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Marteria|Zum Glück in die Zukunft II

Zum Glück in die Zukunft II

Marteria

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"Nimm die Welle mit, bis die Welle bricht." Getreu seiner eigenen Vorgabe, ergibt sich Marteria der grassierenden Fortsetzungsseuche. Seinem neuen Baby ist kein neuer Titel vergönnt. Wozu auch? Man möchte an vergangene Erfolge anknüpfen, und offenbar soll das noch der Dümmste merken.

Im vorliegenden Fall: ein echt überflüssiges Unterfangen, rekrutiert Marteria sein Publikum ja nicht unbedingt in den tumbsten Rap-Konsumentenkreisen. Anzunehmen, dass seine Hörer die Zusammenhänge, Anknüpfungspunkte und Parallelen zu "Zum Glück In Die Zukunft" sogar kapiert hätten, hätte er seinen aktuellen Wurf weniger plakativ benamst.

Aber ... aber ... vom Pate stehenden Film existieren doch schließlich auch mehrere Teile. Zudem habe Marteria, wie er dieser Tage in zahlreichen Interviews erklärt, "Zum Glück In Die Zukunft" von Beginn an als Zweiteiler konzipiert. Ach, was solls! Der Qualität der Platte tut der einfallslose Titel jedenfalls keinen Abbruch.

Gleich das schlicht "Intro" betitelte Intro fegt etwaige Befürchtungen vom Tisch, der einst so mächtige Sound könne Zugeständnisse an den Geschmack eines Massenpublikums machen. Fast unmerklich gerät das anfangs anheimelnd nostalgisch klimpernde Klavier in Schräglage und gleitet, gekonnt geloopt, in subversive Gefilde. Wieder tritt das Produzententeam The Krauts Scheunentore in raumgreifende Klangwelten auf, die Mr. Marteria dann ein- und überrennt.

Auf "Zum Glück In Die Zukunft II" wirken Melodie und Aufstand, Randale und Besinnlichkeit plötzlich gar nicht mehr wie Gegensätze, eher schon wie zwei ungleiche Brüder, die, ein wenig erschöpft zwar, aber durchaus zufrieden, gemeinsam das Morgenrot heraufdämmern sehen. "Evolution wird mit R geschrieben."

Noch immer pflegt Marteria keinen besonders abwechslungsreichen Vortrag. Noch immer trösten seine markante Stimme, sein scharfes Auge, seine Fähigkeit, Beobachtungen und Stimmungen in Worte zu übersetzen, sowie seine aufs äußerste kultivierte Hingabe an die Sprache über die Monotonie seines Stils mehr als nur hinweg. Ähnlich lässiges Spiel mit Doppel- und Mehrdeutigkeiten, Zwischentönen und Nuancen bekommt man in Rap-Deutschland bedauerlicherweise immer noch nicht an jeder Straßenecke vorgeführt.

Rap mag vielleicht kein Abitur brauchen. Ein weiter Horizont schadet ihm dagegen so wenig wie eine Erlebenswelt, die nicht am Brett vor der eigenen Rübe endet. In Marteria bekommt man es mit einem angenehm schlauen, weitgereisten und entsprechend aufgeschlossenen Charakter zu tun. Wer die Welt gesehen hat, hält den eigenen Bauchnabel halt nicht mehr für soooo furchtbar interessant. Statt der weit verbreiteten Großkotzigkeit das Ruder zu überlassen, tönt bei ihm aus jeder Zeile, aus jedem Takt Mondänität - noch in der ursprünglichen Wortbedeutung.

So erzählt Marteria vom Reisen, von Aufbruch, Ankommen, aber auch vom Innehalten. Er reflektiert seine eigene Entwicklung und die einer ganzen Generation, die dem dauerbreiten Allzeit-Feierei-Stadium langsam entwächst: ein Zustand, den man gelegentlich bedauerlich, alles in allem aber ganz angenehm finden kann. Lebensphasen enden, neue beginnen. "Du glaubst nicht an Wunder?" Wer sich entspannt treiben lässt und den Lauf der Dinge mit einer guten Portion Humor betrachtet, muss es eigentlich bemerken: "Sie sind überall."

