Brahms: Piano Quintet, Op. 34 - R. Schumann: String Quartet, Op. 41 No. 1

Albumbeschreibung

Es ist ein Treffen der Generationen. Pianistenlegende Menahem Pressler, zum Zeitpunkt der Aufnahme knapp 91 Jahre alt, könnte der Großvater seiner Kollegen vom Pacifica Quartet sein. Aber von diesem Altersunterschied ist in der Ende 2014 entstandenen Aufnahme kaum etwas zu spüren. Pressler und die vier Streicher begegnen sich beim Brahms-Klavierquintett auf Augenhöhe und wachsen zu einem gleichberechtigten Ensemble zusammen.
Ihre stärksten Momente hat die Einspielung in den verträumten Passagen des Andante: wenn Menahem Pressler sich mit der ganzen Reife des erfahrenen Kammermusikers Zeit nimmt, um einzelne Motive und Intervallschritte ein kleines bisschen länger auszukosten, als es ein Metronom vorgeben würde und dadurch die subtile romantische Schwärmerei erst zu Tage fördert, die Brahms so oft zwischen den Zeilen seiner Werke versteckt hat. Dann befruchtet er die Interpretation mit einer Liebe zur Musik, die seine Partner beseelt und inspiriert, dann beginnt der Flügel unter seinen Händen zu atmen und zu singen.
In den schnellen Sätzen wirkt das Tempo dagegen – vielleicht aus Rücksicht auf die manuellen Schwierigkeiten – stellenweise etwas gebremst; gerade das Scherzo klingt nicht so feurig wie bei anderen Ensembles und fast ein bisschen stampfig. Im beinahe orchestralen Wettstreit mit dem Klavier formen die vier Streicher in Forte-Passagen einen breiten Klang, der nicht immer zu einer ganz homogenen Einheit verschmilzt.
Im ersten Schumann-Quartett, ohne Pianisten, spielt das Pacifica Quartet naturgemäß noch kammermuskalischer, noch intimer zusammen, ohne dafür die romantische Emphase zu opfern. Im Adagio singen sie die weiten Bögen mit einem sehr dichten, stellenweise durch leichte Portamenti angereicherten Legato, im Finale stürmen sie mit einem hitzigen Tempo voran. An dieses Maß an Leidenschaft und jugendlicher Hitze reicht die Brahms-Aufnahme mit Menahem Pressler nicht (mehr) ganz heran.

© Stäbler, Marcus / www.fonoforum.de