Yesun

Albumbeschreibung

Ausgesprochen breit aufgestellt zeigt sich einmal mehr der kubanische Pianist Roberto Fonseca: Klassik, Jazz, Funk, afrokubanische Rhythmen, Reggaeton, Rap – das Ganze überwölbt von der Spiritualität des Santería-Kults. Bei ihm kommt all dies organisch zusammen und mündet in einen Sound, der ihn von anderen international bekannt gewordenen Pianisten der Insel abhebt.
Eine Vielseitigkeit, die gewachsen ist. Nach klassischem Klavierunterricht vom Jazz infiziert, nach Kompositionsstudium als Jazzmusiker unterwegs, lernte Fonseca schließlich beim Buena Vista Social Club, Ibrahim Ferrer und Omara Portuondo das ABC kubanischer Tradition bei den Legenden höchstselbst. Nichts davon ging bei ihm verloren. In seiner eigenen Musik gehen Tradition und Erneuerung aufs Schönste Hand in Hand.
Das Album „Yessun“ spielte er mit seinem Kerntrio ein, er selbst an Klavier und diversen Keyboards, singende und spielende Gäste steuern weitere stilistisch-klangliche Farben bei. Der libanesische Vierteltontrompeter Ibrahim Maalouf etwa legt Linien, die zwischen Oriental und Mariachi changieren, über einen Mix aus kubanischen Rhythmen („Kachucha“), während Tenorkoryphäe Joe Lovano über ein Gebräu aus Keyboards, Background-Vocals, Händeklatschen und Perkussion soliert („Vivo“). Klassisch inspiriert gibt sich „Por ti“, das Thema mit gestrichenem Bass vor Klavier mit dramatischer Spannungskurve. Und wenn Fonseca mit Moog-Synthesizer („Motown“) oder Vocoder-Gesang („Clave“) über mal funkige, mal traditionell kubanische Rhythmen („Mambo pa la niña“) spielt, outet er sich en passant als großer Fan des Sounds der 1970er.

© Klostermann, Berthold / www.fonoforum.de