Für "Gleich Kommt Louis" springt Marteria in der Zeit zurück und schreibt aus der Perspektive seines jüngeren Mittzwanziger-Ichs, das der unmittelbar bevor stehenden Geburt seines Sohnes entgegen sieht. Das Wechselbad der Gefühle, von verängstigt und sorgenvoll zu gespannt und voll der Vorfreude, überträgt sich fast unmittelbar. Mit dem Prequel zu "Louis" legt Marteria nun schon den zweiten Beweis vor, dass Songs an und über den eigenen Nachwuchs keineswegs immer exhibitionistische Züge tragen und damit Anlass zu Fremdscham liefern müssen.

"Keiner kämpft mehr bis zum Endboss", kritisiert "Kids" aus dem Blickwinkel derselben, wenn auch mit doppelbödiger Ironie, die Trägheit derer, die scheinbar geradewegs auf die Midlife-Crisis zusteuern. Die Tage von Randale und Krawall sind zwar gezählt, und siehe: "Die Welt, sie dreht sich weiter." Willkommen in der Post-Gangsta-Ära. Der Kinderchor in der Hook nervt zwar fürchterlich, trifft mit seinem ätzenden Tonfall aber genau den gereizten Nerv.

Ganz an den Nagel gehängt hat Marteria das Rebellentum aber nicht. In ihm brodelt noch immer der Hunger der Jugend. "OMG!" Im euphorischen Trötenklang rechnet man besser jederzeit mit einer Eruption. Durch "John Tra Volta" bizzelt, flirrt und bratzt die Elektrizität, als stehe der ganze Track unter Strom. "Volkstanz Nummer eins: Electric Boogie." Die militante Atmosphäre in "Bengalische Tiger" steckt voller unterschwelliger Gewalt und wirkt ebenfalls derart aufgeladen, als genügte ein einziger Funke, um die ganze Szenerie in Brand zu setzen.

Derlei akustischen Pulverfässern gegenüber stehen die verwehte, verwaschene, vielschichtige Kulisse von "Alt & Verstaubt", die trügerische Wärme, die in "Die Nacht Ist Mit Mir" ein, zwei, viele Gläschen in Campinos Gesellschaft versprechen, oder der erz-groovige Bass in "Pionier". Perlende Pianoläufe begleiten die Bindungsangst durch "Eintagsliebe". Ähnlich melodisch gestaltet sich das Doublefeature "Glasklar / Herzglüht", für das die bewährten Mitstreiter Yasha und Miss Platnum vorbei schauen. Warum sich letztere inzwischen nicht nur als Chorus-Trulla unter Wert verkauft, sondern jetzt zudem noch überflüssige Effekte über ihren Gesang pappt, muss ich ja nicht verstehen. Endgültig elegisch wirkt "Welt Der Wunder" mit großem Streicherbahnhof.

Die musikalische Vielfalt hält mit der thematischen Bandbreite mühelos mit. Die Produktionen schwelgen enthemmt in Melodien, suhlen sich im nächsten Moment aber schon wieder genau so hemmungslos im Dreck. Dennoch erscheint "Zum Glück In Die Zukunft II" wie ein Werkstück aus einem Guss. Gut möglich, dass darin das größte Kunststück dieses Albums besteht. Ein dritter Teil, so heißt es, sei nicht mehr vorgesehen. Wer das jetzt doch ein bisschen schade findet, tröste sich mit der Aussicht auf neue Ufer: Marterias Reise ist gewiss noch nicht zuende.

© Laut

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Zum Glück in die Zukunft II

Marteria

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1
Intro
00:00:40

Marteria, Associated Performer, Main Artist, Associated Performer - Marten Laciny, Composer, Lyricist - David Conen, Composer, Keyboards, Lyricist - Dirk Berger, Composer, Guitar, Lyricist - DJ Illvibe, Composer, Keyboards, Lyricist - The Krauts, Producer - Philsen, Mixing Engineer - Robin Schmidt, Mastering Engineer - Benjamin Schäfer, Assistant Producer

