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Wer einen Blick auf das "Generation Doom"-Artwork wirft, dem kommt vermutlich bald "Mad Max: Fury Road" in den Sinn. Wüste, Chrom, Postapokalypse — die Parallelen zu George Miller sind nicht von der Hand zu weisen. Mad Max ist Wahnsinn, Mad Max ist Raserei, Mad Max ist Gewalt. Genauso ist Mad Max extrem fokussiert, hat eine klare Vision und ist dabei - auf seine Weise - Poesie. Eigentlich genau wie das neue Otep-Album.
Getrieben von unbändiger Wut steuert Otep Shamaya ihren Truck von Anfang an in einem Höllentempo durch die Abgründe des menschlichen Daseins. Textlich messerscharf, klug, modern und schonungslos. Musikalisch überwältigend nimmt sie die Gesellschaft in all ihren negativen Facetten von Religion, über Arroganz, Hass bis Krieg auseinander. Mal verschlüsselt, zum Nachdenken zwingend, mal mitten in die Fresse — "Cuz I'm half Mark Twain & I'm half Jesse James" ("Down") bringt es ganz gut auf den Punkt.
Simple Punchlines wie in "Equal Rights, Equal Lefts" ("He called me a dyke / I called him an ambulance") gliedern sich nahtlos ein in einen schier unerschöpflichen Vorrat überlegter Lyrik, die man ruhig mal ausführlich zitieren kann: "If the people are sheep don't blame the shepherd / If knowledge is cheap I should be an investor / You're the common in the knowledge that I already know / Just a comma in the sentence that I already wrote / It's like history's written in invisible ink so they can own the throne & everything'll repeat / In the kingdom of lies / The best that money can buy" ("Down").
Wie gut Oteps Gespür für die eigene Vision ist, beweist wohl am besten das plötzlich auftauchende Lorde-Cover "Royals", das sowohl textlich als auch musikalisch hervorragend ins Konzept passt. Zumal der Track an sich kaum wiederzukennen ist. Den Refrain kleidet die Band in Marilyn Manson-artiges Industrial-Sound. Durch die Strophen ziehen sich bedrohliche Staccato-Gitarren, während der zweifellos vorhandene Mainstream-Pop-Appeal ständig ins seelisch zerrüttete Wrack zu kippen droht.
Irre Balanceakte dieser Güte präsentiert die Sängerin das gesamte Album über. Während zum Beispiel "Cold Blood" an der Oberfläche als geradezu radiotaugliche Alternative Rock-Ballade erscheint, rumort es darunter in Form von gequälten Schreien ganz gewaltig. Dazwischen schleichen sich immer wieder Klavierpassagen und Trap-Beat-Einsprengsel, die anschließend "Down" ganz ähnlich aufgreift.
Ihre Extreme erreicht die stimmliche Performance gleichwohl im Opener "Zero" und im Titelfrack "Generation Doom". Ersterer entpuppt sich als Gewaltorgie schlechthin. Auf den ersten Blick mag die "I don't give a fuck"-Hook arg abgedroschen wirken - die Umsetzung spielt in einer Liga mit Slipknot zu besten Zeiten. Wobei Otep Shamaya in Sachen Variabilität Corey Taylor hinter sich lässt und schon in Sphären Devin Townsends wandelt. Von hysterischen J-Metal-Ausflügen bis hin zum finalen 12-sekündigen Torture-Scream, der ohne Probleme auf einem Strapping Young Lad-Album landen könnte.
Und dann natürlich "Generation Doom". Schon in der ersten Hälfte dreht Otep komplett am Rad und erkundet ihre Bandbreite an Aggressionen. Verzweifelte Schluchzer reihen sich an tiefes Breakdown-Knurren, überlagert von Revoluzzer-Verkündigung. Das Schlimmste (positiv gemeint!) kommt aber im angeklebten Outro-Part. Nachdem die Band den Hörer kurz im Glauben lässt, es wäre vorbei, schlägt das wahre Monster erst noch zu.
Der Schlussteil zerreißt fast die Boxen, Drummer Mark Bistany trommelt sich in Ekstase und Shamaya treibt ihre Stimmbänder zum Äußersten. Ohne körperliche Schmerzen ist das kaum vorstellbar. Auch beim x-ten Durchlauf jagt mir dieses Finish noch einen Schauer über den Rücken.
Als wäre nichts gewesen, schlägt das abschließende "On The Shore" im Nachhinein ruhige Töne an und gibt sich geradezu friedlich: "I'm gonna sleep well sleep tonight / On the Shore / Beneath a emtee sky". Natürlich steckt auch hier mehr dahinter, das soll aber vorerst der eigenen Interpretation überlassen bleiben. Als eine Art Hidden Track beendet "You Call" die Reise mit einer knapp vierminütigen Ansprache im Angesicht einer zerbrochenen Beziehung. Augenscheinlich ebenso turbulent wie das zurückliegende Album.
In all ihrer Vielseitigkeit schafft es die "Generation Doom" trotzdem einen klaren Sound herauszukristallisieren. Der reine Hip Hop-Song "Equal Rights, Equal Lefts" reiht sich ebenso sinnvoll in die Argumentationskette ein wie Anleihen an modernen Pop ("Royals") und massenkompatiblen Alternative-Rock mit Ohrwurmgarantie und P!nk-Einschlag ("Lie"). Dazwischen lotet die Band dazwischen Brutalitätsextreme aus. Ein derart stimmiges Album wie dieses hört man selten.
