My Chemical Romance
Dass sie ihre Heimatstadt Newmark eines Tages monatelang für ausgedehnte Tour-Sessions verlassen müssen, hätten sich My Chemical Romance sicher nicht erträumt. Weit weg von der örtlichen Stahl- und Beton-Industrie, der später viele Schul-Kollegen dienen, erlangen die fünf Amerikaner Rockstarstatus.
Als Teenager beherrschen sie zum Teil noch nicht einmal Instrumente, und es gibt auch keine High-School-Band-Ambitionen, obwohl die Brüder Gerard und Mikey Way schon in der Band Raygun Jones zusammen gespielt haben. Nach dem Abschluss verlieren die Jungs sich aus den Augen. Sie ahnen noch nicht, wie nahe sie sich ein paar Jahre später stehen. Gerard Way (Gesang), Ray Toro (Gitarre), Mikey Way (Bass) und Matt Pelissier (Drums) gründen die Band Ende 2001, nachdem Gerard Way ein Kunststudium am College in New York abgebrochen hat.
Als der einen Song schreibt, um das amerikanische Trauma 9/11 zu verarbeiten - Gerard hat die Türme in New York auf dem Weg in die Uni einstürzen sehen, klinkt sich Kumpel Matt ein, um ihm mit seinen Drums zur Seite zu stehen. "Der Song 'Skyline and Turnstiles' kam richtig gut raus. Ich entschloss mich, Ray anzurufen, der der beste Gitarrist ist, den ich kenne", schwelgt Sänger Gerard später in Erinnerungen.
"Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Gitarre schon seit etlichen Jahren nicht mehr in der Hand. Aber Gerard rief mich an und sagte, er möchte mit mir seine Lieder auschecken", meint Ray später dazu. Er orientiert sich an Klampfern wie Slash, Randy Rhoades and Kirk Hammett von Metallica.
Bald stößt Gerards kleiner Bruder Mikey zur Band, der bis zu diesem Zeitpunkt noch nie einen Bass in der Hand hatte. Dass es auch nicht leicht ist, sich auf einen Stil zu einigen, ahnen die Jungspunde damals schon: "Bei uns reichen die Einflüsse von Anthrax über Black Flag oder Cradle of Filth bis zu den Stones. Das war uns aber von Anfang an klar, dass wir zwar keinen gemeinsamen Nenner hatten, aber einen finden konnten. Wobei ich nicht exakt weiß, was genau uns da als Band zusammenbringt. Man muss auch nicht immer alles begründen können".
Iron Maiden bleibt das unangefochtene gemeinsame Vorbild der verkappten Romantiker, dazu die Lokalhelden Misfits und Schmachtpapst Morrissey. Wenn man die beiden, die Punker Misfits und den bitter-wehmütigen Smiths-Sänger in einer Band vereinen könnte, das wärs, meinen MCR.
Das Debüt "I Brought You My Bullets You Brought Me Your Love" entspringt miserabel ausgerüsteten New Yorker Studios. Mit ein paar Tausend Dollar müssen sie zurecht kommen. Da Way und Co. einen druckvollen und fetten Sound machen wollen, wird Frank gefragt, ob er nicht als zweiter Gitarrist in die Combo einsteigen möchte. Als Fan der Band kann er natürlich nicht nein sagen. My Chemical Romance, benannt übrigens nach einem Buch des "Trainspotting"-Autors Irvine Welsh, zeichnen sich nicht durch glatte Produktionen aus, sondern durch ihre ergreifenden Texte. Way verarbeitet in düsteren, bedrückenden Lyriks den Hang zur Depressivität seiner Familie. Kritiker vergleichen MCR in Zukunft immer öfter mit Thursday, die auch schon via Eyeball Records releasten.
Nach der Japan-Tour 2003 trennen sich MCR von Matt Pelissier und heuern als "Neuen" Bob Bryar an. Matt mimt schon den Drummer im Video zu "I'm Not Okay (I Promise)", zwei Tage, nachdem er in die Band eingestiegen ist, und bevor er je eine Show mit My Chem gespielt hat. Damals war laut seinen Bandkollegen noch gar nicht klar, ob er überhaupt festes Bandmitglied werden würde.
An die zweite Platte "Three Cheers For Sweet Revenge" beim Warner-Sublabel Reprise gehen sie mit viel Mühe und Sorgfalt. MCR entscheiden sich für den Produzenten Howard Benson, der bereits Bands wie P.O.D. oder Hoobastank produziert hat. Das Artwork gestaltet der Sänger zum Teil mit, der früher mal als talentierter Comiczeichner gearbeitet hat.
Der Sound nähert sich ein wenig dem der neuen Labelkollegen The Used an, mit deren Frontmann Bert McCracken Gerard mittlerweile ein freundschaftliches Verhältnis pflegt. Gerard ist mittlerweile clean und trocken, so dass er keine Belastung mehr für die Band ist, und so können MCR richtig durchstarten.
Mit "The Black Parade" (2006) haben sich MCR soundmäßig deutlich weiter entwickelt und etwas geschaffen, was die Presse als "schwarze Oper" bezeichnet. Tatsächlich klingt "The Black Parade" pompöser als alles, was MCR bisher veröffentlicht haben.
Nach einer ausgiebigen Tour rund um die Erde veröffentlichen sie den Tourmitschnitt "The Black Parade is Dead!" Das letzte Konzert in Mexico City ist ebenso auf der DVD vertreten, wie ein Auftritt vor kleinem Publikum in ihrer Heimatstadt Hoboken, in New Jersey.
Mit "Danger Days" treten neue Inspirationen in den Vordergrund. Manchmal meint man die Killers heraus zu hören, offenkundig ist die Lust an der Apokalypse, an der von David Bowie oder Iggy Pop im Berlin der späten 70er auf die Spitze getriebenen Endzeitstimmung. Oder, mit MCRs eigenen Worten: "Wir haben unsere Herzen dem Glamrock geschenkt".
Im März 2013 beschließt ein Statement auf der Band-Homepage die Geschichte von MCR: "And now, like all great things, it has come time for it to end. Thanks for all of your support, and for being part of the adventure."
In der Folge kursieren immer mal wieder Gerüchte über eine Reunion, so etwa im Sommer 2016, nachdem die Band ein neues Logo mit den Buchstaben "MCRX" auf ihren Social Media-Seiten postet. Als My Chemical Romance für den Sommer 2020 eine Reunion-Tour ankündigt, ist die Aufregung bei den Fans groß. Binnen weniger Stunden sind alle Tickets vergriffen; auch das einzige Deutschland-Konzert im Juli 2020 in Bonn ist ruckzuck ausverkauft. Nach der pandemiebedingten Verschiebung nehmen MCR im Juni 2022 einen neuen Anlauf und bringen zu ihren Deutschlandkonzerten mit "The Foundations Of Decay" sogar einen neuen Song mit.
© Laut
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