(P) 2013 Four Music Productions GmbH

2
Kids (2 Finger an den Kopf)
00:03:49

Marteria, Associated Performer, Composer, Main Artist, Associated Performer, Composer - Dirk Berger, Composer, Guitar, Lyricist - Marten Laciny, Composer, Lyricist - David Conen, Composer, Keyboards, Lyricist - DJ Illvibe, Composer, Keyboards, Lyricist - Julian Williams, Chorus Master, Composer, Lyricist - Ruth "Miss Platnum" Renner, Chorus Master - The Krauts, Producer - Philsen, Mixing Engineer - Mario Wesser, Lyricist - Robin Schmidt, Mastering Engineer - Benjamin Schäfer, Assistant Producer

(P) 2013 Four Music Productions GmbH

3
OMG!
00:03:49

Marteria, Associated Performer, Main Artist, Associated Performer - Marten Laciny, Composer, Lyricist - David Conen, Composer, Keyboards, Lyricist - Dirk Berger, Composer, Guitar, Lyricist - DJ Illvibe, Composer, Keyboards, Lyricist - GARETH JONES, Synthesizer - Ruth Maria Renner, Composer - The Krauts, Producer - Philsen, Mixing Engineer - Robin Schmidt, Mastering Engineer - Benjamin Schäfer, Assistant Producer - Julian Williams, Chorus Master - Ruth "Miss Platnum" Renner, Chorus Master

(P) 2013 Four Music Productions GmbH

4
Die Nacht ist mit mir
00:04:15

Marteria, Associated Performer, Main Artist, Associated Performer - Campino, Associated Performer, Featured Artist - Marteria feat. Campino, Associated Performer - Marten Laciny, Composer, Lyricist - David Conen, Composer, Keyboards, Lyricist - Dirk Berger, Composer, Guitar, Lyricist - DJ Illvibe, Composer, Keyboards, Lyricist - Ruth Maria Renner, Composer - The Krauts, Producer - Philsen, Mixing Engineer - Robin Schmidt, Mastering Engineer - Benjamin Schäfer, Assistant Producer - Julian Williams, Chorus Master

(P) 2013 Four Music Productions GmbH

5
Alt & verstaubt
00:03:24

Marteria, Associated Performer, Main Artist, Associated Performer - Marten Laciny, Composer, Lyricist - David Conen, Composer, Keyboards, Lyricist - Dirk Berger, Composer, Guitar, Lyricist - DJ Illvibe, Composer, Keyboards, Lyricist - Christopher Noodt, Piano - Ruth Maria Renner, Composer, Lyricist - The Krauts, Producer - Julian Williams, Chorus Master - Robin Schmidt, Mastering Engineer - Ruth "Miss Platnum" Renner, Chorus Master - Benjamin Schäfer, Assistant Producer - Marc Schettler, Mixing Engineer

(P) 2013 Four Music Productions GmbH

6
Pionier
00:03:18

Marteria, Associated Performer, Main Artist, Associated Performer - Marten Laciny, Composer, Lyricist - David Conen, Composer, Keyboards, Lyricist - Dirk Berger, Composer, Guitar, Lyricist - DJ Illvibe, Composer, Keyboards, Lyricist - GARETH JONES, Synthesizer - The Krauts, Producer - Philsen, Mixing Engineer - Robin Schmidt, Mastering Engineer - Benjamin Schäfer, Assistant Producer - Julian Williams, Chorus Master - Ruth "Miss Platnum" Renner, Chorus Master

(P) 2013 Four Music Productions GmbH

7
John Tra Volta
00:03:06

Marteria, Associated Performer, Main Artist, Associated Performer - Marten Laciny, Composer, Lyricist - David Conen, Composer, Keyboards, Lyricist - Dirk Berger, Composer, Guitar, Lyricist - DJ Illvibe, Composer, Keyboards, Lyricist - The Krauts, Producer - Philsen, Mixing Engineer - Robin Schmidt, Mastering Engineer - Benjamin Schäfer, Assistant Producer - Julian Williams, Chorus Master - Mario Wesser, Lyricist - Ruth "Miss Platnum" Renner, Chorus Master

