Rémi
Hip Hop aus Down Under bleibt auch nach Iggy Azalea ein Klassensonderling. Selbst wenn einmal von Pop aus Australien die Rede ist, geht es meistens um lang institutionalisierte Acts wie AC/DC oder Kylie Minogue. Remi Kolawole will das nun ändern. Was Flume in den 2010ern für die Elektrobeat-Szene darstellt, möchte der 1991er Jahrgang für den Sprachgesang von der Südhalbkugel sein.
Erstes Anzeichen für seine Welteroberungspläne liefert Remis Auszeichnung als Triple J Unearthed Artist Of The Year 2013. Der Indie-Radiosender kürt den dauerrotierenden Melbourner nicht ohne Grund, wie das Debütalbum "Raw X Infinity" im Folgejahr zeigt. Darauf zielt der Australier mit Wurzeln in Nigeria unbescheiden auf den globalen Hip Hop-Markt, anstatt sich mit nationaler Bekanntheit zufrieden zu geben.
"This is gold medal rap", verkündet er schon in der catchy Single "Tyson". Hier wie andernorts inszeniert sich Remi als überaus multiinteressierter MC, der nicht nur auf die Musik selbst, sondern auch auf die Verpackung in hochwertige Musikvideos Wert legt. Stilistisch ähnelt der Rapper, der von den samplefreudigen Beatbastlern Sensible J und Dutch (anfangs noch unter dem Namen Run For Your Life) Unterstützung von Golden Era bis Afrobeat erfährt, mitunter einem Childish Gambino. Zwischen Rap und Gesang verlaufen für ihn die Grenzen fließend.
"Ich höre genauso modernen Hip Hop wie Old School", erklärt Remi. Seine Lyrics thematisieren seit 2010 unter anderem philosophische Alltagsprobleme und Rassismus, investieren aber auch gerne einmal in einen entspannten Flow ohne große Botschaft. Außerdem zollt Remi seinen zwei Identitäten mit dem Track-Doppel "Nigerian Sunrise" und "Melbourne Sunset" Tribut und referiert auf Drake und den frühen Kanye West.
Daraus resultiert ein im Wortsinne smarter wie facettenreicher Rapper, der den Eigenständigkeitsanspruch noch weiter betont, indem er die reguläre LP-Premiere über das eigene Label House Of Beige veröffentlicht. Ein inoffizielles erstes Release markiert das Album "Regular People Shit" in 2012.
Live tritt Remi als Support für Joey Bada$$, Danny Brown und The Pharcyde auf. Als Inspiration benennt der Australier J Dilla, Black Thought, Raekwon, Jay-Z, Kurupt, André 3000 und Kid Cudi, schließt aber prinzipiell kein Genre und keinen Sound aus. So covert er mit der gleichen Verve die Rappaten von Gang Starr wie die nationalen Electronica-Helden The Avalanches.
© Laut
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