Gade: Chamber Works, Vol. 2

Albumbeschreibung

Die Musik des Dänen Niels Wilhelm Gade ist aus den Spielplänen deutscher Konzertveranstalter verschwunden, und doch gehörte er, nachdem er in den 1840er-Jahren am Leipziger Gewandhaus als Dirigent tätig war, jahrzehntelang zu den meistgespielten Komponisten, in Deutschland fast noch mehr als in seiner Heimat. Von seiner reichen kammermusikalischen Produktion taucht gelegentlich das Streichoktett auf, meist als „Füller“ zum gleichbesetzten Werk Felix Mendelssohns. Dass sich cpo jetzt Gades Kammermusik angenommen hat, ist begrüßenswert: Sie ist wunderbar geschrieben und verdient es nicht, in den Fußnoten der Musikgeschichtsschreibung zu verschwinden.
Die zweite Folge dieser Gesamteinspielung enthält zwei Kompositionen des jungen Gade, die bereits von einer reifen musikalischen Persönlichkeit zeugen. Das Scherzo für Klavierquartett zeigt den 19-Jährigen beim Ausprobieren verschiedener Instrumentalkombinationen (inklusive einer unerwarteten Solokadenz des Klaviers), aber schon der drei Jahre später geschriebene Hauptsatz eines nicht weiter ausgeführten Klaviertrios weist eine glückliche Hand bei der Ausarbeitung größerer Strukturen auf. Dieser Satz ist ein Stück programmatischer Musik, das seine Inspiration in Wilhelm Müllers Gedichtzyklus „Die schöne Müllerin“ fand.
Gade hat sich lange mit seinem Streichquartett e-Moll auseinandergesetzt. Eine erste Fassung ließ er unaufgeführt liegen, um sie ein Jahr vor seinem Tod einer Revision zu unterziehen. Dankenswerterweise sind auf dieser CD zwei verworfene Sätze als Appendix aufgenommen worden, sodass man mithilfe der ausführlichen Beiheft-Kommentare den Schaffensprozess nachvollziehen kann. Das international besetzte Ensemble MidtVest stellt sich ganz in den Dienst Gades und musiziert, aufgenommen in perfekter Balance, die drei Werke mit einer aufgeschlossenen Natürlichkeit, die seine Musik im günstigsten Lichte zeigt.

© Solare, Carlos Maria / www.fonoforum.de