(P) 2013 Four Music Productions GmbH

8
Bengalische Tiger
00:03:30

Marteria, Associated Performer, Composer, Main Artist, Associated Performer, Composer - Dirk Berger, Composer, Guitar, Lyricist - Marten Laciny, Composer, Lyricist - David Conen, Composer, Keyboards, Lyricist - DJ Illvibe, Composer, Keyboards, Lyricist - The Krauts, Producer - Philsen, Mixing Engineer - Robin Schmidt, Mastering Engineer - Benjamin Schäfer, Assistant Producer - GARETH JONES, Synthesizer - Julian Williams, Chorus Master - Ruth "Miss Platnum" Renner, Chorus Master

(P) 2013 Four Music Productions GmbH

9
Eintagsliebe
00:03:57

Marteria, Associated Performer, Main Artist, Associated Performer - Julian Williams, Associated Performer, Chorus Master, Composer, Featured Artist - Marteria feat. Julian Williams, Associated Performer - Marten Laciny, Composer, Lyricist - David Conen, Composer, Keyboards, Lyricist - Dirk Berger, Composer, Guitar, Lyricist - DJ Illvibe, Composer, Keyboards, Lyricist - The Krauts, Producer - Marc Schettler, Mixing Engineer - Robin Schmidt, Mastering Engineer - Benjamin Schäfer, Assistant Producer - Mario Wesser, Lyricist - Ruth "Miss Platnum" Renner, Chorus Master

(P) 2013 Four Music Productions GmbH

10
Gleich kommt Louis
00:02:44

Marteria, Associated Performer, Main Artist, Associated Performer - Marten Laciny, Composer, Lyricist - David Conen, Composer, Keyboards, Lyricist - Dirk Berger, Composer, Guitar, Lyricist - DJ Illvibe, Composer, Keyboards, Lyricist - Christopher Noodt, Piano - The Krauts, Producer - Julian Williams, Chorus Master - Robin Schmidt, Mastering Engineer - Benjamin Schäfer, Assistant Producer - Pete Black, Mixing Engineer - Mario Wesser, Lyricist

(P) 2013 Four Music Productions GmbH

11
Glasklar / Herzglüht
00:06:09

Marteria, Associated Performer, Main Artist, Associated Performer - Yasha, Associated Performer, Featured Artist - Miss Platnum, Associated Performer, Featured Artist - Marteria feat. Yasha & Miss Platnum, Associated Performer - Marten Laciny, Composer, Lyricist - David Conen, Composer, Keyboards, Lyricist - Dirk Berger, Composer, Guitar, Lyricist - DJ Illvibe, Composer, Keyboards, Lyricist - Mario Wesser, Composer, Lyricist - Roland Knauf, Chorus Master - The Krauts, Producer - Philsen, Mixing Engineer - Robin Schmidt, Mastering Engineer - Benjamin Schäfer, Assistant Producer

(P) 2013 Four Music Productions GmbH

12
Auszeit
00:03:31

Marteria, Associated Performer, Main Artist, Associated Performer - Marsimoto, Associated Performer, Featured Artist - Christopher Rumble, Associated Performer, Featured Artist - Marteria feat. Marsimoto & Christopher Rumble, Associated Performer - Marten Laciny, Composer, Lyricist - David Conen, Composer, Keyboards, Lyricist - Dirk Berger, Composer, Guitar, Lyricist - DJ Illvibe, Composer, Keyboards, Lyricist - Ingmar Kappel, Composer - Nitro, Keyboards - The Krauts, Producer - Demian Kappenstein, Drums - Philsen, Mixing Engineer - Anna Fonell, Speaker - Robin Schmidt, Mastering Engineer - Benjamin Schäfer, Assistant Producer

(P) 2013 Four Music Productions GmbH

13
Welt der Wunder
00:04:17

Marteria, Associated Performer, Main Artist, Associated Performer - Marten Laciny, Composer, Lyricist - David Conen, Composer, Keyboards, Lyricist - Dirk Berger, Composer, Guitar, Lyricist - DJ Illvibe, Composer, Keyboards, Lyricist - GARETH JONES, Synthesizer - The Krauts, Producer - Julian Williams, Chorus Master - Philsen, Mixing Engineer - Robin Schmidt, Mastering Engineer - Ruth "Miss Platnum" Renner, Chorus Master - Benjamin Schäfer, Assistant Producer - Gunther Papperitz, Strings - Mario Wesser, Lyricist

