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Oasis |(What's The Story) Morning Glory?

(What's The Story) Morning Glory?

Oasis

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"Hello, hello, it's good to be back." Die Geschichte hinter dem Einstieg in das zweite Album von Oasis ist einfach: Wir sind zurück, und jetzt alle schön die Klappe halten. Der Text komplett ohne Gedanken bei Gary Glitter geklaut, eine Form von intertextuellem Sampling. Ohne das Rockumfeld der Neunziger wäre aus Oasis heute wahrscheinlich eine Rap-Crew geworden. Die herausgestellte Underdog-Attitüde, das Herausfordern einer Obrigkeit und der Struggle in den Sozialbauten Manchesters scheinen gar nicht so weit weg von den Ghetto-Dreams aus den amerikanischen Brennpunkten. Ein Aufstieg aus der Gosse zu den Sternen.

Die Erfolgsgeschichte von Oasis erinnert fast eher die übliche Vita eines amerikanischen Rappers, der mit großer Schnauze und noch mehr Talent den Weg aus den Sozialwohnungen zum Millionär schafft. Schwierige Familiengeschichten mit alleinerziehender Mutter und gewalttätigen Vater finden eben nicht nur im Großstadt-Ghetto statt, auch die Arbeiter und ihre Kinder kämpf(t)en in Manchester darum, irgendwie in diesem Dschungel zu bestehen.

Einen Ausweg aus dem grauen Industriemief der nordenglischen Stadt bot entweder, Fußballstar zu werden, oder doch eine Band zu gründen. Vielleicht ist das ein Grund, warum so unfassbar viele wichtige englische Bands aus dieser hoffnungslosen Metropole stammen. Dieses verbindende Gang-Gefühl, gegen die reichen Kinder aus dem privilegierten Regierungs-London anzutreten. Egal, ob Acid House-Raver oder Stone-Roses-Fan.

Die britische Hauptstadt, das waren die Regierung und, schlimmer noch, Kunststudenten. Kinder betuchter Eltern, die ihre Sprösslinge auf Colleges senden konnten. Brave, schicke Jungs wie Blur, und dann, auf der anderen Seite des Zauns, die bösen, gewalttätigen Prolls. Diese Story war einfach zu gut, um sie nicht zu einer medialen Schmutzschlacht auszuschachten, zu deutlich blähte sich in England etwas auf. Größer als der eigentlich gefällige Shoegaze und musikalischer als das unterhaltsame Chaos der Happy Mondays.

Irgendwann 1995 drückte Noel seinem Entdecker Alan McGee ein Tape mit drei Songs in die Hand. "Wonderwall", "Morning Glory" und "Don't Look Back in Anger". Dem Creation-Boss, der dem Haifischbecken Musikindustrie wegen seiner überstandenen Drogensucht eigentlich den Rücken zudrehen wollte, war alsbald klar, dass er hier Material mit Sprengkraft in den Händen hielt. Schon das Debüt "Definitely Maybe" sorgte mit seiner frischen Punk-Energie für Aufsehen, inmitten des Endes von Grunge-Rock und dem kommerziellen Höhepunkt von Techno. Oasis zeigten, dass man kein gutes Aussehen, sondern einfach eine mitreißende Attitüde und ein Händchen für Melodien brauchte, um ein ganzes Land in Aufruhr zu versetzen.

Alan McGee hatte bereits Erfahrung mit hochtalentierten Bands, die den großen Sprung verpassten, weil der Druck zu groß war, oder doch zu schnell das Pulver verschossen. Oasis wären nicht die einzigen gewesen, die ihren Vorschusslorbeeren nicht gerecht wurden. Ein Glück, dass die Band mental zu dem Zeitpunkt sehr stabil war und vor Gier und Eifer nur so strotzte. In Selbstherrlichkeit erstarrte Denkmäler wie Phil Collins und Sting aus den Charts zu vertreiben, so lautete die Mission, nicht als erfolglose Kultband in Vergessenheit zu geraten. Das am schnellsten verkaufte Debüt-Album? Warum dann nicht mehr? Oder, wie Noel sagt: Wenn du als Band nicht größer als die Beatles werden willst, dann ist deine Band nur ein Hobby.

