Lines In The Sand

Albumbeschreibung

Nur wenige Künstler beziehen so klar Stellung zur restriktiven Politik des amerikanischen Präsidenten wie Antonio Sanchez. Der in Mexiko City geborene Musiker betrachtet es als Glücksfall, dass er schon lange bevor Trump Präsident wurde in die USA einwandern konnte, um dort seinen Traum zu verwirklichen. Er gilt als einer der besten Jazz­ und Latin­Drummer, seine Virtuosität bescherte ihm zahlreiche attraktive Sideman­-Jobs. Seit rund einer Dekade leitet er die eigene Band „Migration“. Die aktuelle Platte, für die er sämtliche Stücke schrieb, widmete er den unzähligen Menschen, die aufgrund katastrophaler Lebensumstände versuchen, in die USA zu gelangen.
Angesichts seiner im Booklet geäußerten Statements klingt die Musik keineswegs anklagend. In den drei Parts von „Travesia“ schweben die lautmalerischen Vokaleinsätze der Sängerin Thana Alexa über einer komplexen Vernetzung von Bass­ und E­-Piano-­Motiven. Dabei sind die filigranen Beats des Leaders allgegenwärtig. Das Werk klingt wie ein Soundtrack, der ein ruhiges Geschehen untermalt. Erst John Escreets Piano-­Solo und geschickt gesetzte Violine­- und Cello-­Einsätze erzeugen ein Spannungsfeld. Das bedrohlich klingende „Bad Hombres Y Mujeres“ wird durch hitzige Scat­Vocals, frenetische Polyrhythmen und farbenreiche E­Piano­Improvisatio­ nen in ein swingendes Umfeld überführt. Der Albumtitel startet mit einer ostinaten Pianofigur. Ihre Eindringlichkeit wird durch die Sängerin, die ihre Stimme wie ein Instrument einsetzt, noch erhöht. Nach Matt Brewers prächtigem, das Geschehen beflügelnden Bassspiel reichern die Protagonisten ihre Beiträge mit weiteren melodiösen Mustern an.

© Filtgen, Gerd / www.fonoforum.de