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Nach dem Split mit Sumerian Records nutzen Periphery ihre neue Unabhängigkeit. Jedenfalls liefert das das eine mögliche Erklärung für die marketingtechnisch eher fragwürdigen Freiheiten, die sich die Djent-Musterknaben auf "Periphery IV: Hail Stan" erlauben. Der kreativen Energie tat das gut. Die Platte sprudelt über vor Ideen und bietet, deutlich härter als zuletzt, Peripherys ganzes Stilpanorama.
Devise Nummer eins lautete wohl: Kreativität wird nicht beschnitten. Mit dem dümmlich-sympathischen Black Metal-Bash im Albumtitel und "CHVRCH BVRNER" riskieren sie den Verlust von Ernsthaftigkeit, strahlen aber gleichzeitig Spontaneität, Sorglosigkeit und vor allem Selbstvertrauen aus. Gleiches gilt für "Reptile". Die meisten anderen Bands hätten den monumentalen 17-Minüter ans Ende der Platte gestellt. Periphery packen ihn als Gatekeeper ganz nach vorn. Ein Mittelfinger für alle, die "nur mal kurz auf Spotify ins Album reinhören" wollen.
Von sinfonischem Streicher-Intro und theatralischer Gesangseinleitung über den kraftvollen ersten Akt in Core-Manier bis hin zum auf Meshuggah verweisenden Hirnwickel-Finale mit anschließendem Ambient-Ausklang wirkt der Opener beinahe wie ein eigenes Mini-Album. Periphery kredenzen hymnische Vocalbögen, zig Breakdowns, technische Riff- und Melodien-Schmankerl der drei Gitarristen, einen sanften, proggigen Mittelteil ...
Plötzlich versteht man sehr genau, warum der inzwischen nur noch als Studio-Bassist für Periphery aktive Nolly Getgood so oft mit Devin Townsend zusammenarbeitet. Die Band kommt dessen spielerischem Transfer zwischen Tiefenentspannung und komplett wahnsinniger Aggression in "Reptile" erstaunlich nahe. Wenngleich ihnen vor allem gen Ende die kompositorische Raffinesse des Kanadiers fehlt.
Nach dieser ersten Welle setzen Periphery auf knackigere Nummern und kondensieren darin mehr Härte, als gefühlt auf den letzten paar Alben zusammen vorhanden war. Mit "CHVRCH BVRNER" gehts gen The Dillinger Escape Plan, inklusive verstörendem Noise-Ende. "Blood Eagle" schrammt mit komplizierten, Blastbeat-gespickten Schlagzeugpatterns und einem entfesselten Spencer Sotelo hart am Deathcore.
Sotelos einst zu boygrouphafte Vocals waren einer der Hauptkritikpunkte, die nicht nur ich bei Periphery bemängelte. Auf "Periphery IV: Hail Stan" klingen endlich auch seine Clean-Passagen weniger schlabberig. Mit "It's Only Smile" gelingt ihm Hook-geladener und vor allem kraftvoller Emocore wie ihn Bring Me The Horizon vor fünf Jahren gerne geschrieben hätten.
Wirklich überraschend und von allen Beteiligten hervorragend umgesetzt kommt "Crush". Ohne Vorwarnung biegen Periphery gen Depeche Mode ab und zelebrieren eine schwarze Synth-Rock-Messe. Besonderes Flair verleihen ihr sowohl Sotelos Background-Screams als auch die auf dem gesamten Album präsenten Streicher. Im Gegensatz zum direkten Vorgänger "Periphery III: Select Difficulty" fügen sie sich unaufdringlicher, songdienlicher und vor allem stimmiger in die Kompositionen. Auch wegen der mit Discobeat gepimpten Orchester-Coda mausert sich "Crush" zu einem weirden Highlight der Platte.
Gerade den Fans ihrer härteren Seite liefern Periphery mit "Hail Stan" die Vollbedienung. Gut möglich, dass sie sogar einige humorvolle Black Metaller missionieren. Am Kopf kratzen werden sich zunächst diejenigen, die die Band wegen ihrer gemäßigteren, beinahe mehr dem Progressive Rock als Progressive Metal zuzuordnenden Werke schätzen. Gebt der Platte etwas Zeit!
Periphery ist an diesem Punkt ihrer Karriere vermutlich herzlich egal, was die Leute umtreibt. Von der Band zu leben, ist für sie ohnehin keine Option, wie Misha Mansoor wiederholt konstatierte. Also tun er und seine Kollegen das einzig Richtige: Sie drehen kreativ völlig frei, erlauben sich Späße und liefern so zwanglos eins ihrer stärksten Alben.