So entstanden in einem gottverlassenen Bauernhof in Wales schnell Klassiker wie "Wonderwall". Über die harmlose Ballade und Standardsong für nervige Straßenmusikanten wurde aber schon zu viel geredet oder geschrieben, als dass sie hier noch einmal größere Erwähnung bräuchte. Sie zeigte aber eine neue ruhige, verletzliche Seite. "Defintely Maybe" wollte noch möglichst maskulin den Lad spielen, mit dieser Nummer wurde klar, dass Noel als Songwriter noch einmal einen Sprung nach vorne gemacht hatte. Kein lyrisches Meisterwerk, aber Talent, das ein universelles Glücksgefühl erzeugt. Er wollte immer diesen einen großen Song erschaffen, den jeder sofort erkannte, und da war nur nun. Im Nachhinein bedauerte Noel es aber, dass es ausgerechnet diese ruhige Nummer sein musste. Erst das wirklich großartige Cover von Ryan Adams versöhnte ihn Jahre später wieder mit seinem Signature-Song. Don't Look Back In Anger, sozusagen.

Dieser zweite große Hit erlebte vor einiger Zeit infolge des schlimmen Amoklaufs sein Comeback als Trost für eine traumatisierte Stadt. In einer der dunkelsten Stunden Manchesters, in der junge Menschen ihr Leben lassen mussten, besannen sich die Bürger auf diese Hymne auf das Leben. Auch wenn wir wütend sind, zerstörst du Bastard nicht die Zukunft und Würde dieser Stadt. Die Kraft aus dem Beatles-lastigen Klavier-Intro und der Lebensfreude von David Bowies "All The Young Dudes" feiert all das Schöne, was dieses manchmal bittere Leben doch bietet. "But please don't put your life in the hands / Of a rock and roll band / Who'll throw it all away" birgt Noels Enttäuschung über die Entscheidung Kurt Cobains, der ein Jahr zuvor den Weg in den Freitod wählte und seine Fans im Schock zurückließ. Das Lied selbst lässt keinen Gram verspüren. Owen Morris, der immer den Überschwang der Band kanalisierte, baut mit seiner knalligen Produktion das Fundament. Er hatte schon früh verstanden, dass Oasis mit ihrer Musik ein lautes Statement in die Welt setzen wollten.

Doch anderen, bessere Songs haben das Schattendasein hinter den Welthits nicht verdient. "Cast No Shadow" zum Beispiel, dem außerhalb von England unbekannten Richard Ashcroft gewidmet. Eine empathische Ode an einen Freund, der ständig nur das Traurige im Leben sah und eine Stück Hoffnung brauchte. Das war in diesen Tagen Noels große Gabe: Er weckte in Menschen das Gefühl, dass es doch irgendwie einen Weg aus der Scheiße gab. Das Erzeugen eines Lebensgefühls, der Griff nach den Sternen, auch für die Gossenkinder oder den Arbeiter im schäbigen Ziegel-Altbau.

So giftig Oasis auch über die Presse nach allen Seiten kläfften, ihre Songs vermitteln selten Traurigkeit oder abgründigen Zynismus. Eher ist Noel nicht nur für Liam der große Bruder, er sagte zu einer ganzen Generation: Scheiße passiert, aber you gotta roll with it. Wir Verlierer dieser Gesellschaft lassen uns trotzdem nicht unterkriegen. Oasis spiegelten die Lebenswirklichkeit ihrer Fans und gaben ihnen Mut und Stolz zurück. Schau uns an, wir haben nicht nur eine große Klappe, sondern auch wirklich geglaubt, und sind nun die verdammt größte Band der Welt.

