Living Sky

Albumbeschreibung

Seit dem Tod seines Leaders und Gurus im Mai 1993 steht das Sun Ra Arkestra unter der Leitung des Saxophonisten Marshall Allen (inzwischen 98 Jahre alt und seit 1958 Mitglied des Orchesters!) und entwickelt seinen afro-futuristischen, kosmischen, psychedelischen und fröhlich synkretistischen Post-(Free)-Jazz mit einer Beständigkeit und ästhetischen Integrität weiter, die Bewunderung hervorruft. Vier Jahre nach Swirling, das eine fast 24-jährige Stille ihrer Diskografie brach (A Song for the Sun, die erste CD des Orchesters, die 1999 ohne den historischen Bandleader aufgenommen wurde) und die Kontinuität dieser Philosophie auf großartige Weise bekräftigte, legt Living Sky noch einen drauf und bietet eine Musik, die, wie immer bei Sun Ra, Moderne und Tradition in einer großen universellen Geste vereint.

Mit einer Mischung aus den Klassikern der Band (Somebody Else's Idea, erstmals 1955 aufgenommen; Night of the Living Sky, Disney-Standard Wish Upon a Star) und Originalkompositionen (drei der sieben Titel stammen von Allen, darunter das programmatische und unwiderstehliche Marshall's Groove), erkundet das Album alle Dimensionen der Sun Ra-Welt. Dabei geht es nahtlos von langsamen meditativen Sequenzen, die wie interplanetarische Hymnen klingen, zu intensiven freien Improvisationen über, und würdigt die Raffinesse der Big Bands aus dem Goldenen Zeitalter des Swing. Die Arrangements, die den Reichtum an Texturen und Farben eines 18-köpfigen Orchesters mit Streichern, Perkussion, außereuropäischen und elektronischen Instrumenten zur Geltung bringen, sind stets überraschend und lösen sämtliche Stile, die im Laufe der Lieder durchlaufen wurden, von ihrem Ursprung. Sie verleihen dem Ensemble letztendlich seine unnachahmliche klangliche Handschrift. Die Flamme von Sun Ra ist noch lange nicht erloschen! © Stéphane Ollivier/Qobuz