(P) 2013 Four Music Productions GmbH

14
Mein Rostock
00:03:59

Marteria, Associated Performer, Main Artist, Associated Performer - Marten Laciny, Composer, Lyricist - David Conen, Composer, Keyboards, Lyricist - Dirk Berger, Composer, Guitar, Lyricist - DJ Illvibe, Composer, Keyboards, Lyricist - Based, Percussion - Julian Williams, Chorus Master, Composer - Jose Garcia Soler, Composer, Lyricist - Ruth "Miss Platnum" Renner, Chorus Master - The Krauts, Producer - Philsen, Mixing Engineer - Robin Schmidt, Mastering Engineer - Benjamin Schäfer, Assistant Producer

(P) 2013 Four Music Productions GmbH

Albumbeschreibung

"Nimm die Welle mit, bis die Welle bricht." Getreu seiner eigenen Vorgabe, ergibt sich Marteria der grassierenden Fortsetzungsseuche. Seinem neuen Baby ist kein neuer Titel vergönnt. Wozu auch? Man möchte an vergangene Erfolge anknüpfen, und offenbar soll das noch der Dümmste merken.

Im vorliegenden Fall: ein echt überflüssiges Unterfangen, rekrutiert Marteria sein Publikum ja nicht unbedingt in den tumbsten Rap-Konsumentenkreisen. Anzunehmen, dass seine Hörer die Zusammenhänge, Anknüpfungspunkte und Parallelen zu "Zum Glück In Die Zukunft" sogar kapiert hätten, hätte er seinen aktuellen Wurf weniger plakativ benamst.

Aber ... aber ... vom Pate stehenden Film existieren doch schließlich auch mehrere Teile. Zudem habe Marteria, wie er dieser Tage in zahlreichen Interviews erklärt, "Zum Glück In Die Zukunft" von Beginn an als Zweiteiler konzipiert. Ach, was solls! Der Qualität der Platte tut der einfallslose Titel jedenfalls keinen Abbruch.

Gleich das schlicht "Intro" betitelte Intro fegt etwaige Befürchtungen vom Tisch, der einst so mächtige Sound könne Zugeständnisse an den Geschmack eines Massenpublikums machen. Fast unmerklich gerät das anfangs anheimelnd nostalgisch klimpernde Klavier in Schräglage und gleitet, gekonnt geloopt, in subversive Gefilde. Wieder tritt das Produzententeam The Krauts Scheunentore in raumgreifende Klangwelten auf, die Mr. Marteria dann ein- und überrennt.

Auf "Zum Glück In Die Zukunft II" wirken Melodie und Aufstand, Randale und Besinnlichkeit plötzlich gar nicht mehr wie Gegensätze, eher schon wie zwei ungleiche Brüder, die, ein wenig erschöpft zwar, aber durchaus zufrieden, gemeinsam das Morgenrot heraufdämmern sehen. "Evolution wird mit R geschrieben."

Noch immer pflegt Marteria keinen besonders abwechslungsreichen Vortrag. Noch immer trösten seine markante Stimme, sein scharfes Auge, seine Fähigkeit, Beobachtungen und Stimmungen in Worte zu übersetzen, sowie seine aufs äußerste kultivierte Hingabe an die Sprache über die Monotonie seines Stils mehr als nur hinweg. Ähnlich lässiges Spiel mit Doppel- und Mehrdeutigkeiten, Zwischentönen und Nuancen bekommt man in Rap-Deutschland bedauerlicherweise immer noch nicht an jeder Straßenecke vorgeführt.

Rap mag vielleicht kein Abitur brauchen. Ein weiter Horizont schadet ihm dagegen so wenig wie eine Erlebenswelt, die nicht am Brett vor der eigenen Rübe endet. In Marteria bekommt man es mit einem angenehm schlauen, weitgereisten und entsprechend aufgeschlossenen Charakter zu tun. Wer die Welt gesehen hat, hält den eigenen Bauchnabel halt nicht mehr für soooo furchtbar interessant. Statt der weit verbreiteten Großkotzigkeit das Ruder zu überlassen, tönt bei ihm aus jeder Zeile, aus jedem Takt Mondänität - noch in der ursprünglichen Wortbedeutung.

