Langgaard: Complete Works for Violin & Piano, Vol. 1

Albumbeschreibung

Der Däne Rued Langgaard (1893-1952) war einer der rätselhaftesten, exzentrischsten und faszinierendsten Komponisten – nicht nur seines kleinen Landes. Zu Lebzeiten verkannt, verachtet und als Sonderling mit Fistelstimme verspottet, wurde er von der Nachkriegs-Avantgarde, namentlich von Ligeti, als Wegbereiter der Clustertechnik bewundernd anerkannt und rehabilitiert. Ribe, das kleine Städtchen in Dänemark, in dem Langgaard die letzten Jahre seines Lebens wirkte und auch starb, richtet seinem großen Bürger zu Ehren jedes Jahr ein eigenes Festival aus.
Seit Jahren wirkt dabei in vorderster Front Berit Johansen Tange mit, die als Langgaard-Expertin schlechthin gelten darf, da sie seit 2005 für Dacapo an der Einspielung sämtlicher Klavierwerke ihres Landsmanns arbeitet. Aber auch Gunvor Sihm, ihre auf der vorliegenden CD zu hörende Geigenpartnerin, ist eine „Langgaard-Versteherin“ vor dem Herrn. Sihm hat vor rund zehn Jahren das Nightingale String Quartet gegründet, sie spielt dort die erste Geige und hat mit „ihrem“ Ensemble mittlerweile alle Streichquartette von Langgaard eingespielt.
Was passiert, wenn zwei Expertinnen sich für die Einspielung von Langgaards sämtlichen Werken für Violine und Klavier zusammentun? Man kann das auf dem frisch veröffentlichten Volume 1 bestaunen! Es gibt bei Dacapo bereits eine ältere Aufnahme aller von Langgaard publizierten Violinsonaten. Die Neuauflage wartet aber gleich mit der Weltersteinspielung einer unvollendeten Sonate auf, die zwischen 1909 und 1911 entstanden ist und den Genius des damaligen Teenagers schon sonnenhell leuchten lässt. Die zwei überlieferten Sätze dauern 25 Minuten – und stehen im krassen Gegensatz zur 1949 geschriebenen „Kurzen Violinsonate“, die vier Sätze aufweist, aber nicht einmal vier Minuten lang ist. Sihm und Tange spielen, als gälte es das Leben selbst. Ihre Lesart elektrisiert, begeistert, geht unter die Haut. Unerhört!

© Schäfer, Burkhard / www.fonoforum.de