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Nils Petter Molvaer teilt sein Schicksal mit dem vieler anderer Erneuerer. Sein jüngeres Ich engt ihn in der medialen Wahrnehmung ein. Sobald sein Name fällt, kommt die Sprache unweigerlich auf jenes übermächtige Album, mit dem er 1998 im Alter von 28 Jahren die Grenzen zwischen Jazz und elektronischer Musik fallen ließ. Als Preis für seine Großtat wird der norwegische Trompeter den Rest seiner Karriere nicht an "Solid Ether" und nicht an "Hamada" gemessen, sondern einzig und allein und immer wieder an "Khmer".
Dabei reiht Molvaer gerade in seiner jüngsten Vergangenheit Bravourstück an Bravourstück, auf dessen Basis nun auch "Switch" operiert. Zwar gehen leider die ihm so gut stehenden Subbässe und der Dub von "1/1" mit Moritz von Oswald verloren, doch basiert sein neuster Longplayer mehr auf dem Grundstein, den "Baboon Moon", der Pavianmond, gelegt hat.
Gitarrist Stian Westerhus bricht weg. An seine Stelle tritt, mit Pedal-Steel-Gitarre und weiteren Sechssaitern bewaffnet, Geir Sundstøl. Er prägt das Bild von "Switch" maßgebend, lässt Teile der Platte gar wie The KLFs stilprägendes Ambient-Konzeptalbum "Chill Out" aus dem Jahre 1990, das von einer nächtliche Fahrt an der Golfküste der USA handelt, klingen.
Madrugada-Schlagzeuger Erland Dahlen bleibt erhalten. An Steel Pan, Xylophon und Gitarre wandelt er sich zu einem Multiinstrumentalisten, der mit seinen verflochtenen Klanglandschaften dem Lonpglayer deutlich seinen Stempel aufdrückt. Morten Qvenild (Hyper Piano, Programming) und Jon Marius Aareskjold (Additional Programming) erweitern das ausgedehnte Bandgefüge.
Nils Petter Molvaer selbst spielt nach Belieben inmitten seiner Band, steht abseits oder schwebt wie ein Habicht über ihr. Die Bindung liegt alleine in seinem Odem. Im Luftzug, der die wie Fetzen an einer Wäscheleine im Wind hängenden Töne umweht und miteinander vereint. Seine ursprüngliche Improvisation stellt sich der kalten Elektronik. Beliebig ändert er seine Schattierungen innerhalb eines Atemzuges. Leise und melancholisch lässt er seine Trompete singen, nur um im nächsten Moment wie ein Theremin zu jaulen. Er trauert, frohlockt, flunkert und sträubt sich.
Im euphonischen Opener und Titeltrack vergeht Molvaer mit seiner ergreifenden Hookline noch in Poesie und Kitsch. Ein friedseliger Start inmitten von Seelenschmerz und Schwermut, den "The Kit", Erland Dahlens großer Elefantenaufmarsch, hinfort wischt. Das Licht verfinstert sich, Synthesizer pochen vehement, bis Sundstøls Slide-Gitarre zur Ordnung der Elemente aufruft. Das lodernde "Strange Pillows" lockt mit orientalischen Versatzstücken und tiefen Bässen.
Zu Shankar-Gitarre und verzerrten Steel Drums glorifiziert "Quiet Corners" den Stillstand. Molvaer wirkt nur noch punktiert. Jede seiner spärlich gesäten Noten erscheint als die einzig denkbare Eventualität, zieht sich letztendlich komplett zurück - als würde er sich für das "Intrusion"-Trio aufheben, in dem er, fast gänzlich von seiner Band verlassen, wie ein Einsiedler Ruhe findet.
Bis ihm Dahlen in "Bathrooom" wieder ruckartig die Knute gibt. Der Schlagzeuger gibt sich als aggressiver Phil Collins, dem wummernde und zerberstende Syntheziser-Flächen zur Seite stehen. Ein Aufmarsch mit gewaltigem Nachdruck, zu dem Molvaers Trompete nach anfänglich zärtlichen Melodien zunehmend in anklagenden Walgesang verfällt.
Auch Nils Petter Molvaer kann nicht jedes Jahr den Jazz neu definieren. So etwas gelingt selbst den Größten nur alle Jubeljahre. Heute justiert er seine Musik in Nuancen, lebt viel mehr von der Intensität und der alles verschlingenden Dynamik in seiner Musik und seinem Spiel. Die Steel-Gitarre dient nur als neuer Farbtupfer, eine kurzzeitige, aber willkommene Abwechslung. Dabei wirkt Molvaer gegenwärtig ungewohnt entspannt. Wie im Leben ist es auf "Switch" im Grunde vollkommen egal, wo es endet und wo es beginnt. Die Zeit dazwischen entscheidet.
