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Helikoptergeräusche. Gut gelaunte Menschen. Sommerliche Atmosphäre. Dann: Schüsse, Panik und ein beschwingter Chor, der die Situation geschickt konterkariert. So ambivalent die Single "Good Mourning, America" startet, so vielseitig zeigt sich auch der Song an sich und ist damit symptomatisch für "If I'm The Devil ...". Während die Musik zwischen sphärischem Posthardcore, groovig-ruppigem Refrain und Cheerleader-Chören statt Gang-Shouts changiert, bringt Frontmann Jason Butler den alltäglichen amerikanischen Rassismus mit Polizeigewalt und den Möglichkeiten des Einzelnen, aus dem System auszubrechen, in Verbindung.
Starker Tobak, der entfernt an das La Dispute Drive-By-Epos "King Park" denken lässt. Zugleich gemahnt es jedoch gerade durch die Nutzung von Samples auch an politische Statements von Hip-Hop-Künstlern wie Kendrick Lamar oder Run The Jewels. Festnageln ließen sich Letlive noch nie gerne, weder mit der Stil-Explosion "Fake History" noch der kruden Mischung aus flacher Produktion und Pop-Experimenten, die auf "The Blackest Beautiful" für gemischte Gefühle sorgte. Mit ihrem vierten Album knüpfen die Kalifornier an diese Tradition an, ohne ihre Vorgänger zu wiederholen.
Ganz im Gegensatz setzt "If I'm The Devil ..." auf eine opulente Produktion, die die großen Gesten der Band ins rechte Licht rückt. Von Metalcore kann hier kaum noch die Rede sein, auch Punk findet nur in Nuancen statt, wie dem stürmischen Aktivismus-Plädoyer "Another Offensive Song". Die entstandene Lücke füllen Letlive mit dramatischem Beiwerk und elaborierten Melodien. So gelingt gleich der Opener "I've Learned To Love Myself" als markiges Statement: Gestärkt von Emocore-Versatzstücken, wuchtigen Gitarren und ausladenden Streicher-Arrangements offenbart Butler mit der nötigen Emphase seine Liebe zur Selbstaufgabe.
Entfernt erinnert diese Kombination an Bring Me The Horizons Stilbruch "That's The Spirit" - wo deren Entwicklung jedoch tatsächlich nach Anbiederung und Abflachung roch, da entwerfen Letlive ein schlüssiges Konzept, um einem vermeintlich toten Genre neue Perspektiven zu eröffnen. Großen Anteil am Gelingen dieses Unterfangens hat Butler persönlich. Bereits zuvor wechselte er mühelos zwischen angerauntem Croonen, poppigen Hooks und derbem Geschrei, ohne dass eine seiner Facetten aufgesetzt klang. "If I'm The Devil ..." stellt ihn noch stärker unter den Verdacht der Prätention, doch diese Unterstellung kontert er bravourös mit Selbstreflexion, Sozialkritik und enormer stimmlicher Bandbreite.
So sehr ihn die Promofotos auch als Posterboy inszenieren wollen, er ist - alleine in der Live-Situation - ein deutlich passionierterer und vielseitigerer Frontmann als Oliver Sykes. Selbst wenn die Ballade "Foreign Cab Ride" sich im Refrain in beinahe Disney-würdige Sphären aufschwingt, zahlt Butler, den Pathos-Kredit mit charismatischem Gesang und einer memorablen Hook zurück. Man kann das prinzipiell natürlich trotzdem peinlich finden, doch dieses Risiko muss emotionale Musik immer eingehen. Nach Möglichkeit versuchen Letlive dennoch, ihrer Musik Farbtupfer zu verleihen, mit Einflüssen aus Funk, Soul und verwirrungsstiftenden Elementen wie dem tanzbaren Beat, der das hymnisch-melancholische "Who You Are" einläutet.
"If I'm The Devil ..." weiß durchaus zu unterhalten, etwa wenn "A Weak Ago" mit einem verspielten Riff auftrumpft oder Butlers Backing-Vocals im milde-vertrackten "Nü Romantics" sogar an Phil Collins erinnern. Beide Songs kokettieren zudem mit alter Aggressivität, zeigen jedoch vor allem, wie sehr sich Letlive in den vergangenen Jahren entwickelt haben. Es ist verständlich, dass nicht jeder Hörer diesen Weg mitgehen möchte, doch im Endeffekt ist "If I'm The Devil ..." das beste Album, dass Letlive nach dem halbherzigen "The Blackest Beautiful" aufnehmen konnten. Zwar nicht unbedingt entscheidungsfreudiger, aber deutlich stimmiger melden sie Anspruch auf den verwaisten Emo-Thron an. Und tatsächlich, eine geschicktere Kombination aus politischem Kommentar, Weltschmerz, Pop-Affinität und nötiger Räudigkeit hat man in den letzten Jahren kaum gehört.
