Zemlinsky: 7 Songs & Chamber Symphony

Albumbeschreibung

Zemlinskys Œuvre ist recht schmal geblieben; deshalb mag es nahe liegen und wünschenswert sein, geeignete Werke für Besetzungen einzurichten und zu bearbeiten, die er nicht selbst bedachte. Richard Dünser, selbst ein namhafter Komponist, der sich offenbar auf die Instrumentierung von Werken der Schönberg-Schule spezialisiert hat, vergleicht seine außerordentlich kompetenten Instrumentierungen sogar mit „Nachdichtungen“ oder „Übersetzungen“, die dem Original etwas hinzufügen und zugleich auch den Bearbeiter ausdrücken. In den hier vorliegenden Einrichtungen für Kammerorchester wird freilich etwas anderes unmittelbar spürbar. Die Lied-Bearbeitungen – Dünser stellte die Vorlagen aus frühen Klavierliedern Zemlinskys zusammen, die thematisch um die Nacht, den Schlaf und das Träumen kreisen – rücken sie in eine Nähe zu Gustav Mahler, wie sie in dieser Intensität bislang nicht zu erleben war. Die Instrumentierung des zweiten Quartetts wiederum lässt die Musik wie eine Komposition in vielleicht schon allzu direkter Nähe zu Schönbergs erster Kammersinfonie wirken. Und da ist es nur konsequent, wenn Dünser den Werktitel „Chamber Symphony“ für seine Bearbeitung des zweiten Zemlinsky-Quartetts wählt. Die Einspielung macht solche Nähe zu Mahler und Schönberg nachdrücklich erfahrbar. Jenny Carlstedt trifft genau den Tonfall von mitunter volkstümlich wirkender Schlichtheit, wie ihn viele Lieder Mahlers besitzen, während das fabelhaft aufspielende Lapland Chamber Orchestra die Bearbeitung des ausgedehnten zweiten Quartetts mit fulminantem Impetus verlebendigt. Die klangvoll-farbige Musikfülle scheint geradezu überzuborden, und es überrascht, dass diese Emphase vom Kammerorchester unter John Storgårds über lange, aber nicht langweilige 40 Minuten ohne Ermüdung durchgehalten wird.
© Schubert, Giselher / www.fonoforum.de