© Laut
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Periphery, MainArtist - ASCAP, MusicPublisher
2019 3DOT Recordings and Many Hats Distribution 2019 3DOT Recordings and Many Hats Distribution
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Albumbeschreibung
Nach dem Split mit Sumerian Records nutzen Periphery ihre neue Unabhängigkeit. Jedenfalls liefert das das eine mögliche Erklärung für die marketingtechnisch eher fragwürdigen Freiheiten, die sich die Djent-Musterknaben auf "Periphery IV: Hail Stan" erlauben. Der kreativen Energie tat das gut. Die Platte sprudelt über vor Ideen und bietet, deutlich härter als zuletzt, Peripherys ganzes Stilpanorama.
Devise Nummer eins lautete wohl: Kreativität wird nicht beschnitten. Mit dem dümmlich-sympathischen Black Metal-Bash im Albumtitel und "CHVRCH BVRNER" riskieren sie den Verlust von Ernsthaftigkeit, strahlen aber gleichzeitig Spontaneität, Sorglosigkeit und vor allem Selbstvertrauen aus. Gleiches gilt für "Reptile". Die meisten anderen Bands hätten den monumentalen 17-Minüter ans Ende der Platte gestellt. Periphery packen ihn als Gatekeeper ganz nach vorn. Ein Mittelfinger für alle, die "nur mal kurz auf Spotify ins Album reinhören" wollen.
Von sinfonischem Streicher-Intro und theatralischer Gesangseinleitung über den kraftvollen ersten Akt in Core-Manier bis hin zum auf Meshuggah verweisenden Hirnwickel-Finale mit anschließendem Ambient-Ausklang wirkt der Opener beinahe wie ein eigenes Mini-Album. Periphery kredenzen hymnische Vocalbögen, zig Breakdowns, technische Riff- und Melodien-Schmankerl der drei Gitarristen, einen sanften, proggigen Mittelteil ...
Plötzlich versteht man sehr genau, warum der inzwischen nur noch als Studio-Bassist für Periphery aktive Nolly Getgood so oft mit Devin Townsend zusammenarbeitet. Die Band kommt dessen spielerischem Transfer zwischen Tiefenentspannung und komplett wahnsinniger Aggression in "Reptile" erstaunlich nahe. Wenngleich ihnen vor allem gen Ende die kompositorische Raffinesse des Kanadiers fehlt.
Nach dieser ersten Welle setzen Periphery auf knackigere Nummern und kondensieren darin mehr Härte, als gefühlt auf den letzten paar Alben zusammen vorhanden war. Mit "CHVRCH BVRNER" gehts gen The Dillinger Escape Plan, inklusive verstörendem Noise-Ende. "Blood Eagle" schrammt mit komplizierten, Blastbeat-gespickten Schlagzeugpatterns und einem entfesselten Spencer Sotelo hart am Deathcore.
Sotelos einst zu boygrouphafte Vocals waren einer der Hauptkritikpunkte, die nicht nur ich bei Periphery bemängelte. Auf "Periphery IV: Hail Stan" klingen endlich auch seine Clean-Passagen weniger schlabberig. Mit "It's Only Smile" gelingt ihm Hook-geladener und vor allem kraftvoller Emocore wie ihn Bring Me The Horizon vor fünf Jahren gerne geschrieben hätten.
Wirklich überraschend und von allen Beteiligten hervorragend umgesetzt kommt "Crush". Ohne Vorwarnung biegen Periphery gen Depeche Mode ab und zelebrieren eine schwarze Synth-Rock-Messe. Besonderes Flair verleihen ihr sowohl Sotelos Background-Screams als auch die auf dem gesamten Album präsenten Streicher. Im Gegensatz zum direkten Vorgänger "Periphery III: Select Difficulty" fügen sie sich unaufdringlicher, songdienlicher und vor allem stimmiger in die Kompositionen. Auch wegen der mit Discobeat gepimpten Orchester-Coda mausert sich "Crush" zu einem weirden Highlight der Platte.
Gerade den Fans ihrer härteren Seite liefern Periphery mit "Hail Stan" die Vollbedienung. Gut möglich, dass sie sogar einige humorvolle Black Metaller missionieren. Am Kopf kratzen werden sich zunächst diejenigen, die die Band wegen ihrer gemäßigteren, beinahe mehr dem Progressive Rock als Progressive Metal zuzuordnenden Werke schätzen. Gebt der Platte etwas Zeit!
Periphery ist an diesem Punkt ihrer Karriere vermutlich herzlich egal, was die Leute umtreibt. Von der Band zu leben, ist für sie ohnehin keine Option, wie Misha Mansoor wiederholt konstatierte. Also tun er und seine Kollegen das einzig Richtige: Sie drehen kreativ völlig frei, erlauben sich Späße und liefern so zwanglos eins ihrer stärksten Alben.
© Laut
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 9 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 01:03:55
- Künstler: Periphery
- Label: 3DOT Recordings and Many Hats Distribution
- Genre: Pop/Rock Rock Alternativ und Indie
2019 3DOT Recordings and Many Hats Distribution 2019 3DOT Recordings, LLC
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