Domenico Scarlatti: Stabat Mater & Other Works

Le Caravansérail, Emmanuelle de Negri, Paul-Antoine Benos-Djian, Bertrand Cuiller

Erschienen am 08.04.22 bei harmonia mundi
Künstler: Le Caravansérail Emmanuelle de Negri Paul-Antoine Bénos-Djian Bertrand Cuiller
Genre: Klassik

Digitales Booklet

Verfügbar in

24-Bit/192 kHz Stereo

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Nehmen Sie sich vor Kritikern in Acht. Als 1720 eine überarbeitete Fassung von Domenico Scarlattis Oper Amor d'un'ombra e gelosia d'un'aura aus dem Jahr 1714 im King's Theatre, Haymarket, aufgeführt wurde, schrieb Charles Burney einen freundlichen Verriss. "Es gab zwar viele neue, angenehme Passagen und Effekte", erklärte Londons geschätzter Musikkritiker, "jedoch wären alle, die die originellen und lustigen Einfälle in der Cembalomusik dieses Komponisten kennen, von diesen nüchternen und geradezu eintönigen Arien überrascht". In den folgenden Jahrhunderten blieb die Meinung der Kritiker, dass Scarlattis beste Werke nicht unter seinen Vokal- oder Instrumentalkompositionen zu finden seien, sondern unter den 555 Cembalosonaten, die er für die aus Portugal stammende Königin von Spanien, María Bárbara, geschrieben hat, weitgehend bestehen.

Doch nun liegt uns hier ein genreübergreifendes Scarlatti-Programm von Bertrand Cuiller und seinem Originalklang-Ensemble, Le Caravansérail, vor, das dem Hörer die Möglichkeit bietet, sich seine eigene Meinung von Scarlattis Tragweite zu bilden. Allerdings ist es bei dem herrlichen Repertoire und den ausgezeichneten Darbietungen völlig klar, auf welcher Seite Cuiller uns finden möchte. Nicht zuletzt wird der Hörer gleich zu Beginn stark umworben: das Album beginnt mit der berühmten Sonate in G-Dur, K. 144, die jedoch nicht auf dem Cembalo, sondern von der Harfenistin Bérengère Sardin in bezaubernder Zartheit, Wärme und hoffnungsvoller Sublimität dargeboten wird.

Und während Sie noch ganz unter dem Eindruck der Harfenklänge stehen, erklingt eines der wenigen erhaltenen Beispiele für Scarlattis geistliche Musik, das Stabat Mater in c-Moll mit seiner reichen, zehnstimmigen Textur, die nur von einem Basso continuo begleitet wird. Ihre Aufmerksamkeit wird sofort von den harfenähnlichen Klängen der Erzlaute aus der Continuo-Gruppe angezogen und Sie werden so für die Poesie der Begleitung besonders empfänglich, auch wenn sich die reinen Singstimmen, die selbst den üppigsten kontrapunktischen Passagen der Partitur Präzision und Klarheit verleihen, darüber ausbreiten und einander umranken.

Darauf folgt ein instrumentaler Festschmaus in d-Moll: die düstere, ausdrucksstarke Interpretation der Sonate K. 90 – einer der wenigen Cembalosonaten, bei der für die Melodielinie ein Soloinstrument eingesetzt werden kann – durch die Geigerin Leila Schayegh. Nach der gewandten und eindringlichen Interpretation einer weiteren Cembalosonate in der von Charles Avison überarbeiteten Fassung für „Concerto grosso“ durch das Ensemble verzaubert Cuiller selbst mit hauchzarter Lyrik in der Cembalosonate K. 213.

Was Scarlattis weltliche Vokalwerke betrifft, so können sich die Arien aus Amor d'un'ombra e gelosia d'un'aura dank der engagierten Darbietungen der Sopranistin Emmanuelle de Negri und des Countertenors Paul-Antoine Bénos-Djian ohne weiteres behaupten. Ein Höhepunkt des Albums ist der rhythmische melancholische Ausdruck, den de Negri der Arie "Pur nel sonno almen tal'ora vien colei" aus der Kantate "Pur nel sonno almen" verleiht – ein Gedicht von Metastasio, das Scarlatti vom Star-Countertenor Farinelli erhalten und ihn zu Höchstleistungen inspiriert zu haben scheint.

Kurzum, im Fall Cuiller gegen Burney ist das ein Sieg für Cuiller. Und natürlich auch für Scarlatti. © Charlotte Gardner/Qobuz

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Domenico Scarlatti: Stabat Mater & Other Works

Le Caravansérail

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Sonata in G Major, K. 144 (Version for Solo Harp)

Bérengère Sardin