Ceremony
Ross Farer beobachtet gern. Vor allem Menschen. Ihre Freuden, ihre Sorgen und Ängste. Und er sieht gern fern, schaut sich im Internet seine Lieblingsbands, seine Lieblingsfilme und natürlich Pornos an. Darüber schreibt er dann Texte für seine Band Ceremony.
Über Menschen und was sie eben so den ganzen Tag treiben oder was sie treiben sollten. Nämlich mal nett zueinander sein und nicht immer nur auf einander einhacken. Ein Gedankengang, der im Hardcore nicht unbedingt geläufig ist, besitzen doch viele Bands einen recht wütenden, nihilistischen und pessimistischen Ansatz. Ceremony sind eben anders. Auch musikalisch schwimmen die fünf Jungs aus Rohnert Park, California, gegen den Strom. Denn sie klingen wie die alten Hardcore-Helden Fugazi, Black Flag oder Gorilla Biscuits.
2005 gründen Anthony Anzaldo, Jake Casarotti, Justin Sean Davis, Ross Farar und Andy Nelson die Band Violent World. Unter diesem Namen veröffentlichen sie 2007 ihr Debüt "Violence, Violence". Das klingt genauso wie es heißt: roh, brutal und auf die Zwölf. Ganz im Geiste von Black Flag. Nach der Umbenennung in Ceremony erscheint 2008 "Still, Nothing Moves You" und 2010 "Rohnert Park", die in eine ähnliche Kerbe schlagen, aber schon langsamer und melancholischer ausfallen.
Mit dem vierten Album "Zoo" (2012) wechseln sie zum Label Matador und werkeln etwas an ihrem Stil. Sie rocken auch mal 60s Surfer-Mucke, flirten mit Wave und Garagenrock und lassen langatmige und sphärische Klänge zu. Ihre großen Vorbilder sind auf "Zoo" immer noch gut rauszuhören: Joy Division, Suicidal Tendencies und der komplette 80er Hardcore-Punk.
Und das obwohl Ross noch im 2010er-Werk "Rohnert Park" die Worte "I'm sick of Black Flag, I'm sick of Cro Mags, I'm sick of Hardcore" von sich gab. Ceremony scheinen in einer Zeitschleife gefangen zu sein. Nicht nur weil sie 2012 so klingen als sei gerade 1981, sondern weil sie komplett auf Facebook, Twitter und diesen Firlefanz scheißen und eigentlich auch lieber auf CDs verzichten würden. "Fuck the Internet", sagt Ross folgerichtig in einem Interview mit Fader.com. Eben. Fuck the Internet. Die alten Helden haben das auch nicht gebraucht.
© Laut
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