Ein Grund, warum dieses Album sich wie blöd verkaufte, liegt natürlich im ganzen Zusammenspiel drumherum. Nicht nur Oasis lösten eine Euphorie aus, auch die Aussicht, dass die Arbeiterpartei Labour nach vielen Jahren Thatcher die Tories ablöste. Wechsel-Stimmung machte sich breit, Oasis lieferten den Soundtrack dazu. Blur hatten, retrospektiv betrachtet, die musikalisch ausgefeilteren Songs, allein "The Universal" ist der britpopigste Britpop-Übersong aller Zeiten, und Pulp erschufen mit "Common People" die vielleicht schlaueste Gesellschaftskritik überhaupt. Aber Oasis connecteten auch zum Rest der Welt: die Seele (und auch die Leber) der britischen Musik.

"Champagne Supernova", das übereuphorische Finale des Albums, hat Lyrics, bei denen Noel selbst sagte, er habe absolut keinen Plan gehabt, worüber er da eigentlich genau sang. Und trotzdem ist es genau die Hymne, die du laut und betrunken voller Leben und Alkohol in die Nacht schreist, in dem Wissen, dass du nie wieder so jung und glücklich sein wirst und dass sich schon bald alles ändert. Das sehr lange Ausfaden des Songs fühlt sich bereits wie eine dunkle Vorahnung an, als ob man so lange an diesem Moment festhalten möchte, wie es nur geht, weil alles nie wieder so perfekt und noch einmal so magisch sein wird.

"(What's The Story) Morning Glory?" war das perfekte Zusammenspiel einer hungrigen Band, eines großartigen Umfelds und untrüglichen Instinkts und Wünschen aus der Gosse. Als genau alles das eintrat, begann das Ende einer der letzten großartigen Rock'n'Roll-Erzählungen, die alle mitriss und uns alle für einen Moment unsterblich erschienen ließ.

© Laut

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(What's The Story) Morning Glory?

Oasis

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1
Hello
00:03:23

Noel Gallagher, Composer, Producer - Mike Leander, Composer - Gary Glitter, Composer - Owen Morris, Producer - Oasis, MainArtist - Dead Leg Music/Sony/ATV Music Publishing Ltd & Universal MCA Music Ltd, MusicPublisher

(C) 1995 Big Brother Recordings Ltd (P) 1995 Big Brother Recordings Ltd

2
Roll With It
00:03:59

Noel Gallagher, Composer, Producer - Owen Morris, Producer - Oasis, MainArtist - Dead Leg Music/Sony/ATV Music Publishing Ltd, MusicPublisher

(C) 1995 Big Brother Recordings Ltd (P) 1995 Big Brother Recordings Ltd

3
Wonderwall
00:04:18

Noel Gallagher, Composer, Producer - Owen Morris, Producer - Oasis, MainArtist - Dead Leg Music/Sony/ATV Music Publishing Ltd, MusicPublisher

(C) 1995 Big Brother Recordings Ltd (P) 1995 Big Brother Recordings Ltd

4
Don't Look Back In Anger
00:04:47

Noel Gallagher, Composer, Producer - Owen Morris, Producer - Oasis, MainArtist - Dead Leg Music/Sony/ATV Music Publishing Ltd, MusicPublisher

(C) 1995 Big Brother Recordings Ltd (P) 1995 Big Brother Recordings Ltd

5
Hey Now!
00:05:41

Noel Gallagher, Composer, Producer - Owen Morris, Producer - Oasis, MainArtist - Dead Leg Music/Sony/ATV Music Publishing Ltd, MusicPublisher

(C) 1995 Big Brother Recordings Ltd (P) 1995 Big Brother Recordings Ltd

6
The Swamp Song (Version 1)
00:00:44

Noel Gallagher, Composer, Producer - Owen Morris, Producer - Oasis, MainArtist - Dead Leg Music/Sony/ATV Music Publishing Ltd, MusicPublisher

