Es:sensual

Albumbeschreibung

Sie sind inzwischen ein erfahrenes, gut eingespieltes Team: der kubanische Pianist/ Komponist Omar Sosa, der brasilianische Cellist/Arrangeur Jaques Morelenbaum und die renommierte Bigband des NDR. Ihr erstes gemeinsames Album, „Ceremony“ (2010), erntete neben durchweg begeisterten Kritiken einen „ECHO Jazz“ als Big-Band-Produktion des Jahres. Die Stücke hatte Sosa eigens für das Projekt komponiert. Jetzt, bei der erneuten Zusammenarbeit, will er dagegen eine Auswahl älterer Nummern in neuem Glanz erstrahlen lassen, und so schuf Morelenbaum für die „Essentials“ aus Sosas Katalog geradezu sinnliche Bearbeitungen – „Es:sensuals“ eben.
Mit dem Brasilianer, der hier nicht zum Cello greift, sondern „nur“ orchestriert und die Big Band leitet, steht dem Kubaner ein wahrer Großmeister der Arrangierkunst zur Seite, der schon Legenden wie Antonio Carlos Jobim, Caetano Veloso oder Cesária Évora maßgeschneiderte Klanggewänder verpasste. Für den rechten Rhythmus bringt der Pianist den Drummer seines Quarteto AfroCubano, Ernesto Simpson, mit; den farbig-filigranen Rest erledigt Marcio Doctor, der reguläre Perkussionist der Big Band.
Es beginnt recht brav mit einem Cha-Cha-Cha, der sich zum Schwof auf jeder Latin-Party eignen würde, doch schon das langsame „Reposo“ kommt mit geschichteten Bläsersätzen und eindrucksvollen Solobeiträgen von – dem inzwischen verstorbenen – Lutz Büchner (Sopran) sowie Frank Delle (Bassklarinette) und Sosa (E-Piano). Oft läuft die Musik über Mambo-, Rumba-, Cha-Cha-Rhythmen, doch selbst bei solch gängigen Tänzen kann Morelenbaum simplen Latin-Klischees durch farbige Voicings, effektvolle Instrumentierungen oder leicht verschobene Riffs vorbeugen. Höhepunkte sind die afrokubanischen Feuerwerke „Iyade“ und „Angustiado“ – Letzteres mit einem Solo von Fiete Feltsch auf der Blockflöte.

© Klostermann, Berthold / www.fonoforum.de