Adrenalin (deluxe edition)

Albumbeschreibung

Bald sind es schon neun Jahre und fünf Alben her, dass dieses Sextet aus Berlin angefangen hat Rammstein zu imitieren, und das ganz ohne dies verstecken zu wollen. Und warum auch? Haben diese Letzteren doch fast das Gleiche gemacht und sich ohne Scham im mühsam zusammenerarbeiteten musikalischen Universum von Oomph! bedient. Außerdem scheint die Band aus dem Osten des Landes ein wenig produktiver und verlässlicher zu sein, als ihre Berliner Kollegen, von denen wir die Hoffnung verloren haben, eines Tages ein siebtes Album hören zu können. Die letzte Platte stammt aus dem Jahre 2009. Ost+Front ist mehr als nur eine einfache Kopie, sie liefern uns auf der Bühne und auf ihren Aufnahmen ein ganzes Programm ab. Es bleibt zu hoffen, dass sie sich eines Tages emanzipieren werden und ein Album aufnehmen, das komplett frei ist von jeglichem Rammstein-Einfluss, doch das ist auf Adrenalin noch nicht der Fall. Manchmal scheinen sie dennoch eher in die Richtung des Tanz Metals zu gehen, wie zum Beispiel auf Heavy Metal (dessen Name nicht sonderlich zu den Electrodance-Klavier-Melodien passt) oder auf dem lustigen und ansteckenden Disco Bukkake…
Und wie sie bereits auf den vier vorherigen Alben bewiesen haben, ist der Abstand zu ihren Vorbildern dann am größten, wenn sie sich zu Zigeunermusik oder minimalistischem Punk Rock hinwenden, zu bewundern auf einer Gore-Version von Gogol Bordello oder Manu Chao (Ich Will Alles, Rosenkavalier, 10 Jahre Ost+Front…). Sie sind vielleicht nicht innovativ, suchen jedoch nach Perfektion. Darüber hinaus verfügt die Band über einen gewissen Humor, zusätzlich zu einer noch stärkeren Vorliebe für die Provokation als Rammstein selbst (ja, das ist tatsächlich möglich). Ost+Front ist also weit davon entfernt, eine simple anekdotische Parodie zu sein und beweist großes Potential. Vielleicht so groß, dass sie eines Tages das Original in den Schatten stellen könnten… © Jean-Pierre Sabouret/Qobuz