Nazareth
"I pulled into Nazareth, I was feelin' about half past dead / I just needed some place where I can lay my head", singt The Band in "The Weight". Das Lied dient 1968 nicht nur als Hit, sondern auch als Vorlage für einen sonderbaren Bandnamen.
Denn Jesus oder das neue Testament haben Dan McCafferty (Gesang), Manny Charlton (Gitarre), Pete Agnew (Bass) und Darrell Sweet (Schlagzeug) nicht im Sinn, als sie Nazareth im schottischen Dunfermline gründen. Gemessen an ihrem ürsprünglichen Namen The Shadettes klingt die Wahl jedoch plausibel.
Sie treten zwei Jahre lang in schottischen Kneipen und Clubs auf, bevor sie 1970 nach London ziehen. Melodischer Hardrock ist gefragt, sie erhalten einen Plattenvertrag. Nach den Alben "Nazareth" (1971) und "Excercise (1972) gelingt ihnen 1973 mit "Razamanaz" schließlich der Durchbruch.
Das von Deep Purple-Bassist Roger Glover produzierte Album enthält mit "Broken Down Angel" und "Bad Bad Boy" ihre erfolgreichsten Stücke. Beide platzieren sich in den englischen Top Ten. Nach "Loud 'N' Proud" (1974) sorgt "Hair Of The Dog" 1975 auch in den USA für Furore. Das Album verkauft sich über eine Million Mal und enthält mit der Coverversion "Love Hurts" der Everly Brothers ihre bekannteste Single.
In der zweiten Hälfte der 70er Jahre gehören Nazareth zu den erfolgreichsten internationalen Acts. Mit Zal Cleminson stößt vorübergehend ein weiterer Gitarrist hinzu, bevor Spirit-Keyboarder John Locke seinen Platz einnimmt. In dieser Besetzung entstehen die LPs "No Mean City" (1979) und "Malice In Wonderland" (1980), die mehr als zuvor mit neuen Klängen experimentieren.
Wie für viele hardrockenden Kollegen folgt in den 80er Jahren eine schwierige Phase. 1986 stehen Nazareth nach einer Reihe von erfolglosen Alben ohne Plattenvertrag da und lösen sich vorübergehend auf. 1992 kommen sie für "No Jive" ohne Gitarrist Manny Charlton wieder zusammen und beginnen wie T.Rex oder Slade die Bühnen kleinerer Festivals zu bespielen.
Daran ändert auch die Veröffentlichung von "Boogaloo" (1998) nichts. Ein schwerer Schlag trifft die übrig gebliebenen Mitglieder, als 1999 Schlagzeuger Sweet beim Auftakt einer US-Tour unvermittelt stirbt. Sie machen jedoch mit neuem Drummer weiter und veröffentlichen 2002 die DVD "Homecoming", die einen Auftritt im heimischen Glasgow aus dem Jahr 2001 dokumentiert.
Der Band macht die Musik weiterhin Spaß, selbst der
aus gesundheitlichen Gründen erfolgte Ausstieg von Reibeisenstimme Dan McCafferty nach dem Album "Rock'n'Roll Telephone" hält die übrigen Mitglieder nicht zurück. Carl Sentance übernimmt das Mikro und röhrt 2018 "Tattooed On My Brain" und 2022 "Surviving The Law" ein. Zwei Jahre Pandemie hat die Arbeit an den neuen Songs vielleicht komplizierter gestaltet als erhofft. Ans Aufgeben dachten die Schotten dennoch nicht. Ob sich der Albumtitel konkret auf das staatlich verordnete "Arbeitsverbot" ihres Berufszweigs bezieht, bleibt jedoch offen.
Anfang Juli gibt u.a. Bassist Pete Agnew den Tod von Gründungsmitglied Manny Charlton bekannt. Der in Spanien geborene Gitarrist starb am 5. Juli im Alter von 80 Jahren. Zur Todesursache macht Agnew keine Angaben, er glaube aber, dass Krankheit keine Rolle gespielt habe. 1990 war Charlton, der auch bei der Entstehung des Guns N' Roses-Klassikers "Appetite For Destruction" seine Finger im Spiel hatte, bei Nazareth ausgestiegen, später veröffentlichte er einige Solowerke, zuletzt 2016 das Album "Solo".
© Laut
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