© Laut
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Nils Petter Molvaer, Associated Performer, Composer, Main Artist, Producer, Associated Performer, Composer, Producer - Erland Dahlen, Co-Producer - Johnny Skalleberg, Co-Producer - Jon Marius Aareskjold, Mixing Engineer - Helge Sten, Mastering Engineer
(P) 2014 Sony Music Entertainment Germany GmbH
Nils Petter Molvaer, Associated Performer, Composer, Main Artist, Producer, Associated Performer, Composer, Producer - Erland Dahlen, Co-Producer - Johnny Skalleberg, Co-Producer - Jon Marius Aareskjold, Mixing Engineer - Helge Sten, Mastering Engineer
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Nils Petter Molvaer, Associated Performer, Composer, Main Artist, Producer, Associated Performer, Composer, Producer - Erland Dahlen, Co-Producer - Johnny Skalleberg, Co-Producer - Jon Marius Aareskjold, Mixing Engineer - Helge Sten, Mastering Engineer
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Nils Petter Molvaer, Associated Performer, Composer, Main Artist, Producer, Associated Performer, Composer, Producer - Erland Dahlen, Co-Producer - Johnny Skalleberg, Co-Producer - Jon Marius Aareskjold, Mixing Engineer - Helge Sten, Mastering Engineer
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Nils Petter Molvaer, Associated Performer, Composer, Main Artist, Producer, Associated Performer, Composer, Producer - Erland Dahlen, Co-Producer - Johnny Skalleberg, Co-Producer - Jon Marius Aareskjold, Mixing Engineer - Helge Sten, Mastering Engineer
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Albumbeschreibung
Nils Petter Molvaer teilt sein Schicksal mit dem vieler anderer Erneuerer. Sein jüngeres Ich engt ihn in der medialen Wahrnehmung ein. Sobald sein Name fällt, kommt die Sprache unweigerlich auf jenes übermächtige Album, mit dem er 1998 im Alter von 28 Jahren die Grenzen zwischen Jazz und elektronischer Musik fallen ließ. Als Preis für seine Großtat wird der norwegische Trompeter den Rest seiner Karriere nicht an "Solid Ether" und nicht an "Hamada" gemessen, sondern einzig und allein und immer wieder an "Khmer".
Dabei reiht Molvaer gerade in seiner jüngsten Vergangenheit Bravourstück an Bravourstück, auf dessen Basis nun auch "Switch" operiert. Zwar gehen leider die ihm so gut stehenden Subbässe und der Dub von "1/1" mit Moritz von Oswald verloren, doch basiert sein neuster Longplayer mehr auf dem Grundstein, den "Baboon Moon", der Pavianmond, gelegt hat.
Gitarrist Stian Westerhus bricht weg. An seine Stelle tritt, mit Pedal-Steel-Gitarre und weiteren Sechssaitern bewaffnet, Geir Sundstøl. Er prägt das Bild von "Switch" maßgebend, lässt Teile der Platte gar wie The KLFs stilprägendes Ambient-Konzeptalbum "Chill Out" aus dem Jahre 1990, das von einer nächtliche Fahrt an der Golfküste der USA handelt, klingen.
Madrugada-Schlagzeuger Erland Dahlen bleibt erhalten. An Steel Pan, Xylophon und Gitarre wandelt er sich zu einem Multiinstrumentalisten, der mit seinen verflochtenen Klanglandschaften dem Lonpglayer deutlich seinen Stempel aufdrückt. Morten Qvenild (Hyper Piano, Programming) und Jon Marius Aareskjold (Additional Programming) erweitern das ausgedehnte Bandgefüge.
Nils Petter Molvaer selbst spielt nach Belieben inmitten seiner Band, steht abseits oder schwebt wie ein Habicht über ihr. Die Bindung liegt alleine in seinem Odem. Im Luftzug, der die wie Fetzen an einer Wäscheleine im Wind hängenden Töne umweht und miteinander vereint. Seine ursprüngliche Improvisation stellt sich der kalten Elektronik. Beliebig ändert er seine Schattierungen innerhalb eines Atemzuges. Leise und melancholisch lässt er seine Trompete singen, nur um im nächsten Moment wie ein Theremin zu jaulen. Er trauert, frohlockt, flunkert und sträubt sich.
Im euphonischen Opener und Titeltrack vergeht Molvaer mit seiner ergreifenden Hookline noch in Poesie und Kitsch. Ein friedseliger Start inmitten von Seelenschmerz und Schwermut, den "The Kit", Erland Dahlens großer Elefantenaufmarsch, hinfort wischt. Das Licht verfinstert sich, Synthesizer pochen vehement, bis Sundstøls Slide-Gitarre zur Ordnung der Elemente aufruft. Das lodernde "Strange Pillows" lockt mit orientalischen Versatzstücken und tiefen Bässen.
Zu Shankar-Gitarre und verzerrten Steel Drums glorifiziert "Quiet Corners" den Stillstand. Molvaer wirkt nur noch punktiert. Jede seiner spärlich gesäten Noten erscheint als die einzig denkbare Eventualität, zieht sich letztendlich komplett zurück - als würde er sich für das "Intrusion"-Trio aufheben, in dem er, fast gänzlich von seiner Band verlassen, wie ein Einsiedler Ruhe findet.
Bis ihm Dahlen in "Bathrooom" wieder ruckartig die Knute gibt. Der Schlagzeuger gibt sich als aggressiver Phil Collins, dem wummernde und zerberstende Syntheziser-Flächen zur Seite stehen. Ein Aufmarsch mit gewaltigem Nachdruck, zu dem Molvaers Trompete nach anfänglich zärtlichen Melodien zunehmend in anklagenden Walgesang verfällt.
Auch Nils Petter Molvaer kann nicht jedes Jahr den Jazz neu definieren. So etwas gelingt selbst den Größten nur alle Jubeljahre. Heute justiert er seine Musik in Nuancen, lebt viel mehr von der Intensität und der alles verschlingenden Dynamik in seiner Musik und seinem Spiel. Die Steel-Gitarre dient nur als neuer Farbtupfer, eine kurzzeitige, aber willkommene Abwechslung. Dabei wirkt Molvaer gegenwärtig ungewohnt entspannt. Wie im Leben ist es auf "Switch" im Grunde vollkommen egal, wo es endet und wo es beginnt. Die Zeit dazwischen entscheidet.
© Laut
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 10 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 00:44:46
- Künstler: Nils Petter Molvaer
- Komponist: Various Composers
- Label: Okeh
- Genre: Jazz
(P) 2014 Sony Music Entertainment Germany GmbH
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