Willisau (Live at the Jazz Festival Willisau, Switzerland, 2017)

Albumbeschreibung

Seit fast 20 Jahren zelebrieren die Herren Leimgruber, Demierre und Phillips als LDP-Trio die Kunst improvisatorischer Interaktion jenseits üblicher Klischees. Angesichts ihres Instrumentariums scheint es da nicht allzu gewagt, zumindest geistige Verbindungslinien zu „Jimmy Giuffre 3“ zu ziehen. Denn auch dort spielten sorgfältiges Hören und kontrollierte Emotionen die entscheidende Rolle bei der Klanggestaltung. Dass die drei nun erstmals einen Tonträger als Quartett mit dem Analog-Synthesizer-Spezialisten Thomas Lehn vorlegen, erweitert ihr Ausdrucksspektrum überaus stimmig. Wobei die zwei ganz unterschiedlichen Explorationen auf „Willisau“ namens „Monkeybusiness 1 & 2“ ganz gewiss kein fauler Zauber oder Unfug sind, sondern das Ergebnis langjähriger Vertrautheit samt dem daraus resultierenden Gespür fürs jeweilige Momentum. Natürlich ziehen sie dabei lustvoll alle Register avantgardistischer Klangerzeugung. Jacques Demierre etwa schillert am Flügel von perkussivem Clustern über pointiertes Getaste bis zu flirrenden Arpeggios auf den Saiten. Was in dynamisch faszinierender Bandbreite fabelhaft mit dem delikaten Gebläse von Urs Leimgruber korrespondiert, der haucht, schnauft, atmet, schnattert, was Bass-Großmeister Barre Phillips mit subtilen Einwürfen mit dem Bogen quer durch alle Lagen und markant pulsenden Beats hinreißend kommentiert. Thomas Lehns zwischen Noise und vibrierenden Lines oszillierende Synthi-Sounds setzen dazu feine Duftmarken im grandios durch Zeit und Raum mäandernden Flow, der voller Überraschungen steckt. Und von Martin Pearson derart brillant dokumentiert wurde, dass dieses Live-Album auch klanglich ein spektakuläres Erlebnis ist.
© Thielmann, Sven / www.fonoforum.de