Letters

Albumbeschreibung

Im Jahr 2015 wurden der britisch-amerikanische Komponist Tarek O’Regan und die US-amerikanische Librettistin Alice Goodman von der Salisbury Cathedral damit beauftragt, zum 800-jährigen Jubiläum der „Great Charter of Ireland“ („Magna Carta Hiberniae“) eine Kantate zu schreiben. 2017, 800 Jahre nach Ankunft der Urkunde in Irland, wurde das Werk von den – auch auf dem vorliegenden Album agierenden – Musikern des Chamber Choir Ireland und dem Irish Chamber Orchestra unter der Leitung von Paul Hillier aus der Taufe gehoben.
Textgrundlage bilden die Klauseln 39 und 40 der „Carta“. Eingeleitet wird das Werk mit einer lyrischen Reflexion über das Pergament, auf dem die Urkunde notiert ist. Auch wenn die Musiker unter der souveränen Leitung von Paul Hillier hier ganz unbedingt in ihrem Element sind und sich technisch nicht die kleinste Blöße geben, will der Funke nicht recht zünden – was unter Live-Bedingungen vielleicht möglich war. Trotz vieler einzelner Schönheiten der achtteiligen Kantate klingt das Werk insgesamt wie eine solide, dem feierlichen Anlass „angemessene“ und niemandem „wehtuende“ Auftragsarbeit.
Ganz anders „Triptych“ für Chor a cappella von David Fennessy (Jg. 1976), dessen drei Sätze auf einem Brief der psychisch kranken Emma Hauck, dem „Miserere“ von Orlando di Lasso sowie auf einem modernen Graffiti und einem altjapanischen Gedicht beruhen. Auch wenn jeder Satz in sich abgeschlossen ist, rundet sich das Werk doch zu einem in sich abgeschlossenen Triptychon, dessen einzelne „Tafeln“ von dem Chamber Choir Ireland bis in das kleinste Detail hinein stimmlich so präzise „ausgeleuchtet“ werden, dass es eine Freude ist, dieses starke zeitgenössische Chorwerk immer wieder zu hören.

© Schäfer, Burkhard / www.fonoforum.de