J.S. Bach: Die Kunst der Fuge, BWV 1080

Albumbeschreibung

Bachs Fugenzyklus ist als Werk für Saitenklavier konzipiert. Doch die Organisten nehmen sich seiner gerne an – mit dem Risiko, dass die Musik im Dauerklang der Orgel besonders rigoros wirkt: größere Deutlichkeit um den Preis klanglichen Charmes. Nicht in diese Falle geht Matthias Maierhofer an der Orgel der Dresdner Hofkirche von 1755, dem größten erhaltenen Werk des legendären Orgelbauers Gottfried Silbermann. Maierhofer greift nicht auf die posthume Druckfassung der „Kunst der Fuge“ zurück, sondern auf das Manuskript, das Bach bereits um 1742 abgeschlossen hatte. Es weicht in Satzfolge und kompositorischen Details von der Druckfassung ab; vor allem aber ist es auf den elften Satz als Höhepunkt hin angelegt, eine Fuge mit drei Themen in spektakulärer, chromatisch zugespitzter Verdichtung. Maierhofer betont dieses Konzept durch die Registrierung im grandiosen 16’-Plenum mit Posaunenbass und 32’-Grundlage. Maierhofers Spiel ist an den historischen Beschreibungen des Clavierspiels der Bach-Zeit geschult; er kultiviert ein kantables „ordentliches Fortgehen“ – ein von Bachs Schülern beschriebenes dichtes Non-legato –, meidet aber jegliche Starrheit. Angenehm öffnet er Anschlag und Metrum hin zu einem singend-expressiven Spiel. Besonderen Charme entfaltet seine Interpretation, weil er die Farben des herrlichen Instruments voll ausnutzt, von den kraftvollen Prinzipalklängen über ein französisches Zungenplenum bis zu intimster Tongebung in der sechsten Fuge, die im zart sprechenden Gedackt mit Tremulant erklingt; oder im komplexen zehnten Satz, der sich im Klang der Vox humana ganz transparent entfaltet. Maierhofers sicheres Urteil für Klang und Dramaturgie des Zyklus, sein lebendiges Spiel und die klare und weiträumige Aufnahme machen diese „Kunst der Fuge“ zu einem reinen Vergnügen.
© Sprondel, Friedrich / www.fonoforum.de