(C) 1995 Big Brother Recordings Ltd (P) 1995 Big Brother Recordings Ltd

7
Some Might Say
00:05:27

Noel Gallagher, Composer, Producer - Owen Morris, Producer - Oasis, MainArtist - Dead Leg Music/Sony/ATV Music Publishing Ltd, MusicPublisher

(C) 1995 Big Brother Recordings Ltd (P) 1995 Big Brother Recordings Ltd

8
Cast No Shadow
00:04:54

Noel Gallagher, Composer, Producer - Owen Morris, Producer - Oasis, MainArtist - Dead Leg Music/Sony/ATV Music Publishing Ltd, MusicPublisher

(C) 1995 Big Brother Recordings Ltd (P) 1995 Big Brother Recordings Ltd

9
She's Electric
00:03:40

Noel Gallagher, Composer, Producer - Owen Morris, Producer - Oasis, MainArtist - Dead Leg Music/Sony/ATV Music Publishing Ltd, MusicPublisher

(C) 1995 Big Brother Recordings Ltd (P) 1995 Big Brother Recordings Ltd

10
Morning Glory
00:05:03

Noel Gallagher, Composer, Producer - Owen Morris, Producer - Oasis, MainArtist - Dead Leg Music/Sony/ATV Music Publishing Ltd, MusicPublisher

(C) 1995 Big Brother Recordings Ltd (P) 1995 Big Brother Recordings Ltd

11
The Swamp Song (Version 2)
00:00:39

Noel Gallagher, Composer, Producer - Owen Morris, Producer - Oasis, MainArtist - Dead Leg Music/Sony/ATV Music Publishing Ltd, MusicPublisher

(C) 1995 Big Brother Recordings Ltd (P) 1995 Big Brother Recordings Ltd

12
Champagne Supernova
00:07:30

Noel Gallagher, Composer, Producer - Owen Morris, Producer - Oasis, MainArtist - Dead Leg Music/Sony/ATV Music Publishing Ltd, MusicPublisher

(C) 1995 Big Brother Recordings Ltd (P) 1995 Big Brother Recordings Ltd

Albumbeschreibung

"Hello, hello, it's good to be back." Die Geschichte hinter dem Einstieg in das zweite Album von Oasis ist einfach: Wir sind zurück, und jetzt alle schön die Klappe halten. Der Text komplett ohne Gedanken bei Gary Glitter geklaut, eine Form von intertextuellem Sampling. Ohne das Rockumfeld der Neunziger wäre aus Oasis heute wahrscheinlich eine Rap-Crew geworden. Die herausgestellte Underdog-Attitüde, das Herausfordern einer Obrigkeit und der Struggle in den Sozialbauten Manchesters scheinen gar nicht so weit weg von den Ghetto-Dreams aus den amerikanischen Brennpunkten. Ein Aufstieg aus der Gosse zu den Sternen.

Die Erfolgsgeschichte von Oasis erinnert fast eher die übliche Vita eines amerikanischen Rappers, der mit großer Schnauze und noch mehr Talent den Weg aus den Sozialwohnungen zum Millionär schafft. Schwierige Familiengeschichten mit alleinerziehender Mutter und gewalttätigen Vater finden eben nicht nur im Großstadt-Ghetto statt, auch die Arbeiter und ihre Kinder kämpf(t)en in Manchester darum, irgendwie in diesem Dschungel zu bestehen.

Einen Ausweg aus dem grauen Industriemief der nordenglischen Stadt bot entweder, Fußballstar zu werden, oder doch eine Band zu gründen. Vielleicht ist das ein Grund, warum so unfassbar viele wichtige englische Bands aus dieser hoffnungslosen Metropole stammen. Dieses verbindende Gang-Gefühl, gegen die reichen Kinder aus dem privilegierten Regierungs-London anzutreten. Egal, ob Acid House-Raver oder Stone-Roses-Fan.

