Antheil: Complete Violin Music, Vol. 1

Albumbeschreibung

Als Sohn deutscher Einwanderer kam George Antheil 1900 in Trenton zur Welt und verstarb 59 Jahre später in New York. In Sachen CD-Veröffentlichungen mit Musik des einstigen „Bad Boy of Music“ – so der Titel von Antheils Autobiografie – hat sich in den letzten Jahren viel getan. In die Riege hörenswerter Neueinspielungen reiht sich die vorliegende Gesamtaufnahme der vier Violinsonaten nahtlos ein – und das umso mehr, als die dritte Sonate aus dem Jahr 1924 hier als Weltersteinspielung präsentiert wird.
Auch wenn Antheil sich in den 40er-Jahren von seiner zweiten Sonate distanzierte, medienwirksam, versteht sich, und 1948 stattdessen eine „New second Violin Sonata“ schrieb, so bleiben es unterm Strich doch vier Sonaten, jede von ihnen ein Unikat, ein Meisterwerk. Vor allem faszinieren – und irritieren immer noch – die beiden ersten Sonaten, Extremwerke in jeder Beziehung: perkussiv, laut, rau, kubistisch, futuristisch – für Details lese man den sehr kundigen Booklet-Text von Mauro Piccinini.
Alessandro Fagiuoli und Alessia Toffanin stürzen sich sozusagen kopfüber in diese eruptive Klanglandschaft; sie lassen es kontrolliert und hochluzide krachen, dass man dem intellektuellen Funkenregen, der hier entfesselt wird, mit Ehrfurcht und Gänsehaut gebannt lauscht. Ein Wort zur Akustik: Vor allem die erste Sonate wirkt, als seien die Musiker eingesperrt in eine echofreie Gummizelle, das Ganze wirkt, mit einem Wort, klaustrophobisch. Die trockene Wucht der (auf)kratzenden Musik trifft den Hörer ungefiltert. Immer könnte man das nicht ertragen, zum frühen Antheil passt es – buchstäblich wie die Faust aufs Auge.

© Schäfer, Burkhard / www.fonoforum.de