Eis Zeit

Albumbeschreibung

“Alles, was ich dir sagen will, fällt schwer, weil ich’s nicht wagen will”, erklingen die ersten Worte auf Eis Zeit. Ein Einstieg, der neugierig macht und in Retrospektive nochmal anders wirkt, denn das zwölfte Album (in 13 Jahren Karriere!) vom Nino aus Wien ist so energetisch, vielfältig und ausformuliert wie jeher. Wie schon im Titel erkennbar, ist das ganze Album dem ungreifbar großen Thema Zeit gewidmet, an dem der Literat sich quasi in jedem Song abarbeitet, sei es hinsichtlich auf Vergangenes (Was passiert ist), auf das Jetzt (Ohne Schlaf, Zeit) oder die Zukunft (Palmen & Katzen).

Die Lyrics “Ohne Schlaf nach München unter Amphetamin” könnten genauso gut von jedem aktuellen Trendrapper stammen, und mit ein paar schnellen Beats hätte man einen neuen Streaminghit gebaut. Wenn diese Zeile jedoch vom Nino aus Wien kommt, entfaltet sich etwas ganz anderes: ein Song, der den Rauschzustand vertont, der sowohl das lyrische Ich, als auch dessen Umgebung beobachtet. Mit klugen Formulierungen wie “Die Schnelligkeit bleibt stehen im Auge der Zeit” schafft der Songwriter es wie so oft trotz trägem und rauem Gesang diesem eher verloren wirkenden Rausch eine charmante Note zuzufügen.

Klug und düster geht es auch weiter in Zeit, wo zwischen treibenden Drums und einer schwermütigen Melodie sogar schüchterne Autotune-Backvocals auftauchen. Aber auch der bei Fans und Presse beliebte Humor des Musikers kommt auf Eis Zeit nicht zu kurz, wenn er in Sandy darüber sinniert, dass er gern mal wieder ins Café gehen würde, aber in welches denn eigentlich? Bevor der Nino sich wieder verabschiedet, gibt er mit dem letzten Song Olles hot sei End Wien-Fans und Wiener:innen noch dreieinhalb Minuten Zeit zum Dahinschmelzen im Dialekt. © Maren Schüller/Qobuz