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Albumbeschreibung

„Es gibt die große russische Kultur, die die Welt erobert hat – Malerei, Musik und Literatur. Schaut man sich aber das Schicksal dieser Menschen an, sowohl im Zarenreich als auch in der Sowjetunion, so wurden sie immer verfolgt“, sagte Valentin Silwestrow im Interview mit der Deutschen Welle, nachdem der 84-Jährige vor dem Ukraine-Krieg nach Berlin hatte fliehen müssen. Die sowjetische Kulturpolitik machte sie zu Außenseitern: Schostakowitsch rieb sich beim Balancieren zwischen Knechtschaft und Selbstbehauptung auf und schrieb sich mit dem achten Streichquartett den eigenen Nachruf auf DSCH. Der eine Generation jüngere Alfred Schnittke führte in sein drittes Quartett neben dem DSCH-Motiv auch Orlando di Lasso und Beethoven ein und konfrontierte so Realität und Traum. Schnittkes Altersgenosse Valentin Silwestrow hingegen zog sich in sein Schneckenhaus zurück und hörte nur noch auf die Musik in seinem Inneren. Die vier ausgezeichneten Musiker des holländischen Quartetts Matangi präsentieren Schnittke und Schostakowitsch klanggewaltig und in all ihren Brüchen. Zwischen ihnen bildet Silwestrows einsätziges Quartett von 1974 eine meditative Insel. Aber auch hier bricht in der Mitte der Konflikt auf. Durch das extrem gedehnte Tempo kommen die Klangqualitäten der faszinierenden Musik dieses so eigenständigen ukrainischen Komponisten besonders gut zur Geltung, der Konflikt gewinnt eine erschreckende Schärfe und der verwehende Schluss kippt in apokalyptische Erschöpfung. Leider beschränkt sich das Booklet auf Reklame für die Musiker und verweigert Informationen zur Musik. Nicht einmal Zeitangaben für die Tracks sind notiert. Dass Silwestrows erstes Streichquartett hier 25 Minuten dauert, muss man schon selbst ablesen.
© Feuchtner, Bernd / www.fonoforum.de