© Laut
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Neil Baldock, Engineer - Justyn Pilbrow, Producer - Ryan Johnson, Writer - letlive., Producer, MainArtist - Jason Butler, Writer - Steve Rusch, Mixer - Mothership Music Publishing, MusicPublisher - Jeff Sahyoun, Writer - Loniel Robinson, Writer - Benjamin Knapp, Engineer
2016 Epitaph 2016 Epitaph
Dan Korneff, Mixer - Neil Baldock, Engineer - Justyn Pilbrow, Producer - Ryan Johnson, Writer - letlive., Producer, MainArtist - Jason Butler, Writer - Mothership Music Publishing, MusicPublisher - Jeff Sahyoun, Writer - Loniel Robinson, Writer - Benjamin Knapp, Engineer
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Dan Korneff, Mixer - Neil Baldock, Engineer - Justyn Pilbrow, Producer - Ryan Johnson, Writer - letlive., Producer, MainArtist - Jason Butler, Writer - Mothership Music Publishing, MusicPublisher - Jeff Sahyoun, Writer - Loniel Robinson, Writer - Benjamin Knapp, Engineer
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Dan Korneff, Mixer - Neil Baldock, Engineer - Justyn Pilbrow, Producer - Ryan Johnson, Writer - letlive., Producer, MainArtist - Jason Butler, Writer - Steve Rusch, Writer - Mothership Music Publishing, MusicPublisher - Jeff Sahyoun, Writer - Loniel Robinson, Writer - Benjamin Knapp, Engineer - Steve Rusch (ASCAP), MusicPublisher
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Dan Korneff, Mixer - Neil Baldock, Engineer - Justyn Pilbrow, Producer - Ryan Johnson, Writer - letlive., Producer, MainArtist - Jason Butler, Writer - Mothership Music Publishing, MusicPublisher - Jeff Sahyoun, Writer - Loniel Robinson, Writer - Benjamin Knapp, Engineer
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Neil Baldock, Engineer - Justyn Pilbrow, Producer - Ryan Johnson, Writer - letlive., Producer, MainArtist - Jason Butler, Writer - Steve Rusch, Mixer - Mothership Music Publishing, MusicPublisher - Jeff Sahyoun, Writer - Loniel Robinson, Writer - Benjamin Knapp, Engineer
2016 Epitaph 2016 Epitaph
Dan Korneff, Mixer - Neil Baldock, Engineer - Justyn Pilbrow, Producer - Ryan Johnson, Writer - letlive., Producer, MainArtist - Jason Butler, Writer - Mothership Music Publishing, MusicPublisher - Jeff Sahyoun, Writer - Loniel Robinson, Writer - Benjamin Knapp, Engineer
2016 Epitaph 2016 Epitaph
Dan Korneff, Mixer - Neil Baldock, Engineer - Justyn Pilbrow, Producer - Ryan Johnson, Writer - letlive., Producer, MainArtist - Jason Butler, Writer - Mothership Music Publishing, MusicPublisher - Jeff Sahyoun, Writer - Loniel Robinson, Writer - Benjamin Knapp, Engineer
2016 Epitaph 2016 Epitaph
Dan Korneff, Mixer - Neil Baldock, Engineer - Justyn Pilbrow, Producer - Ryan Johnson, Writer - letlive., Producer, MainArtist - Jason Butler, Writer - Mothership Music Publishing, MusicPublisher - Jeff Sahyoun, Writer - Loniel Robinson, Writer - Benjamin Knapp, Engineer
2016 Epitaph 2016 Epitaph
Dan Korneff, Mixer - Neil Baldock, Engineer - Justyn Pilbrow, Producer - Ryan Johnson, Writer - letlive., Producer, MainArtist - Jason Butler, Writer - Mothership Music Publishing, MusicPublisher - Jeff Sahyoun, Writer - Loniel Robinson, Writer - Benjamin Knapp, Engineer
2016 Epitaph 2016 Epitaph
Neil Baldock, Engineer - Justyn Pilbrow, Producer - Ryan Johnson, Writer - letlive., Producer, MainArtist - Jason Butler, Writer - Steve Rusch, Producer, Mixer - Mothership Music Publishing, MusicPublisher - Jeff Sahyoun, Writer - Loniel Robinson, Writer - Benjamin Knapp, Engineer - Steve Rusch (ASCAP), MusicPublisher
2016 Epitaph 2016 Epitaph
Albumbeschreibung
Helikoptergeräusche. Gut gelaunte Menschen. Sommerliche Atmosphäre. Dann: Schüsse, Panik und ein beschwingter Chor, der die Situation geschickt konterkariert. So ambivalent die Single "Good Mourning, America" startet, so vielseitig zeigt sich auch der Song an sich und ist damit symptomatisch für "If I'm The Devil ...". Während die Musik zwischen sphärischem Posthardcore, groovig-ruppigem Refrain und Cheerleader-Chören statt Gang-Shouts changiert, bringt Frontmann Jason Butler den alltäglichen amerikanischen Rassismus mit Polizeigewalt und den Möglichkeiten des Einzelnen, aus dem System auszubrechen, in Verbindung.
