Disrespectful

Albumbeschreibung

Um es gleich klarzustellen: Das Einzige, was Jamie Murray mit dem bekannten Tennisprofi verbindet, sind der gleiche Name, die schottischen Wurzeln und ein harter Aufschlag. Der ist vom ersten Takt seines Debüt-Albums „Disrespectful“, das der in Nordirland aufgewachsene und seit seinem 16. Lebensjahr in London aktive Drummer mit dem russischen Altsaxofonisten Zhenya Strigalev als „JZ Replacement“ eingespielt hat, in treibender Dringlichkeit und imposanter Präzision unüberhörbar manifest.
Feuert er doch zu groovendem Stakkato-Gebläse zunächst knackige Rimshots, die er rasch mit HiHat- und Cymbal-Attacken ergänzt, bis sein Powerplay samt feinen Bassdrum-Kicks zu voller Pracht aufblüht. Um dann dem hyperaktiven Saxofon Raum für wildes Geschnatter zu geben, das ihr etwa als David-Bowie-Tieftöner bekannter Stargast Tim Lefebvre mit eigenwillig pulsenden Basslines anfettet, die sich im Abgang von „Disreplacement A“ in elektronische Geräuschhaftigkeit auflösen.
Es ist eine ausgesprochen originelle Mischung aus schrägem Hip-Hop, etwas Fusion und Avantgarde-Rock, garniert mit Drum 'n' Bass und zwischen zartem Lyrizismus und eruptivem Free Jazz schillernder Saxofon-Ekstase, die hier voller Freude an vertrackten Tempi-Wechseln äußerst „Disrespectful“ serviert wird. Dass die drei dabei trotz ohrenscheinlicher Nervosität, wilder Hakenschläge und ständiger Veränderungen ihrer Klangfarben, die sich vor allem bei Tim Lefebvre in aberwitziger Bandbreite zeigen, zu atemberaubend organischen Soundscapes finden, ist schwer beeindruckend. Und erweist sich nicht nur bei „Five Cymbals For Jamie“ als schweißtreibendes Vergnügen für anspruchsvolle Liebhaber aktueller „Made in London“-Klangkunst.

© Thielmann, Sven / www.fonoforum.de