epic Records, a division of Sony Music Entertainment

9
Fake (Album Version)
00:04:51

Brian Welch, Guitar - Brian Welch, Vocal - Chuck Johnson, Engineer - Chuck Johnson, Mixing Engineer - David Silvera, Drums - Eddy Schreyer, Mastering Engineer - James Schaffer, Guitar - Jonathan Davis, Bagpipes - Jonathan Davis, Vocal - Korn, Background Vocal - Korn, Composer - Korn, Lyricist - Korn, Performer - Larry Weintraub, Executive Producer - Paul Pontius, A&R Coordinator - Reggie Arvizu, Bass - Ross Robinson, Producer - Ross Robinson, Recording Engineer

(P) 1994 Epic Records, a division of Sony Music Entertainment

10
Lies (Album Version)
00:03:22

Brian Welch, Guitar - Brian Welch, Vocal - Chuck Johnson, Engineer - Chuck Johnson, Mixing Engineer - David Silvera, Drums - Eddy Schreyer, Mastering Engineer - James Schaffer, Guitar - Jonathan Davis, Bagpipes - Jonathan Davis, Vocal - Korn, Background Vocal - Korn, Composer - Korn, Lyricist - Korn, Performer - Larry Weintraub, Executive Producer - Paul Pontius, A&R Coordinator - Reggie Arvizu, Bass - Ross Robinson, Producer - Ross Robinson, Recording Engineer

(P) 1994 Epic Records, a division of Sony Music Entertainment

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Helmet in the Bush (Album Version) Explicit
00:04:02

Brian Welch, Guitar - Brian Welch, Vocal - Chuck Johnson, Engineer - Chuck Johnson, Mixing Engineer - David Silvera, Drums - Eddy Schreyer, Mastering Engineer - James Schaffer, Guitar - Jonathan Davis, Bagpipes - Jonathan Davis, Vocal - Korn, Background Vocal - Korn, Composer - Korn, Lyricist - Korn, Performer - Larry Weintraub, Executive Producer - Paul Pontius, A&R Coordinator - Reggie Arvizu, Bass - Ross Robinson, Producer - Ross Robinson, Recording Engineer

(P) 1994 Epic Records, a division of Sony Music Entertainment

12
Daddy (Album Version) Explicit
00:17:30

Brian Welch, Guitar - Brian Welch, Vocal - Chuck Johnson, Engineer - Chuck Johnson, Mixing Engineer - D. Shinn, Composer - D. Shinn, Lyricist - David Silvera, Drums - Eddy Schreyer, Mastering Engineer - James Schaffer, Guitar - Jonathan Davis, Bagpipes - Jonathan Davis, Vocal - Korn, Background Vocal - Korn, Composer - Korn, Lyricist - Korn, Performer - Larry Weintraub, Executive Producer - Paul Pontius, A&R Coordinator - R. Shuck, Composer - R. Shuck, Lyricist - Reggie Arvizu, Bass - Ross Robinson, Producer - Ross Robinson, Recording Engineer

(P) 1994 Epic Records, a division of Sony Music Entertainment

Albumbeschreibung

Ravensburg. Drogeriemarkt Müller. Musikabteilung. Irgendwann 2006. Ich muss vorher wohl aufgeschnappt haben, dass man als Linkin Park-Fan auch Korn gut finden könnte. Also die aktuelle Platte "See You On The Other Side" schnappen und ab damit in einen der längst überholten CD-Player. Eine Minute lang krude Geräusche. Und dann ein Riff, das meinen Musikgeschmack – nein, nennen wir es ruhig beim Namen – mein Leben verändern sollte: "Twisted Transistor".

Ausgerechnet "Twisted Transistor". Die enttäuschende erste Single nach dem Ausstieg von Leadgitarrist Brian "Head" Welch. Der Anbruch eines von Mittelmäßigkeit geprägten, bis heute andauernden Kapitels der Korn-Geschichte.

Ich brauchte anschließend ein paar Monate, um zu verinnerlichen, dass ich die fetten Jahre wohl verpasst habe. Das missgelaunte und selbstbetitelte Meisterwerk "Korn", mit dem die Band heute vor ziemlich genau zwanzig Jahren ihr goldenes Zeitalter einläutete, verlor dabei zum Glück kein bisschen seiner Faszination.

52 Sekunden Anlauf brauchen Korn, um ihre Initialzündung vorzubereiten. Alles beginnt mit einem entschlossenen Ride-Becken und trivialen Nachschlägen auf der Gitarre. Ein überaus skurriles Szenario - bis das Quintett irgendwann ernst macht. "Are you ready?!", brüllt Jonathan Davis die rhetorischste aller rhetorischen Fragen in die Welt hinaus. Und zum Neinsagen bliebe auch gar keine Zeit: Sekundenbruchteile später brechen alle Dämme und man findet sich wieder in einem musikalischen Abwärtsstrudel - namentlich "Blind". So was nennt man wohl 'Instant Classic'.

