Anna Ternheim
Nachdenklich präsentiert sich Anna Ternheim auf dem Cover ihres Debütalbums "Somebody Outside" (2005) in romantischem Setting. Einzige Lichtquelle scheint die tiefstehende Sonne zu sein, einziger Farbtupfer ihre blonden Haare, die das Licht reflektieren. Ansonsten herrscht Dämmerstimmung mit viel Dunkelheit. Eines scheint klar: Hier sind leise Melodien zu erwarten.
1978 in Stockholm geboren, beginnt Ternheim früh Gitarre zu spielen. Im Alter von zehn Jahren nimmt sie erste Stunden auf der klassischen Gitarre. Aus Noten macht sich die junge Dame nicht viel, lieber setzt sie sich ganz pragmatisch hin und schreibt bereits nach der ersten Unterrichtsstunde einen Song. Schnell entwickelt sie eine eigene Methode, Töne zu ordnen, wer braucht da schon Noten!
Im Alter von 17 Jahren reist die Schwedin für ein Jahr als Austauschschülerin in die USA. In Atlanta gründet sie mit Freunden ihre erste Band Sova, mit der sie auf kleineren Festivals und örtlichen Clubs auftritt. Zurück in Stockholm, betreibt sie das Songwriting immer intensiver, arbeitet zurückgezogen an neuen Songs.
Für ein Studium der französischen Sprache geht Ternheim in die Schweiz, studiert für zwei Jahre in Lausanne. Dort beginnt die Musikerin auch verstärkt, mit ihren Songs an die Öffentlichkeit zu treten. Als sie in der Stockholmer Musikszene Fuß fasst, bekommt Anna Ternheim einen Studienplatz für Architektur. Das Studium tritt bereits nach kurzer Zeit in den Hintergrund.
2003 veröffentlicht sie eine selbstbetitelte EP. Nicolai Dunger nimmt sie mit auf Tour. Auch andere schwedische Musiker finden Gefallen an Ternheims Liedern und unterstützen sie.
Wenig später beginnen die Aufnahmen für ihr Debüt "Somebody Outside". Der Titelsong ist zu diesem Zeitpunkt schon über zehn Jahre alt, der Wunsch der Musikerin, auch ihr erstes Album nach diesem Stück zu benennen, nur unwesentlich jünger. Die Tracks der EP spielt Ternheim neu ein, feilt an ihnen und arrangiert sie zum Teil um. Als Aufnahmeort dient eine alte Sägemühle auf Gotland, einer kleinen schwedischen Insel im baltischen Meer.
Schwedische Kritiker und Fans sind sich einig und feiern den Erstling ausgiebig. Ausverkaufte Konzertsäle und Auszeichnungen folgen, auch das schwedische Pendant zum Grammy räumt die Sängerin ab. Dennoch muss es 2006 werden, bis "Somebody Outside" in Deutschland erscheint. Wenige Monate später folgt dafür bereits der Zweitling. Geschrieben zwischen Konzerten und Interviewterminen schlägt "Separation Road" (2007) in die gleiche Kerbe wie ihr Debüt.
Diesmal paart Ternheim ihren schüchternen Songwriter-Sound mit teilweise pompösen Streicherarrangements. Eine Entwicklung, die zu ihrem dritten Werk "Leaving On A Mayday" (2009) führt, das erstmals in den USA entsteht.
Trotz der Adaption amerikanischer Roots-Elemente überwiegt der skandinavisch geprägte Folk im Output der Schwedin auch auf "The Night Visitor" (2011). Gefühlvolle Melodiebögen veredelt sie mit klarem und warmem Gesang.
Für den Nachfolger "For The Young" (2016) gewinnt sie zwar Jazz-Musiker wie Gitarrist Marc Ribot, verliert sich aber zu sehr im Seichten. Ganz anders "All The Way To Rio" (2018), das wieder eine Rückbesinnung zu alter Stärke darstellt. "A Space For Lost Time" (2019) fällt demgegenüber poppiger aus, ohne jedoch die Melancholie zu vernachlässigen.
Obwohl Anna Ternheim mittlerweile in New York lebt und gerne Neues ausprobiert, zeichnet ihre Musik zum größten Teil eine gewisse nordische Beständigkeit aus.
© Laut
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