Gilberto Gil
Gilberto Gil wird am 26. Juni 1942 als Gilberto Passos Gil Moreira in Salvador geboren. Schon im zarten Alter von drei Jahren träumt er davon, Musiker zu werden. Als er zehn ist, meldet sich Gil an einer Akkordeon-Akademie an. Mit 18 gründet er zusammen mit Freunden die Band "Os Desafinados (The Out of Tune)", in der er Akkordeon und Vibraphon spielt. Inspiriert durch den in den 1950ern aufkommenden Bossa Nova und die Lieder von João Gilberto tauscht Gil das Akkordeon gegen die Gitarre. Anfang der 1960er fängt er an, zu komponieren. Neben seinem Betriebswirtschaftsstudium schreibt er zum Beispiel TV-Jingles.
1962 nimmt Gilberto Gil seinen ersten Song "Bem Devagar" mit der Vocal-Gruppe Três Baianas auf. Ende 1963 trifft er Caetano Veloso, der ein enger Freund und Weggefährte werden soll. Durch einen Fernsehauftritt im Sommer 1964 zusammen mit Maria Bethânia, Gal Costa und anderen bekommt die Karriere dieser Musiker einen Schub. Gil tritt bei dieser Show nicht nur auf, sondern hat neben Roberto Santana auch die musikalische Leitung übernommen.
Ein Jahr später zieht er, mit seinem Universitätsabschluss in der Tasche, nach São Paulo. Dort führt der Musiker ein regelrechtes Doppelleben: während er sich tagsüber als Trainee bei Gessy Lever ausbilden lässt, sind abends die edlen Bars der Stadt angesagt, in denen er weitere Künstler kennen lernt. In diesem inspirierenden musikalischen Umfeld geht Gil eine Partnerschaft mit den Lyrikern Capinan und Torquato Neto ein. Seinen ersten Fernsehauftritt hat er 1966 in der Musiksendung "O fino da bossa", die von der Sängerin Elis Regina moderiert wird. Der Erfolg dieses Auftrittes gipfelt in einem Plattenvertrag mit Philips. Gil hängt seinen Job an den Nagel und zieht mit Frau und Tochter nach Rio. Im Mai 1967 erscheint endlich sein erstes Album, "Louvação". Zu dieser Zeit machen sich die ersten Anzeichen einer Revolution der brasilianischen Musik und Kultur bemerkbar: der Tropicalismo mit den Vorreitern Gil und Caetano Veloso kommt auf.
Ende 1968 werden Gil und Veloso von der brasilianischen Militärregierung wegen ihrer kritischen Texte verhaftet und im Anschluss an einen mehrmonatigen Gefängnisaufenthalt für drei Jahre ins Exil nach London abgeschoben. Nach seiner Rückkehr engagiert er sich verstärkt in der afrobrasilianischen Bewegung.
Gilberto Gil reichert den Bossa Nova seiner Vorbilder souverän mit Rhythmen aus Rock'n'Roll und Reggae an wie kein anderer. 1998 erhält der brasilianische Künstler dafür einen Grammy in der Kategorie Weltmusik. Zudem hat der begnadete Sänger ein unfehlbares Gespür für einprägsame Melodien und Balladen.
Die gibt er auf seinen Platten zum besten, live glänzt er meist mit Breaks, synkopierten brasilianischen Trommelwirbeln, fetzigen Sounds und massig Rhythmus. So ist er zum bekanntesten und erfolgreichsten Musiker Südamerikas und Pionier der Weltmusik geworden.
Nach dem Ende der Militärdiktatur im Jahr 1985 intensiviert der Musiker sein politisches Engagement. Er wird 1989 Stadtrat von Salvador da Bahia, gründet 1990 die Umwelt-Organisation 'Onda Azul (Blaue Welle)' und unterstützt den heutigen Staatspräsidenten Luis Inacio "Lula" da Silva bei seinem Wahlkampf. Dieser beruft ihn Ende 2002 zum Kulturminister Brasiliens. Die Ernennung ist umstritten, da Gil kein Mitglied da Silvas Arbeiterpartei PT ist, sondern der Grünen Partei Brasiliens angehört.
Dennoch bleibt Gil im Amt, bis Präsident Lula Mitte 2008 sein bereits drittes Rücktrittsgesuch annimmt; zwei frühere Bitten um Entlassung hatte Lula wegen Unabkömmlichkeit des Ministers abgelehnt.
© Laut
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