Die britische Hauptstadt, das waren die Regierung und, schlimmer noch, Kunststudenten. Kinder betuchter Eltern, die ihre Sprösslinge auf Colleges senden konnten. Brave, schicke Jungs wie Blur, und dann, auf der anderen Seite des Zauns, die bösen, gewalttätigen Prolls. Diese Story war einfach zu gut, um sie nicht zu einer medialen Schmutzschlacht auszuschachten, zu deutlich blähte sich in England etwas auf. Größer als der eigentlich gefällige Shoegaze und musikalischer als das unterhaltsame Chaos der Happy Mondays.

Irgendwann 1995 drückte Noel seinem Entdecker Alan McGee ein Tape mit drei Songs in die Hand. "Wonderwall", "Morning Glory" und "Don't Look Back in Anger". Dem Creation-Boss, der dem Haifischbecken Musikindustrie wegen seiner überstandenen Drogensucht eigentlich den Rücken zudrehen wollte, war alsbald klar, dass er hier Material mit Sprengkraft in den Händen hielt. Schon das Debüt "Definitely Maybe" sorgte mit seiner frischen Punk-Energie für Aufsehen, inmitten des Endes von Grunge-Rock und dem kommerziellen Höhepunkt von Techno. Oasis zeigten, dass man kein gutes Aussehen, sondern einfach eine mitreißende Attitüde und ein Händchen für Melodien brauchte, um ein ganzes Land in Aufruhr zu versetzen.

Alan McGee hatte bereits Erfahrung mit hochtalentierten Bands, die den großen Sprung verpassten, weil der Druck zu groß war, oder doch zu schnell das Pulver verschossen. Oasis wären nicht die einzigen gewesen, die ihren Vorschusslorbeeren nicht gerecht wurden. Ein Glück, dass die Band mental zu dem Zeitpunkt sehr stabil war und vor Gier und Eifer nur so strotzte. In Selbstherrlichkeit erstarrte Denkmäler wie Phil Collins und Sting aus den Charts zu vertreiben, so lautete die Mission, nicht als erfolglose Kultband in Vergessenheit zu geraten. Das am schnellsten verkaufte Debüt-Album? Warum dann nicht mehr? Oder, wie Noel sagt: Wenn du als Band nicht größer als die Beatles werden willst, dann ist deine Band nur ein Hobby.

So entstanden in einem gottverlassenen Bauernhof in Wales schnell Klassiker wie "Wonderwall". Über die harmlose Ballade und Standardsong für nervige Straßenmusikanten wurde aber schon zu viel geredet oder geschrieben, als dass sie hier noch einmal größere Erwähnung bräuchte. Sie zeigte aber eine neue ruhige, verletzliche Seite. "Defintely Maybe" wollte noch möglichst maskulin den Lad spielen, mit dieser Nummer wurde klar, dass Noel als Songwriter noch einmal einen Sprung nach vorne gemacht hatte. Kein lyrisches Meisterwerk, aber Talent, das ein universelles Glücksgefühl erzeugt. Er wollte immer diesen einen großen Song erschaffen, den jeder sofort erkannte, und da war nur nun. Im Nachhinein bedauerte Noel es aber, dass es ausgerechnet diese ruhige Nummer sein musste. Erst das wirklich großartige Cover von Ryan Adams versöhnte ihn Jahre später wieder mit seinem Signature-Song. Don't Look Back In Anger, sozusagen.