Die Soundidee – eine Kombination aus zwei bitterböse verzerrten Siebensaitern und einem geslappten Tieftöner – war jedenfalls so gut und einzigartig, dass sich bis heute keiner getraut hat, sie zu kopieren. Wenn man dazu den blutjungen David Silveria trommeln hört, will man Jonathan Davis' jüngsten Aussagen, dieser habe das Schlagzeugspielen nie wieder so geliebt wie auf den ersten beiden Platten, schon fast Glauben schenken.

Weit entfernt vom musikalisch-gesanglichen Zenit bewegte sich hingegen Davis selbst. Dafür rief er zwischen ausufernder Aggressivität, verzweifeltem Winseln und absoluter Gefühlskälte ein unfassbares Spektrum ab. Zudem bringt der Anfangzwanziger, der sich erst mithilfe eines Wahrsagers für den Einstieg in die Band entschied, seine seelischen Abgründe auf unvergleichlich schonungslose und ehrliche Art in die Lyrics ein: Erniedrigungen in der High School ("Faget"), Paranoia in der Beziehung ("Need To") und ein selbst erfahrener Kindesmissbrauch, den die Eltern für eine Lüge halten ("Daddy").

Die Geschichte des letzteren Stückes inspirierte auch das bis heute gelungenste Cover-Artwork der umfangreichen Korn-Diskografie. Zudem blieb "Daddy" neben dem legendären Dudelsack-Intro aus der Kinderlieder-Collage "Shoots And Ladders" das einzige musikalische Experiment der Platte. Vielleicht erscheint dieses Album genau deshalb so schlüssig.

Insgesamt sind es fast 60 Minuten Musik gewordener Menschenhass, den Korn zwar nicht in virtuose Glanzleistungen, aber in eine Fülle an genialen Arrangement-, Riff- und Groove-Ideen umsetzen. Rückblickend will man kaum glauben, dass sich die fünf Weirdos aus Bakersfield mit diesen Songs im Gepäck monatelang den Arsch abspielen mussten, bis sich die Epic-Tochter Immortal Records endlich erbarmte und sie unter ihre Fittiche nahm.

Produzent Ross Robinson passte die Band 1994 schließlich an einer faszinierend ambivalenten Stufe ihrer Entwicklung ab: Einerseits greift im Bandgefüge bereits jedes Rädchen ins andere. Gleichzeitig wohnt der Musik ein erfrischender Dilettantismus inne, der bereits beim ebenfalls von Robinson betreuten Nachfolger "Life Is Peachy" teilweise verflogen schien und über die Jahre naturgemäß nie zu hundert Prozent wiederkehrte.

Ein Jahr vor "Adrenaline", drei vor "Three Dollars Bill, Y'all$", fünf vor "Slipknot" bzw. "The Fundamental Elements of Southtown" und sechs vor "Hybrid Theory" markierte das Korn-Debüt zwar noch nicht die Blaupause, wohl aber eine Art Urknall für ein ganzes Genre: New Metal. Eine musikalische Bewegung, die heute gerne als stupides Jugendphänomen belächelt wird und ein Jahrzehnt später restlos ausgeschlachtet und totgehypt zugrunde ging. Vielleicht ist ein Genre, das auf radikaler Vereinfachung beruht, aber auch von Anfang an zum Übergangsphänomen verdammt.

Korn scheinen 20 Jahre nach ihrem Erstling jedenfalls wie in einem Trott gefangen, in dem sie in regelmäßigen Abständen ihre letzte Chance vergeben - um sich mit einzelnen Top-Tracks doch immer eine nächste letzte Chance zu erkämpfen. Daran änderte zuletzt auch die ersehnte Rückkehr von Brian "Head" Welch nichts.

Doch anstatt in den Chor der verbitterten Ex-Fans einzustimmen, erfreue ich mich lieber an der Tatsache, wie viel denkwürdiges Korn nach ihrem einzigartigen Debüt noch zustande gebracht haben: drei weitere Über-Alben in den Neunzigern und zwei mit Abstrichen fantastische Platten nach der Jahrtausendwende.

Jedenfalls genug Material für den Tag, an dem die Kalifornier via Facebook-Statusmeldung ihre Auflösung bekannt geben werden. Musik voller Hass, Aggressivität, Wut, Melancholie und Resignation - aber mit einer ermunternden Wirkung, für die man den Herren Davis, Welch, Shaffer, Arvizu und Silveria auf ewig dankbar sein darf.

© Laut

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