So erzählt Marteria vom Reisen, von Aufbruch, Ankommen, aber auch vom Innehalten. Er reflektiert seine eigene Entwicklung und die einer ganzen Generation, die dem dauerbreiten Allzeit-Feierei-Stadium langsam entwächst: ein Zustand, den man gelegentlich bedauerlich, alles in allem aber ganz angenehm finden kann. Lebensphasen enden, neue beginnen. "Du glaubst nicht an Wunder?" Wer sich entspannt treiben lässt und den Lauf der Dinge mit einer guten Portion Humor betrachtet, muss es eigentlich bemerken: "Sie sind überall."

Für "Gleich Kommt Louis" springt Marteria in der Zeit zurück und schreibt aus der Perspektive seines jüngeren Mittzwanziger-Ichs, das der unmittelbar bevor stehenden Geburt seines Sohnes entgegen sieht. Das Wechselbad der Gefühle, von verängstigt und sorgenvoll zu gespannt und voll der Vorfreude, überträgt sich fast unmittelbar. Mit dem Prequel zu "Louis" legt Marteria nun schon den zweiten Beweis vor, dass Songs an und über den eigenen Nachwuchs keineswegs immer exhibitionistische Züge tragen und damit Anlass zu Fremdscham liefern müssen.

"Keiner kämpft mehr bis zum Endboss", kritisiert "Kids" aus dem Blickwinkel derselben, wenn auch mit doppelbödiger Ironie, die Trägheit derer, die scheinbar geradewegs auf die Midlife-Crisis zusteuern. Die Tage von Randale und Krawall sind zwar gezählt, und siehe: "Die Welt, sie dreht sich weiter." Willkommen in der Post-Gangsta-Ära. Der Kinderchor in der Hook nervt zwar fürchterlich, trifft mit seinem ätzenden Tonfall aber genau den gereizten Nerv.

Ganz an den Nagel gehängt hat Marteria das Rebellentum aber nicht. In ihm brodelt noch immer der Hunger der Jugend. "OMG!" Im euphorischen Trötenklang rechnet man besser jederzeit mit einer Eruption. Durch "John Tra Volta" bizzelt, flirrt und bratzt die Elektrizität, als stehe der ganze Track unter Strom. "Volkstanz Nummer eins: Electric Boogie." Die militante Atmosphäre in "Bengalische Tiger" steckt voller unterschwelliger Gewalt und wirkt ebenfalls derart aufgeladen, als genügte ein einziger Funke, um die ganze Szenerie in Brand zu setzen.

Derlei akustischen Pulverfässern gegenüber stehen die verwehte, verwaschene, vielschichtige Kulisse von "Alt & Verstaubt", die trügerische Wärme, die in "Die Nacht Ist Mit Mir" ein, zwei, viele Gläschen in Campinos Gesellschaft versprechen, oder der erz-groovige Bass in "Pionier". Perlende Pianoläufe begleiten die Bindungsangst durch "Eintagsliebe". Ähnlich melodisch gestaltet sich das Doublefeature "Glasklar / Herzglüht", für das die bewährten Mitstreiter Yasha und Miss Platnum vorbei schauen. Warum sich letztere inzwischen nicht nur als Chorus-Trulla unter Wert verkauft, sondern jetzt zudem noch überflüssige Effekte über ihren Gesang pappt, muss ich ja nicht verstehen. Endgültig elegisch wirkt "Welt Der Wunder" mit großem Streicherbahnhof.

Die musikalische Vielfalt hält mit der thematischen Bandbreite mühelos mit. Die Produktionen schwelgen enthemmt in Melodien, suhlen sich im nächsten Moment aber schon wieder genau so hemmungslos im Dreck. Dennoch erscheint "Zum Glück In Die Zukunft II" wie ein Werkstück aus einem Guss. Gut möglich, dass darin das größte Kunststück dieses Albums besteht. Ein dritter Teil, so heißt es, sei nicht mehr vorgesehen. Wer das jetzt doch ein bisschen schade findet, tröste sich mit der Aussicht auf neue Ufer: Marterias Reise ist gewiss noch nicht zuende.

© Laut

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