Natural Self
Als Ende der 1980er "Fight The Power" in Großbritannien erscheint, legt der Public Enemy-Klassiker schon mit dem ersten Hören eine Schlinge um Nathaniel Pearns Genick, die ihn so schnell nicht wieder los lassen sollte. Zwar ist der erst Elfjährige naturgemäß weniger als desinteressiert an der äußerst provokanten politischen Aussage der Band um Chuck D, dafür treffen ihn die Hardcore-Produktionen aus dem Hause Bomb Squad umso heftiger und unvorhersehbarer.
Nathaniel ist rechtzeitig von der Seuche befallen, schließlich geht Hip Hop gerade auf seine viel beschworenen Goldenen 90er zu. Black Sheep, De La Soul und der ganze Rest der Native Tongue-Posse, alle landen auf seinem Plattenteller und werden gebührend benickt und betanzt. Die ganz normale Hip Hop-Sozialisation, könnte man meinen.
Mit einem kleinen Unterschied: Nathaniel wird neugierig. Er forscht nach und trifft mitunter, wie kann es anders sein, auf den Godfather James Brown, der ihm mit seinen JB's ohne Umschweife den Weg zu Funk und Soul ebnet und ihn damit zum nächsten Meilenstein seiner musikalischen Entwicklung führt. Auf Anhieb verliebt er sich in das mächtige Soul-Organ einer Lyn Collins.
Als Mitte der 90er schließlich die jazzigen Future-Hip Hop-Tunes von DJ Krush und Teilen der Bay Area a la DJ Shadow und Blackalicious aller Orten die Tanzflächen füllen, findet auch Nathaniel ob der gewaltigen Rhythmusstrukturen, der rollenden, polternden Beats und deren atmosphärischen Wirkung keine Ruhe mehr. Er ist gefangen im Verwirrspiel aus Jazzbreaks, Drums und Funk-Elementen.
So taucht er immer tiefer ein in den Jazz, erforscht Latin und Salsa und entdeckt schließlich diverse Afro-Sounds wie Cuban für sich. All das, nur um zum Schluss die Gewissheit zu haben, etwas machen zu wollen, "was prizipiell recht einfach gehalten ist und gleichzeitig nicht unmittelbar einem einzigen Genre zugerechnet werden kann", wie er der Website ukhh.com verrät.
2001 entspringt diesem Vorhaben seine erste Single "Shake Down". Ursprünglich gar nicht für den Verkauf vorgesehen, spielt er einige seiner Stücke ganz unverbindlich seinem Freund Robert Luis vor, um sich eine externe Meinung einzuholen. Luis, seines Zeichen einer der beiden Chefs des damals noch jungen Labels Tru Thoughts, ist auf Anhieb begeistert und wirft die Single mit "Soulstep" auf der B-Seite auf den Markt.
Wenig später erscheint die Single "Heavy Heavy", eine Gemeinschaftsproduktion mit seinem Intimus Nostalgia 77, die zunächst unter dem Pseudonym Keno 1 & The Hermit erscheint. 2006 machen die Freunde schließlich als The Broken Keys und dem Album "Gravity" auf sich Aufmerksam. In Ermangelung eines Sängers - der eigentlich eingeplante Vokalist war bei den Aufnahmen kurzfristig verhindert - stellt sich Pearn für die wenigen nicht instrumentalen Titel spontan selbst hinter das Mikrofon.
Kurz zuvor erscheint Natural Selfs Debüt-Album "Let Peace Be The Ruler" auf Breakin Bread Records. Quasi als Referenz auf Lyn Collins ist Alice Russell mit an Bord, die mit "I Don't Need This Trouble" den ersten Natural Self-Titel mit Gesang einspielt. Gleichzeitig kommen unter seinem Pseudonym Keno 1 verschiedene Singles, 2007 unter anderem "Poppa Heavy", das das Rap-Urgestein Kool Keith featured.
Nach den Unterschieden zwischen den beiden Pseudonymen befragt entgegnet Pearn: "Natural Self ist eher ein Projektname, Keno 1 bin ich selbst, wenn du verstehst, was ich meine. Deswegen steht auf allen meinen Aufnahmen auch "written and produced by Keno 1", ganz gleich, wie das betreffende Pseudonym lautet. Die Musik Natural Selfs basiert auf einigen groben Prinzipien, wie bspw. auf dem Schwerpunkten Percussions und ohne große Effekte auszukommen. Wobei diese Prinzipien natürlich nicht als absolut anzusehen sind."
Nach verschiedenen Remix-Produktionen unter anderen für Elizabeth Shepherd und Nicole Willis, findet er 2008 als Natural Self den Weg zurück zu seinen Ursprüngen. Auf Tru Thoughts erscheint sein insgesamt dritter Long-Player "The Art Of Vibration". Dieses Mal sind drei Vocalstücke auf der Platte vertreten, eingesungen von ihm selbst, dem Rapper Abdominal und Andreya Triana, die bereits auf Kooperationen mit Flying Lotus und Bonobo zurückblickt.
© Laut
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