To The Earth

Albumbeschreibung

Einen Dinosaurier stellt man sich anders vor, uralt, dickhäutig, schwerfällig und vor allem: ausgestorben. Das Quartett Dinosaur der britischen Trompeterin und Komponistin Laura Jurd besteht seit zehn Jahren – im Jazz fast eine Ewigkeit –, kommt aber herzerfrischend jung, lebendig und beweglich daher. Als Trompete spielende Bandleaderin ist die 30-jährige Jurd eine rare Erscheinung, als Komponistin, die auch Orchester- und Kammermusik schreibt und an einem Londoner Konservatorium unterrichtet, eine ausgesprochene Grenzgängerin. Ihr Quartett zählt zu den interessantesten Acts auf der Insel, nicht zuletzt dank Mitwirkung des Pianisten/Keyboarders Elliot Galvin.
Schon das Titelstück des aktuellen Albums weckt Neugier: Über eine simple Bassfigur mit kleinen Einsprengseln vom Klavier legt die Trompeterin ein positiv gestimmtes, leichtfüßiges Thema mit übermütigen bis versonnenen Trillern – schönes Beispiel für die Handschrift der Komponistin. Pianist Galvin, selbst einer der spannendsten Aufsteiger des Brit-Jazz, ist als Begleiter für allerhand Überraschungen gut. Hier ein simples Pling, da ein kleines Tongeriesel, anderswo ein paar pointierte Akkorde – sparsamer geht’s kaum. Seine Einfälle verblüffen, leuchten aber völlig ein.
Spielt man mit dem Blues („Slow Lois“) oder nimmt sich als einzige Fremdnummer Billy Strayhorns „Absinthe“ vor, klingt Jurds Trompete breit und growlig à la Lester Bowie, mit Flügel- und Tenorhorn deutet die Leaderin Bläsersätze an. Galvin wiederum zwinkert bei einem Solo schon mal in Richtung Monk. Die Tradition hat unser Dinosaurier also intus – und macht da munter und ideenreich weiter.

© Klostermann, Berthold / www.fonoforum.de