© Laut
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Otep, MainArtist
(C) 2016 Napalm Records Handels GmbH (P) 2016 Napalm Records Handels GmbH
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Albumbeschreibung
Wer einen Blick auf das "Generation Doom"-Artwork wirft, dem kommt vermutlich bald "Mad Max: Fury Road" in den Sinn. Wüste, Chrom, Postapokalypse — die Parallelen zu George Miller sind nicht von der Hand zu weisen. Mad Max ist Wahnsinn, Mad Max ist Raserei, Mad Max ist Gewalt. Genauso ist Mad Max extrem fokussiert, hat eine klare Vision und ist dabei - auf seine Weise - Poesie. Eigentlich genau wie das neue Otep-Album.
Getrieben von unbändiger Wut steuert Otep Shamaya ihren Truck von Anfang an in einem Höllentempo durch die Abgründe des menschlichen Daseins. Textlich messerscharf, klug, modern und schonungslos. Musikalisch überwältigend nimmt sie die Gesellschaft in all ihren negativen Facetten von Religion, über Arroganz, Hass bis Krieg auseinander. Mal verschlüsselt, zum Nachdenken zwingend, mal mitten in die Fresse — "Cuz I'm half Mark Twain & I'm half Jesse James" ("Down") bringt es ganz gut auf den Punkt.
Simple Punchlines wie in "Equal Rights, Equal Lefts" ("He called me a dyke / I called him an ambulance") gliedern sich nahtlos ein in einen schier unerschöpflichen Vorrat überlegter Lyrik, die man ruhig mal ausführlich zitieren kann: "If the people are sheep don't blame the shepherd / If knowledge is cheap I should be an investor / You're the common in the knowledge that I already know / Just a comma in the sentence that I already wrote / It's like history's written in invisible ink so they can own the throne & everything'll repeat / In the kingdom of lies / The best that money can buy" ("Down").
Wie gut Oteps Gespür für die eigene Vision ist, beweist wohl am besten das plötzlich auftauchende Lorde-Cover "Royals", das sowohl textlich als auch musikalisch hervorragend ins Konzept passt. Zumal der Track an sich kaum wiederzukennen ist. Den Refrain kleidet die Band in Marilyn Manson-artiges Industrial-Sound. Durch die Strophen ziehen sich bedrohliche Staccato-Gitarren, während der zweifellos vorhandene Mainstream-Pop-Appeal ständig ins seelisch zerrüttete Wrack zu kippen droht.
Irre Balanceakte dieser Güte präsentiert die Sängerin das gesamte Album über. Während zum Beispiel "Cold Blood" an der Oberfläche als geradezu radiotaugliche Alternative Rock-Ballade erscheint, rumort es darunter in Form von gequälten Schreien ganz gewaltig. Dazwischen schleichen sich immer wieder Klavierpassagen und Trap-Beat-Einsprengsel, die anschließend "Down" ganz ähnlich aufgreift.
Ihre Extreme erreicht die stimmliche Performance gleichwohl im Opener "Zero" und im Titelfrack "Generation Doom". Ersterer entpuppt sich als Gewaltorgie schlechthin. Auf den ersten Blick mag die "I don't give a fuck"-Hook arg abgedroschen wirken - die Umsetzung spielt in einer Liga mit Slipknot zu besten Zeiten. Wobei Otep Shamaya in Sachen Variabilität Corey Taylor hinter sich lässt und schon in Sphären Devin Townsends wandelt. Von hysterischen J-Metal-Ausflügen bis hin zum finalen 12-sekündigen Torture-Scream, der ohne Probleme auf einem Strapping Young Lad-Album landen könnte.
Und dann natürlich "Generation Doom". Schon in der ersten Hälfte dreht Otep komplett am Rad und erkundet ihre Bandbreite an Aggressionen. Verzweifelte Schluchzer reihen sich an tiefes Breakdown-Knurren, überlagert von Revoluzzer-Verkündigung. Das Schlimmste (positiv gemeint!) kommt aber im angeklebten Outro-Part. Nachdem die Band den Hörer kurz im Glauben lässt, es wäre vorbei, schlägt das wahre Monster erst noch zu.
Der Schlussteil zerreißt fast die Boxen, Drummer Mark Bistany trommelt sich in Ekstase und Shamaya treibt ihre Stimmbänder zum Äußersten. Ohne körperliche Schmerzen ist das kaum vorstellbar. Auch beim x-ten Durchlauf jagt mir dieses Finish noch einen Schauer über den Rücken.
Als wäre nichts gewesen, schlägt das abschließende "On The Shore" im Nachhinein ruhige Töne an und gibt sich geradezu friedlich: "I'm gonna sleep well sleep tonight / On the Shore / Beneath a emtee sky". Natürlich steckt auch hier mehr dahinter, das soll aber vorerst der eigenen Interpretation überlassen bleiben. Als eine Art Hidden Track beendet "You Call" die Reise mit einer knapp vierminütigen Ansprache im Angesicht einer zerbrochenen Beziehung. Augenscheinlich ebenso turbulent wie das zurückliegende Album.
In all ihrer Vielseitigkeit schafft es die "Generation Doom" trotzdem einen klaren Sound herauszukristallisieren. Der reine Hip Hop-Song "Equal Rights, Equal Lefts" reiht sich ebenso sinnvoll in die Argumentationskette ein wie Anleihen an modernen Pop ("Royals") und massenkompatiblen Alternative-Rock mit Ohrwurmgarantie und P!nk-Einschlag ("Lie"). Dazwischen lotet die Band dazwischen Brutalitätsextreme aus. Ein derart stimmiges Album wie dieses hört man selten.
© Laut
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 15 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 01:02:55
- Künstler: Otep
- Label: Napalm Records Handels GmbH
- Genre: Pop/Rock Rock Alternativ und Indie
(C) 2016 Napalm Records Handels GmbH (P) 2016 Napalm Records Handels GmbH
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