Dieser zweite große Hit erlebte vor einiger Zeit infolge des schlimmen Amoklaufs sein Comeback als Trost für eine traumatisierte Stadt. In einer der dunkelsten Stunden Manchesters, in der junge Menschen ihr Leben lassen mussten, besannen sich die Bürger auf diese Hymne auf das Leben. Auch wenn wir wütend sind, zerstörst du Bastard nicht die Zukunft und Würde dieser Stadt. Die Kraft aus dem Beatles-lastigen Klavier-Intro und der Lebensfreude von David Bowies "All The Young Dudes" feiert all das Schöne, was dieses manchmal bittere Leben doch bietet. "But please don't put your life in the hands / Of a rock and roll band / Who'll throw it all away" birgt Noels Enttäuschung über die Entscheidung Kurt Cobains, der ein Jahr zuvor den Weg in den Freitod wählte und seine Fans im Schock zurückließ. Das Lied selbst lässt keinen Gram verspüren. Owen Morris, der immer den Überschwang der Band kanalisierte, baut mit seiner knalligen Produktion das Fundament. Er hatte schon früh verstanden, dass Oasis mit ihrer Musik ein lautes Statement in die Welt setzen wollten.

Doch anderen, bessere Songs haben das Schattendasein hinter den Welthits nicht verdient. "Cast No Shadow" zum Beispiel, dem außerhalb von England unbekannten Richard Ashcroft gewidmet. Eine empathische Ode an einen Freund, der ständig nur das Traurige im Leben sah und eine Stück Hoffnung brauchte. Das war in diesen Tagen Noels große Gabe: Er weckte in Menschen das Gefühl, dass es doch irgendwie einen Weg aus der Scheiße gab. Das Erzeugen eines Lebensgefühls, der Griff nach den Sternen, auch für die Gossenkinder oder den Arbeiter im schäbigen Ziegel-Altbau.

So giftig Oasis auch über die Presse nach allen Seiten kläfften, ihre Songs vermitteln selten Traurigkeit oder abgründigen Zynismus. Eher ist Noel nicht nur für Liam der große Bruder, er sagte zu einer ganzen Generation: Scheiße passiert, aber you gotta roll with it. Wir Verlierer dieser Gesellschaft lassen uns trotzdem nicht unterkriegen. Oasis spiegelten die Lebenswirklichkeit ihrer Fans und gaben ihnen Mut und Stolz zurück. Schau uns an, wir haben nicht nur eine große Klappe, sondern auch wirklich geglaubt, und sind nun die verdammt größte Band der Welt.

Ein Grund, warum dieses Album sich wie blöd verkaufte, liegt natürlich im ganzen Zusammenspiel drumherum. Nicht nur Oasis lösten eine Euphorie aus, auch die Aussicht, dass die Arbeiterpartei Labour nach vielen Jahren Thatcher die Tories ablöste. Wechsel-Stimmung machte sich breit, Oasis lieferten den Soundtrack dazu. Blur hatten, retrospektiv betrachtet, die musikalisch ausgefeilteren Songs, allein "The Universal" ist der britpopigste Britpop-Übersong aller Zeiten, und Pulp erschufen mit "Common People" die vielleicht schlaueste Gesellschaftskritik überhaupt. Aber Oasis connecteten auch zum Rest der Welt: die Seele (und auch die Leber) der britischen Musik.

"Champagne Supernova", das übereuphorische Finale des Albums, hat Lyrics, bei denen Noel selbst sagte, er habe absolut keinen Plan gehabt, worüber er da eigentlich genau sang. Und trotzdem ist es genau die Hymne, die du laut und betrunken voller Leben und Alkohol in die Nacht schreist, in dem Wissen, dass du nie wieder so jung und glücklich sein wirst und dass sich schon bald alles ändert. Das sehr lange Ausfaden des Songs fühlt sich bereits wie eine dunkle Vorahnung an, als ob man so lange an diesem Moment festhalten möchte, wie es nur geht, weil alles nie wieder so perfekt und noch einmal so magisch sein wird.

"(What's The Story) Morning Glory?" war das perfekte Zusammenspiel einer hungrigen Band, eines großartigen Umfelds und untrüglichen Instinkts und Wünschen aus der Gosse. Als genau alles das eintrat, begann das Ende einer der letzten großartigen Rock'n'Roll-Erzählungen, die alle mitriss und uns alle für einen Moment unsterblich erschienen ließ.

© Laut

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