Starker Tobak, der entfernt an das La Dispute Drive-By-Epos "King Park" denken lässt. Zugleich gemahnt es jedoch gerade durch die Nutzung von Samples auch an politische Statements von Hip-Hop-Künstlern wie Kendrick Lamar oder Run The Jewels. Festnageln ließen sich Letlive noch nie gerne, weder mit der Stil-Explosion "Fake History" noch der kruden Mischung aus flacher Produktion und Pop-Experimenten, die auf "The Blackest Beautiful" für gemischte Gefühle sorgte. Mit ihrem vierten Album knüpfen die Kalifornier an diese Tradition an, ohne ihre Vorgänger zu wiederholen.
Ganz im Gegensatz setzt "If I'm The Devil ..." auf eine opulente Produktion, die die großen Gesten der Band ins rechte Licht rückt. Von Metalcore kann hier kaum noch die Rede sein, auch Punk findet nur in Nuancen statt, wie dem stürmischen Aktivismus-Plädoyer "Another Offensive Song". Die entstandene Lücke füllen Letlive mit dramatischem Beiwerk und elaborierten Melodien. So gelingt gleich der Opener "I've Learned To Love Myself" als markiges Statement: Gestärkt von Emocore-Versatzstücken, wuchtigen Gitarren und ausladenden Streicher-Arrangements offenbart Butler mit der nötigen Emphase seine Liebe zur Selbstaufgabe.
Entfernt erinnert diese Kombination an Bring Me The Horizons Stilbruch "That's The Spirit" - wo deren Entwicklung jedoch tatsächlich nach Anbiederung und Abflachung roch, da entwerfen Letlive ein schlüssiges Konzept, um einem vermeintlich toten Genre neue Perspektiven zu eröffnen. Großen Anteil am Gelingen dieses Unterfangens hat Butler persönlich. Bereits zuvor wechselte er mühelos zwischen angerauntem Croonen, poppigen Hooks und derbem Geschrei, ohne dass eine seiner Facetten aufgesetzt klang. "If I'm The Devil ..." stellt ihn noch stärker unter den Verdacht der Prätention, doch diese Unterstellung kontert er bravourös mit Selbstreflexion, Sozialkritik und enormer stimmlicher Bandbreite.
So sehr ihn die Promofotos auch als Posterboy inszenieren wollen, er ist - alleine in der Live-Situation - ein deutlich passionierterer und vielseitigerer Frontmann als Oliver Sykes. Selbst wenn die Ballade "Foreign Cab Ride" sich im Refrain in beinahe Disney-würdige Sphären aufschwingt, zahlt Butler, den Pathos-Kredit mit charismatischem Gesang und einer memorablen Hook zurück. Man kann das prinzipiell natürlich trotzdem peinlich finden, doch dieses Risiko muss emotionale Musik immer eingehen. Nach Möglichkeit versuchen Letlive dennoch, ihrer Musik Farbtupfer zu verleihen, mit Einflüssen aus Funk, Soul und verwirrungsstiftenden Elementen wie dem tanzbaren Beat, der das hymnisch-melancholische "Who You Are" einläutet.
"If I'm The Devil ..." weiß durchaus zu unterhalten, etwa wenn "A Weak Ago" mit einem verspielten Riff auftrumpft oder Butlers Backing-Vocals im milde-vertrackten "Nü Romantics" sogar an Phil Collins erinnern. Beide Songs kokettieren zudem mit alter Aggressivität, zeigen jedoch vor allem, wie sehr sich Letlive in den vergangenen Jahren entwickelt haben. Es ist verständlich, dass nicht jeder Hörer diesen Weg mitgehen möchte, doch im Endeffekt ist "If I'm The Devil ..." das beste Album, dass Letlive nach dem halbherzigen "The Blackest Beautiful" aufnehmen konnten. Zwar nicht unbedingt entscheidungsfreudiger, aber deutlich stimmiger melden sie Anspruch auf den verwaisten Emo-Thron an. Und tatsächlich, eine geschicktere Kombination aus politischem Kommentar, Weltschmerz, Pop-Affinität und nötiger Räudigkeit hat man in den letzten Jahren kaum gehört.
© Laut
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 11 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 00:44:41
2016 Epitaph 2016 Epitaph
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