The Czech Album

Albumbeschreibung

Es hat ja durchaus seinen Reiz, wenn Klaviertrios von drei Solisten aufgeführt werden, die Intensität solcher Kurzzeitpartnerschaften ist regelmäßig bei Kammermusikfestivals zu erleben. Aber sie können eine langfristige gemeinsame Arbeit nicht ersetzen. Das belegt die Aufnahme des Atos-Trios mit Werken von Antonín Dvořák und Bedřich Smetana eindrucksvoll. Wie selbstverständlich die Musiker miteinander atmen und ihre Phrasen bis ins Detail durchformen, wie sie die Motive verzahnen und Stimmen verschmelzen lassen – das alles zeugt von einem gegenseitigen Verständnis, wie man es nicht mal so eben in ein paar Proben erwerben kann. Im Andante-Abschnitt des zweiten Smetana-Satzes etwa demonstrieren die drei ein wunderbares Gespür für die feinen Rubati, die dieses Stück erst zum Leben erwecken. Eines von vielen Beispielen für das organische Timing des Atos-Trios. Die Interpreten nutzen ihr blindes Verständnis, um die dynamischen Feinheiten, aber auch die Farb- und Stimmungswechsel gemeinsam auszukosten und zu durchleben. Beiden Werken des Programms sind die persönlichen Schicksalsschläge der Komponisten eingeschrieben, die kurz vor der Entstehung der Stücke den Verlust eines geliebten Menschen ertragen mussten. Der Klageton tritt im Poco Adagio aus dem f-Moll-Trio von Dvořák besonders deutlich zu Tage. Anders als manche Kollegen rückt der Cellist Stefan Heinemeyer dort nicht einen vordergründigen Schmelz, sondern den Ausdruck eines bleiernen Schmerzes ins Zentrum, der die Cellostimme beinahe verstummen lässt. Ein Moment von beklemmender Intensität. Das Ensemble erreicht hier einen Grad der Verinnerlichung, wie man ihn nur ganz selten erlebt – um dann in den orchestralen Passagen umso kraftvoller zuzupacken und die Momente der Leidenschaft bis an den Rand der Ekstase zu führen. Das ist atemberaubend und meisterhaft. Eine Aufnahme, die Maßstäbe setzt.
© Stäbler, Marcus / www.fonoforum.de