Marble

Albumbeschreibung

Groß zu denken, hat eine jahrhundertelange Tradition in der Musik und inspirierte unzählige Komponisten etwa zu opulenten sinfonischen Werken. Warum sollte dies also im Jazz anders sein? Und so baute die 2018 mit dem WDR-Jazzpreis für Komposition ausgezeichnete Bassistin Hendrika Entzian um ihr glänzendes Quartett mit Matthew Halpin (Saxofon), Simon Seidl (Klavier) und Fabian Arends (Schlagzeug) kurzerhand eine klassisch mit Bläsern plus der Gitarristin Sandra Hempel besetzte Big Band auf, um vier Tracks ihres Albums „Pivot“ für „Marble“ ins Cinemascope-Format zu bringen. Wozu sich drei neue Stücke gesellen, die ebenso eindrucksvoll wie die bekannten und nun neu erzählten Stories den souveränen Umgang der 36-jährigen Komponistin, deren Platz am Bass satt und süffig Matthias Akeo Nowak ausfüllt, mit den besonderen Herausforderungen an orchestrale Dramatik, Agogik und Dynamik demonstrieren.
Naturgemäß gibt es jede Menge Bläser-Grandezza in druckvoller Kompaktheit, deren oft rhythmische Vertracktheit sich aber immer wieder in farbenreich schillernde, filigranere Klangstrukturen auflöst. Wobei dann so fabelhafte Solisten wie der Trompeter Bastian Stein („Weekdays“), die Posaunistin Shannon Barnett („Pivot“) oder als Duo die Tenorsaxofonisten Sebastian Gille und Mathew Halpin („Limona“) prominent herausgestellt werden. Denn Hendrika Entzian balanciert ihren flexiblen Klangkörper mit feinem Gespür für nuancierte Stimmungen perfekt zwischen spannungsreich notierten, nur vordergründig konventionellen Big-Band-Sounds und improvisierten Momenten aus. Was einen imposanten Flow von erfrischender Modernität erzeugt, in den man mit Freude eintaucht. Chapeau!

© Thielmann, Sven / www.fonoforum.de